2019
Glücklich trotz Kinderlosigkeit
Juli 2019


Stimmen von Heiligen der Letzten Tage

Glücklich trotz Kinderlosigkeit

(HH) Wir haben vor elf Jahren geheiratet und sind kinderlos – ein Thema, das häufig in der Kirche nicht angesprochen und fast tabuisiert wird. Doch mittlerweile wissen wir, dass es viele Paare gibt, die das gleiche Schicksal haben und damit hadern. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, Zeugnis zu geben für die heilende Macht des Sühnopfers Jesu Christi, seinen Plan für jeden Einzelnen von uns und die Möglichkeit, in jeder Lebenslage „glücklich zu sein“.

Aus der Sicht von Sandra:

Zu Beginn war es sehr schwer für mich, als Frau mit dem Thema Kinderlosigkeit umgehen zu können. Zumal mir immer wieder von Ärzten, Therapeuten, aber auch von Führern der Kirche und Vorbildern aus den heiligen Schriften Hoffnung gemacht wurde. Nach einer Eileiterschwangerschafts-Operation war ich am Tiefpunkt angelangt. Ich fühlte mich minderwertig und unbeachtet von meinem Vater im Himmel. Ich fand es auch schwer, darüber zu sprechen. Doch durch viele Gebete und die heiligen Schriften, die Unterstützung der Familie und die Macht des Priestertums war es mir möglich, mich mit dieser Situation abzufinden.

Ich habe beschlossen, nun das Beste daraus zu machen. Mittlerweile weiss ich, dass dies der Plan meines himmlischen Vaters ist und ich auch ohne Kinder eine wertvolle Geisttochter von ihm bin. Dank der Kinderlosigkeit kann ich für viele Menschen ein Segen sein. Durch diese Erfahrung schätze ich auch die Vollkommenheit des menschlichen Körpers sehr viel mehr. Ich weiss auch, dass ich später einmal Kinder haben werde und mir keine Segnung entgehen wird. Das Evangelium Jesu Christi ist für mich ein wertvoller Schatz, und ich möchte es nicht missen. Ich kann so viel Gutes tun und Kinder in meinem Umfeld positiv beeinflussen. Das ist schön und ich geniesse es sehr.

Aus der Sicht von Oliver:

Ich habe schon oft meinen patriarchalischen Segen gelesen und gesehen, dass mir darin Kinder „prophezeit“ wurden. Dies war gerade zu Anfang nach der Diagnose für meine Frau nicht sehr förderlich. Teilweise habe ich sehr mit meinem Vater im Himmel gehadert und oft gefragt: Warum wir? Die Antwort kam oft im Gebet, mit einem tröstenden und verständnisvollen Gefühl durch den Heiligen Geist. Das hat mich berührt und auch weiterhin nicht daran zweifeln lassen, dass die Lehre Jesu Christi wahr ist. Hinzu kamen auch viele Gespräche mit der Familie, Freunden und Führern der Kirche, die oft auch behutsam waren und nicht gefragt haben: „Ihr seid doch nun eine Zeit verheiratet, möchtet ihr keine Kinder?“ Ich habe das schon bei anderen Paaren erlebt und kann mittlerweile nachfühlen, wie weh das tun kann, wenn man Kinder haben möchte und diese nicht kommen.

Mittlerweile kann ich gut mit der Situation umgehen und bin auch nicht mehr eifersüchtig oder gekränkt, wenn andere Paare Kinder bekommen und wir nicht. Im Gegenteil. Ich habe gelernt, mit der Situation umzugehen und das Beste daraus zu machen. So bin ich von Herzen dankbar, dass wir mittlerweile fünf Patenkinder aus der Familie haben und uns so nicht langweilig wird. Manchmal hat es auch Vorteile, keine Kinder zu haben. Die Zweisamkeit ist intensiver, und wir können uns auch vermehrt auf unsere Kirchenberufungen konzentrieren und darauf, anderen Menschen zu dienen. Dies bereichert mich immer wieder. Ich bereise gerne die Welt, und so haben wir uns dies etwas zum Hobby gemacht und können auch so die Schönheiten der Erde betrachten.

Wir möchten Zeugnis geben, dass wir uns nicht minderwertig fühlen, weil wir keine Eltern sind. Es gab Zeiten, in denen wir dieses Gefühl hatten und auch unsere Ehe auf die Probe gestellt wurde. Doch durch das Sühnopfer Jesu Christi durften wir spüren, dass er auch für diese Schmerzen gelitten hat. Dies hat uns Trost gegeben, und heute sind wir durch all diese Erfahrungen stärker mit dem Evangelium verwurzelt als noch vor Jahren.

Zusätzlich hilft uns auch das Engagement für unsere fünf Patenkinder und auch den Rest der Familie. Wir können ohne Kinder ein Segen sein und Eltern in ihren Aufgaben unterstützen. Wir können entlasten. Wir können helfen. Ebenfalls haben wir ein Zeugnis, dass uns keine Segnung entgehen wird, wenn wir unseren Tempelbündnissen weiterhin treu bleiben und stets unsere Ehe nähren. Für uns haben wir festgestellt, dass dazu Gemeinsamkeiten gehören und das offene Gespräch innerhalb der Beziehung. So möchten wir alle in einer ähnlichen Situation dazu ermuntern, nicht aufzugeben und dem Herrn treu zu bleiben. Es lohnt sich und macht glücklich.