Die Fähigkeit, mit Glauben zu bestätigen
Wenn Sie die Hand zur Bestätigung heben, versprechen Sie Gott, dessen Diener dies sind, dass Sie sie unterstützen werden
Oftmals habe ich miterlebt, wie sich Priestertumsführer für den Glauben und die Unterstützung derer, denen sie dienen, bedanken. Die Rührung in ihrer Stimme ließ erkennen, dass diese Dankbarkeit tief empfunden und echt war. Ich möchte Ihnen heute versichern, dass der Herr dankbar dafür ist, dass Sie die Diener in seiner Kirche in ihrem Amt bestätigen und unterstützen. Und ich möchte Sie anspornen, dass Sie diese Fähigkeit, andere mit Ihrem Glauben zu unterstützen, nutzen und weiterentwickeln.
Schon vor Ihrer Geburt haben Sie diese Fähigkeit an den Tag gelegt. Denken wir einmal an das zurück, was wir über die Zeit vor unserer Geburt, die Geisterwelt, wissen. Der Vater im Himmel hat damals einen Plan für seine Kinder vorgestellt. Wir waren dabei. Luzifer, unserer Geistbruder, war gegen den Plan, der uns Entscheidungsfreiheit gewähren sollte. Jehova, der geliebte Sohn des himmlischen Vaters, unterstützte den Plan. Luzifer führte einen Aufstand an. Jehova, der mit seiner Stimme Unterstützung zusagte, setzte sich durch, und er bot sich aus freien Stücken als unser Erretter an.
Die Tatsache, dass Sie heute auf Erden leben, gibt uns die Gewissheit, dass Sie den Vater und den Erretter unterstützt haben. Schon damals brauchten wir Glauben an Jesus Christus, um den Plan des Glücklichseins samt der Rolle Jesu darin zu unterstützen, wo wir doch so wenig von den Herausforderungen wussten, die im Erdenleben auf uns zukommen sollten.
Der Glaube, den Sie ausüben, wenn Sie die Diener Gottes im Amt bestätigen und unterstützen, ist auch in diesem Leben ausschlaggebend für Ihr Glücklichsein. Als Sie der Aufforderung eines Missionars folgten und beteten, ob das Buch Mormon das Wort Gottes sei, handelten Sie im Glauben und unterstützten so einen Diener Gottes. Als Sie der Aufforderung, sich taufen zu lassen, nachkamen, unterstützten Sie einen demütigen Diener Gottes.
Als Sie damit einverstanden waren, dass Ihnen jemand die Hände auflegt und sagt: „Empfange den Heiligen Geist!“, unterstützten Sie diesen Mann als Träger des Melchisedekischen Priestertums.
Seit damals unterstützen Sie dadurch, dass Sie treu dienen, einen jeden, der Ihnen das Priestertum übertragen hat, und einen jeden, der Sie zu einem Amt im Priestertum ordiniert hat.
Am Anfang Ihrer Erfahrungen im Priestertum bestand diese Unterstützung einfach darin, dass Sie einem Diener Gottes vertraut haben. Inzwischen sind viele von Ihnen an eine Stelle vorgerückt, wo diese Unterstützung mehr erfordert.
Sie entscheiden selbst, ob Sie alle unterstützen wollen, die der Herr beruft – und zwar ganz gleich, zu welcher Aufgabe. Diese Entscheidung treffen Sie bei Konferenzen auf der ganzen Welt. Auch heute war das der Fall. Bei diesen Versammlungen werden die Namen von Männern und Frauen – Dienern Gottes – vorgelesen, und Sie werden gebeten, sie durch Handzeichen in ihrem Amt zu bestätigen und zu unterstützen. Sie können ihnen diese Unterstützung verweigern oder ihnen Ihren Glauben und Ihre Unterstützung zusichern. Wenn Sie die Hand zur Bestätigung heben, geben Sie ein Versprechen ab. Sie versprechen Gott, dessen Diener dies sind, dass Sie sie unterstützen werden.
Es sind unvollkommene Menschen, so wie Sie auch. Dieses Versprechen zu halten erfordert unerschütterlichen Glauben daran, dass der Herr sie berufen hat. Wenn man dieses Versprechen hält, bringt dies ewiges Glücklichsein mit sich. Wenn man dieses Versprechen bricht, bringt man Kummer über sich und seine Lieben – ja, sogar unvorstellbare Verluste.
Sie wurden vielleicht schon gebeten – oder werden es noch –, Ihren Bischof, Pfahlpräsidenten, die Generalautoritäten und sonstige führende Amtsträger der Kirche im Amt zu bestätigen. Das kann bei einer Konferenz geschehen, bei der Ihnen Beamte und Führer der Kirche zur Bestätigung vorgelegt werden. Manchmal werden Sie aber auch bei einem Gespräch mit dem Bischof oder Pfahlpräsidenten gefragt, ob Sie die Diener Gottes anerkennen.
Ich möchte Ihnen ans Herz legen, sich solche Fragen schon im Vorhinein zu stellen und eingehend und gebeterfüllt darüber nachzudenken. Beziehen Sie auch das mit ein, was Sie in letzter Zeit gedacht, gesagt und getan haben. Denken Sie daran zurück und überlegen Sie, welche Antworten Sie dem Herrn geben würden, denn Sie wissen ja, dass er Sie eines Tages danach fragen wird. Zur Einstimmung könnten Sie sich Fragen wie diese hier stellen:
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Habe ich an die menschlichen Schwächen derer gedacht, denen ich meine Unterstützung zugesichert habe, oder über deren Schwächen gesprochen?
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Habe ich nach Anzeichen dafür gesucht, dass der Herr sie leitet?
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Bin ich gewissenhaft und loyal ihrer Führung gefolgt?
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Habe ich über die Anzeichen gesprochen, an denen ich erkennen kann, dass sie Gottes Diener sind?
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Bete ich regelmäßig liebevoll und namentlich für sie?
Den meisten von uns wird bei solchen Fragen eher etwas unwohl – wir spüren, dass wir umkehren müssen. Gott hat uns geboten, andere nicht ungerecht zu richten, doch in der Praxis lässt sich das nur schwer vermeiden. Fast alles in unserem Umgang mit anderen führt schließlich dazu, dass wir sie bewerten. Und in fast allen Lebensbereichen vergleichen wir uns mit anderen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, und manche sind auch vernünftig, aber oft führt das zu einer kritischen Geisteshaltung.
Präsident George Q. Cannon hat eine Warnung ausgesprochen, die ich an Sie weitergeben möchte und der ich mich anschließe. Ich glaube, was er sagt, ist wahr: „Gott hat seine Diener auserwählt. Er nimmt für sich in Anspruch, dass es ihm überlassen bleibt, sie zu verurteilen, falls es einer Verurteilung bedarf. Er gesteht uns nicht zu, sie zu tadeln und zu verurteilen. Niemand, auch wenn er noch so stark im Glauben ist und ein noch so hohes Amt im Priestertum innehat, kann schlecht über die Gesalbten des Herrn reden oder an Gottes Vollmacht auf Erden Fehler finden, ohne sein Missfallen zu erregen. Der Heilige Geist zieht sich von so einem Menschen zurück, und er gerät in Finsternis. Da dem so ist – sehen Sie nicht, wie wichtig es ist, vorsichtig zu sein?“1
Im Allgemeinen beobachte ich, dass sich die Mitglieder der Kirche überall auf der Welt untereinander und gegenüber denen, die über sie präsidieren, loyal verhalten. Es gibt jedoch Punkte, bei denen wir uns verbessern können und müssen. Wir können die Fähigkeit, einander zu unterstützen, noch ausbauen. Dazu bedarf es des Glaubens und der Anstrengung. Hier sind vier Anregungen, die wir bei dieser Konferenz in die Tat umsetzen können.
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Wir können auf konkrete Aufforderungen der Sprecher achten und gleich heute mit der Umsetzung beginnen. Dadurch erhöht sich unsere Fähigkeit, sie zu unterstützen.
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Wir können für diejenigen beten, die gerade sprechen, dass der Heilige Geist ihre Worte jemand Bestimmtem, der uns nahesteht, ins Herz tragen möge. Wenn wir später erfahren, dass unser Gebet erhört wurde, erhöht sich unsere Fähigkeit, diese Führer zu unterstützen.
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Wir können darum beten, dass bestimmte Sprecher gesegnet werden und über sich hinauswachsen, wenn sie uns ihre Botschaft überbringen. Und wenn wir dann sehen, dass sie über sich hinausgewachsen sind, können wir sie mit wachsendem Glauben unterstützen, und dieser Glaube bleibt uns erhalten.
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Wir können auf Botschaften achten, durch die ein Sprecher uns Antwort auf unsere persönlichen Gebete um Hilfe gibt. Wenn die Antworten dann kommen, und das ist gewiss der Fall, können wir mit wachsendem Glauben alle Diener des Herrn unterstützen.
Abgesehen davon, dass wir uns darin verbessern, diejenigen zu unterstützen, die in der Kirche dienen, wird uns auch bewusst, dass es noch einen weiteren Einflussbereich gibt, in dem unsere Fähigkeit, jemanden zu unterstützen, noch zunehmen kann. Und das kann dann sogar noch größere Segnungen mit sich bringen. Dieser Einflussbereich ist bei uns zuhause in der Familie.
Ich wende mich nun an die jüngeren Priestertumsträger, die mit ihrem Vater unter einem Dach wohnen. Ich möchte euch gern aus eigener Erfahrung erzählen, was es für einen Vater bedeutet, wenn er euren Glauben und eure Unterstützung spürt. Euer Vater kommt euch vielleicht ziemlich selbstsicher vor. Doch er ringt mit mehr Herausforderungen, als euch bewusst ist. Manchmal weiß er nicht, wie er all die Probleme bewältigen soll.
Dass ihr zu ihm aufschaut, hilft ihm sicherlich. Dass ihr ihn liebt, hilft ihm noch mehr. Aber was ihm am allermeisten hilft, sind aufrichtig gemeinte Worte wie: „Papa, ich habe für dich gebetet, und ich spüre, der Herr wird dir helfen. Es wird schon klappen. Das weiß ich.“
Solche Worte wirken auch in die andere Richtung – vom Vater an den Sohn. Wenn ein Sohn einen schweren Fehler begangen hat, etwa auf geistigem Gebiet, dann meint er womöglich, er habe versagt. Und vielleicht sind Sie als Vater dann überrascht, wenn Ihnen der Heilige Geist, nachdem Sie darum gebetet haben, was Sie tun können, diese Worte in den Mund legt: „Mein Sohn, ich bin immer an deiner Seite. Der Herr liebt dich. Mit seiner Hilfe schaffst du den Weg zurück. Ich weiß, es geht. Du schaffst das. Ich hab dich lieb.“
Sowohl im Priestertumskollegium als auch in der Familie wird dann, wenn wir einander mit größerem Glauben unterstützen, jenes Zion erbaut, das wir nach dem Willen des Herrn erschaffen sollen. Mit seiner Hilfe können und werden wir das schaffen. Dazu müssen wir lernen, Gott mit ganzem Herzen, aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft zu lieben und unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst.
Wenn diese reine Christusliebe in uns wächst, wird unser Herz weicher. Diese Liebe stimmt uns demütig und führt uns zur Umkehr. Unser Vertrauen in den Herrn und unser gegenseitiges Vertrauen wächst. Dann bewegen wir uns auf die Einigkeit zu, die wir erreichen können, wie der Herr es verheißen hat.2
Ich bezeuge, dass der Vater im Himmel Sie kennt und Sie liebt. Jesus ist der lebendige Messias. Dies ist seine Kirche. Wir tragen sein Priestertum. Er erkennt unsere Bemühungen an, unsere Fähigkeiten wachsen zu lassen, sie auszuüben und einander zu unterstützen. Das bezeuge ich im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.