Der Erretter als Vorbild: Wachstum in vier wichtigen Bereichen
Wir wissen nicht viel über die Kindheit und Jugend Jesu Christi, aber Lukas 2:52 gibt uns einen wichtigen Hinweis.
Ich soll was machen?“
Ich hatte zugehört. Wirklich. Der Ausbilder hatte meinen Gurt überprüft, mir genau gezeigt, wie ich das Seil lösen musste, und mir sogar in die Augen geblickt und gesagt: „Ich lasse dich nicht fallen!“
Aber in diesem entscheidenden Augenblick zitterte und schwitzte ich nur, und mein Blick fiel über meine Schulter in die klaffende Tiefe. Ich wusste, dass ich den ersten Schritt machen musste.
Und zwar von einer Klippe hinab.
Kann schon sein, dass du noch nie wie ich buchstäblich von einer Klippe springen musstest und gehofft hast, dass du gut genug vorbereitet bist, dich sicher abzuseilen. Geistig gesehen warst du aber bestimmt schon einmal in einer solchen Lage. Zum Beispiel, wenn du allein in den heiligen Schriften studierst oder deine Lehrer für die wahre Lehre und wahren Grundsätze Zeugnis ablegen. Dann spürst du, wie der Geist dich dazu auffordert, so zu handeln, dass du wie der Erretter werden kannst. Du möchtest diesen Schritt begeistert gehen und dem Herrn zeigen, wie ernst du sein Evangelium nimmst.
Aber dann fragst du dich, wie genau du das eigentlich bewerkstelligen sollst.
Das, was gerade noch klar und machbar erschien, wird auf einmal unklar. Du stehst an der Kante einer geistigen Klippe und bist dir unsicher, ob du richtig ausgerüstet und vorbereitet bist, entsprechend der Wahrheit, die du empfangen hast, zu handeln.
Du willst ja wie Christus werden: Nur wie geht man das eigentlich an?
Zurück zum Anfang
Der Erretter begann sein irdisches Leben auf die gleiche Weise wie du und ich: als kleines Kind. Schritt um Schritt wuchs Jesus heran, genau wie auch wir (siehe Lehre und Bündnisse 93:11-17). Er lernte laufen, sprechen, lachen. Er lernte arbeiten, lesen und wie man miteinander umgeht.
Tatsächlich steht sogar in Lukas 2:52 beschrieben, auf welche Weise der Herr heranwuchs: „Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.“
Wenn wir wie der Erretter werden wollen, können wir seinem Beispiel nacheifern.
Schauen wir uns also dieses Muster an, um selbst zu erkennen, wie es tatsächlich möglich ist, wie Jesus Christus zu werden.
An Weisheit zunehmen
Gott hat unseren Verstand mit der erstaunlichen Fähigkeit ausgestattet, Wissen zu beurteilen, zu verarbeiten und umzusetzen. Fakten, Zahlen, Fertigkeiten, Vorgänge – wir können uns fast unbegrenztes Wissen aneignen!
Doch wie der Erretter sollen wir darum bemüht sein, an Weisheit zuzunehmen, nicht nur an Wissen. Weisheit ist die Fähigkeit, Wissen korrekt anzuwenden, eigene Entscheidungen nachvollziehen zu können und uns richtig zu entscheiden.
Elder James E. Talmage (1862–1933) vom Kollegium der Zwölf Apostel sagte einmal: „Weisheit bedeutet, Wissen richtig anzuwenden.“1 Er erklärte auch, wie der Erretter Weisheit erlangt hatte: „Er speicherte Wissen durch Studium und erlangte Weisheit durch Gebet, Nachdenken und Anstrengung.“2 Alma sagte zu seinem Sohn Helaman: „O denke daran, mein Sohn, und lerne Weisheit in deiner Jugend; ja, lerne in deiner Jugend, die Gebote Gottes zu halten.“ (Alma 37:35; Hervorhebung hinzugefügt.) Überleg nur: Durch Glauben, Studium und Gehorsam kann man noch besser Wissen erlangen und an Weisheit zunehmen.
Körperlich heranwachsen
Nephi war groß und stark. In den heiligen Schriften wird er als „groß von Gestalt“ bezeichnet (1 Nephi 2:16). Das trifft auf mich nicht zu. Der Herr hatte für Nephi ganz andere Aufgaben vorgesehen, und daher war sein Körper für andere Tätigkeiten geschaffen als meiner. Nephi musste ein Schiff bauen, Nahrung für seine Familie beschaffen und ihr helfen, die Reise durch die Wildnis zu bestehen.
Unser physischer Körper hat alles, was man braucht, um auf der Erde leben und das Leben genießen zu können. Gottes Schöpfung hat es vorgesehen, dass der Körper eines Neugeborenen nach und nach wächst. Wir müssen im Laufe der Jahre keine weiteren Organe oder Gliedmaßen entwickeln, denn unser Körper ist bereits mit all diesen Bestandteilen erschaffen worden. Weitere „Montageteile“ sind also nicht nötig. Damit wir aber Gott und unseren Mitmenschen dienen können, müssen wir unseren Körper gesund halten.
Der physische Körper ist ein Tempel oder eine Wohnstätte, perfekt gestaltet für unseren Geist (siehe 1 Korinther 3:16,17; 6:19,20). Präsident Russell M. Nelson hat gesagt: „Ihr Körper, wie auch immer er beschaffen sein mag, ist eine wunderbare Schöpfung Gottes. Er ist eine Wohnstätte aus Fleisch – ein Tempel für den Geist.“3
Weil wir sterblich sind, erfährt unser Körper vielleicht Herausforderungen, Behinderung und Schmerz, doch der Vater im Himmel hat den Körper auf derart vollkommene Weise gestaltet, dass er gut bewältigen kann, was uns das Erdenleben bereithält.
Gefallen bei Gott
Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Die wichtigste und oberste Wahrheit in alle Ewigkeit besteht darin, dass Gott uns mit seinem ganzen Herzen, aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft liebt.“4
Gott liebt dich. Selbst wenn du einmal einen schlechten Tag hast, liebt er dich – mit all deinen Stärken, Schwächen, Fragen und Hoffnungen. Wie also kannst du „Gefallen bei Gott“ finden? Zeig ihm, dass du ihn ebenfalls liebst!
Jesus hat seinen Jüngern einmal gesagt: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ (Johannes 14:15.) Dein Gehorsam zeigt deine Liebe zu Gott. Wenn du bereit bist, bei kleinen Taten im Alltag gehorsam zu sein, bereitest du dich darauf vor, auch auf künftige Aufforderungen des Herrn zu hören und größere Aufgaben zu bewältigen.
Gefallen bei den Menschen
Überraschung! „Gefallen bei den Menschen“ heißt nicht, in den sozialen Netzwerken die längste Freundesliste zu haben.
Jesus zeigte uns einen anderen Weg, Einfluss zu üben – und von wem er sich beeinflussen ließ. Er zog umher und tat Gutes‚ „denn Gott war mit ihm“ (Apostelgeschichte 10:38).
Präsident Henry B. Eyring, Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, hat einmal gesagt: „Ich kann mich erinnern, als sei es heute gewesen, wie Freunde vor langer Zeit mein Leben positiv beeinflusst haben. Sie sind fort, doch die Erinnerung an ihre Liebe, ihr Beispiel, ihren Glauben und ihr Zeugnis erhebt mich noch heute.“5
Du kannst deinen Einfluss vergrößern, wenn du ein Freund bist, der andere zum Guten lenkt. In der Broschüre Für eine starke Jugend wird darauf hingewiesen, wie das geht: „Zeigt aufrichtig Interesse an anderen, lächelt und lasst sie wissen, dass sie euch am Herzen liegen. Behandelt jedermann freundlich und respektvoll und verurteilt und kritisiert eure Mitmenschen nicht. … Freundet euch insbesondere auch mit jemandem an, der schüchtern oder einsam ist, vielleicht eine Behinderung hat oder sich ausgeschlossen fühlt.“6
Denk einmal an diejenigen, die du aufrichtig bewunderst und respektierst – diejenigen, die deinen Gefallen gefunden haben. Welche Eigenschaften haben sie entwickelt, die dich an Jesus Christus erinnern? Denn so gut unsere Freunde auch sein mögen: Jesus Christus ist unser allerbester Freund, und seinem Beispiel sollen wir nacheifern.
Alles ist miteinander verbunden
„Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.“ (Lukas 2:52.) Wenn du dich so entwickelst, wie der Erretter es dir vorgelebt hat, wirst du bemerken, wie die einzelnen Punkte hervorragend zusammenwirken und du tatsächlich so wirst wie er. Dein Verstand, dein Körper und dein Geist wirken zu deinem Guten zusammen und du bist in der Lage, viele Menschen zum Guten zu lenken und Gott „mit ganzem Herzen, aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft“ zu dienen (siehe Lehre und Bündnisse 4:2).