2021
Der Wert einer jeden Seele
Februar 2021


Komm und folge mir nach! – Lehre und Bündnisse 18 und 19

Der Wert einer jeden Seele

22. bis 28. Februar

Warum sind wir für unseren Vater im Himmel von so großem Wert?

painting of the Savior healing a man

Hebe die herabgesunkenen Hände empor, Gemälde von J. Kirk Richards

Kürzlich fühlte ich mich dazu bewogen, zu einer Familie wieder Kontakt aufzunehmen, die mein Mitarbeiter und ich vor fast 40 Jahren als junge Missionare in Brüssel unterwiesen und getauft hatten. Meine Verbindung zu der Familie war schon vor ziemlich langer Zeit eingeschlafen.

Dank der erstaunlichen modernen Technik konnte ich die Mutter besagter Familie über die sozialen Medien finden. Über Video-Chat führten wir ein sehr schönes Gespräch. Wir tauschten Erinnerungen über unsere heiligen Erlebnisse von damals aus, als ihre Familie vom wiederhergestellten Evangelium erfahren hatte.

Die Frau war leider nicht bei bester Gesundheit, und unglückliche Umstände hatten sie von ihrer Familie fortgeführt. Während des Gesprächs spürte ich, welch tiefe Liebe der Vater im Himmel und der Erretter für diese gute Schwester empfinden. Auch wenn sie sich etwas von der Kirche entfernt hatte – ich nahm wahr, welch großen, ewigen Wert sie hat. Darum sagte ich ihr, wie sehr ich sie schätze, und bezeugte, dass Gott sie liebt und auf sie achtet. Sie drückte mir ebenfalls ihre Wertschätzung aus, und wir waren beide zu Tränen gerührt. Wir nahmen uns vor, in Zukunft öfter miteinander zu sprechen. Ich war sehr dankbar, dass ein allwissender und liebender Gott mich an diesem Tag dazu bewegt hatte, eine liebe Bekannte von früher zu kontaktieren.

Der Grund für die Liebe Gottes

Als Nephi von einem Engel gefragt wurde, ob er die Herablassung Gottes kenne, antwortete Nephi demutsvoll: „Ich weiß, dass er seine Kinder liebt; aber die Bedeutung von allem weiß ich nicht.“ (1 Nephi 11:17.) Ich habe mich schon oft gefragt, wie Nephi diese einfache, schöne Wahrheit erkannt hat: Gott liebt seine Kinder. Natürlich kannte er die Lehre von Christus, wie sie ihm von seinen „guten Eltern“ (1 Nephi 1:1) vermittelt worden war. Aber er verstand auch, warum wir einen Erretter brauchen. Was beinhaltet die Frage nach dem Warum?

Warum war Gott bereit, seinen Sohn als Opfer hinzugeben? Warum hat er uns hierhergeschickt, wo wir geprüft werden und uns bewähren müssen? Der Grund liegt in einer gleichermaßen wunderbaren Wahrheit: Weil „die Seelen … großen Wert in den Augen Gottes [haben]“ (Lehre und Bündnisse 18:10).

Warum sind wir für ihn von so großem Wert? Natürlich liebt er uns. Wir sind ja schließlich seine Kinder. Aber in den nächsten Versen beschreibt er das große Geschenk, das er jedem von uns aus Liebe gemacht hat: Jesus Christus, seinen einziggezeugten Sohn. Er sandte seinen Sohn, damit dieser „den Tod im Fleische [erleide]; darum hat er die Schmerzen aller Menschen gelitten, damit alle Menschen umkehren und zu ihm kommen können. Und er ist von den Toten wieder auferstanden, damit er alle Menschen zu sich führe, unter der Bedingung, dass sie umkehrten.“ (Lehre und Bündnisse 18:11,12.) Er hat uns gesagt: „Dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit – die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“ (Mose 1:39.)

Umkehr und Freude

Kein Wunder, dass der Vater im Himmel große Freude empfindet, wenn wir umkehren. Unsere Bereitschaft, umzukehren, ist Beweis für unsere tiefe Dankbarkeit für das großartige und unvergleichliche Geschenk des Erretters und Erlösers der Welt. Nur mit und durch Jesus Christus können wir würdig werden, vertrauensvoll in der Gegenwart Gottes zu stehen (siehe Lehre und Bündnisse 121:45).

Präsident Russell M. Nelson hat erklärt: „Zu viele Menschen sehen Umkehr als eine Bestrafung – etwas, was man vermeiden muss, solange man nicht dazu gezwungen ist. Aber dieses Gefühl der Bestrafung geht vom Satan aus. Er will uns daran hindern, auf Jesus Christus zu blicken, der mit offenen Armen dasteht, voller Hoffnung und bereit, uns zu heilen, zu vergeben, zu läutern, zu stärken, zu reinigen und zu heiligen. …

Nichts ist befreiender, erhebender oder entscheidender für unseren persönlichen Fortschritt, als sich regelmäßig jeden Tag mit der Umkehr zu befassen. Umkehr ist kein Ereignis, sondern ein Vorgang. Es ist der Schlüssel zu Glück und Seelenfrieden. In Verbindung mit Glauben eröffnet uns die Umkehr Zugang zur Macht des Sühnopfers Jesu Christi.“1

painting of a woman handing a light to someone

Lux Condivis (Geteiltes Licht), Gemälde von J. Kirk Richards

Aufforderung zur Mitarbeit

In neuzeitlichen Offenbarungen fordert der Herr seine Kinder, die ja zugleich auch seine Diener sind, oftmals auf, gemeinsam mit seinem Sohn und ihm im Werk der Errettung und Erhöhung mitzuarbeiten (siehe Lehre und Bündnisse 18:14). Ist das nicht unglaublich? Trotz unserer Unvollkommenheit bittet uns der Gott des Universums, dass wir seinen Kindern – die von großem Wert sind – dabei helfen, zu ihm zurückzukehren! Er weiß, dass dieses Werk nicht so einfach ist. Viele nehmen unsere Ermunterung, „Ihn höre!“, nicht an. Gott betont jedoch, dass er der Gott jedes Einzelnen ist. „Und wenn es so ist, dass ihr alle eure Tage arbeitet, um dieses Volk zur Umkehr zu rufen, und auch nur eine einzige Seele zu mir führt, wie groß wird eure Freude mit ihr im Reich meines Vaters sein!“ (Lehre und Bündnisse 18:15; Hervorhebung hinzugefügt.)

Jetzt fragen Sie sich vielleicht: „Was kann denn ich tun, um jemandem zu helfen, zu Christus zu kommen, umzukehren und durch sein Sühnopfer gesegnet zu werden?“

Elder Dieter F. Uchtdorf vom Kollegium der Zwölf Apostel hat uns gesagt, wie wir uns am Werk der Errettung und Erhöhung beteiligen können: „Machen Sie sich bewusst, dass es nicht Ihre Aufgabe ist, Menschen zu bekehren. Das ist die Aufgabe des Heiligen Geistes. Ihre Aufgabe ist es, das zu sagen, was Ihr Herz bewegt, und so zu leben, wie Ihr Glaube an Christus Sie führt.

Seien Sie nicht enttäuscht, wenn jemand die Evangeliumsbotschaft nicht sofort annimmt. Das ist kein persönlicher Misserfolg.

Es ist eine Sache zwischen diesem Menschen und dem Vater im Himmel.

Ihre Sache ist es, Gott und Ihren Nächsten – Gottes Kinder – zu lieben.

Glauben, lieben, tun.

Wenn Sie sich daran halten, wird Gott durch Sie Wunder wirken, zum Segen seiner geliebten Kinder.“2

painting of children touching angels through the veil

Durchbruch, Gemälde von J. Kirk Richards

Auf beiden Seiten des Schleiers

Die Aufforderung, durch Umkehr zu Christus zu kommen, ist nicht nur denen vorbehalten, die auf dieser Erde leben. „Die Toten, die umkehren, werden erlöst werden, indem sie die Verordnungen des Hauses Gottes beachten.“ (Lehre und Bündnisse 138:58.) Tempelarbeit und Familienforschung sind wichtige Aspekte der Sammlung des zerstreuten Israels auf beiden Seiten des Schleiers. Es kann große Freude machen, die Arbeit für die Verstorbenen in der Geisterwelt zu tun. Wir wissen ja durch Präsident Wilford Woodruff (1807–1898): „Es wird [dort] nur sehr wenige geben, wenn überhaupt, die das Evangelium nicht annehmen.“3 Zweifellos freuen sie sich auf den Tag, an dem für sie im Haus des Herrn die errettenden heiligen Handlungen vollzogen werden.

Elder Dale G. Renlund vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt: „Wenn wir die Geschichte unserer Familie zusammentragen und für unsere Vorfahren in den Tempel gehen, erfüllt Gott viele dieser verheißenen Segnungen gleichzeitig auf beiden Seiten des Schleiers. Ähnlich werden wir gesegnet, wenn wir Menschen aus unserer Gemeinde oder unserem Pfahl helfen, es uns gleichzutun. Mitglieder, die nicht in der Nähe eines Tempels wohnen, erhalten diese Segnungen ebenfalls, wenn sie Familienforschung betreiben und die Namen ihrer Vorfahren zusammentragen, damit die heiligen Handlungen des Tempels vollzogen werden können.“4

Es ist wunderbar zu wissen, dass der Vater im Himmel jedes seiner Kinder liebt. Wir sind für ihn von großem Wert. Jeder von uns hat die heilige Verpflichtung, Gottes Kindern auf beiden Seiten des Schleiers zu dienen und ihnen zu helfen, damit sie erkennen, welch großen Wert sie haben.

Helfen Sie anderen, ihren Wert zu erkennen

Ich bitte Sie, zu Menschen Kontakt aufzunehmen, die einmal Teil Ihres Lebens waren, aber von denen Sie länger nichts gehört haben. Wenden Sie sich auch denjenigen zu, die den Weg der Bündnisse verlassen haben. Kümmern Sie sich um jene, die christliche Nächstenliebe brauchen. Stellen Sie die Verbindung zur anderen Seite des Schleiers her, indem Sie in den Tempel gehen und Familienforschung betreiben, wozu auch das Indexieren gehört. Seien Sie ein Werkzeug, damit andere durch Sie die Liebe Gottes spüren können.

Wie wir es verabredet hatten, chatteten meine liebe belgische Bekannte und ich über vier Monate hinweg an jedem Sonntag. Ich empfahl ihr, die App Archiv Kirchenliteratur aufs Smartphone zu laden. Auch erfuhr ihr Zweigpräsident von ihrer Situation, und die Vollzeitmissionare kamen vorbei und gaben ihr einen Priestertumssegen. In der Woche darauf besuchte sie die Abendmahlsversammlung – zum ersten Mal seit über 30 Jahren! Bei unserem letzten Gespräch freute sie sich überaus, dass sie mit „dem Leib“ der Kirche Jesu Christi jetzt wieder verbunden war.

Meine Bekannte erzählte mir auch, ihre älteste Tochter sei der Kirche noch immer eng verbunden. Ich versuchte sofort, die Tochter über Video-Chat zu erreichen. Sie stellte mir ihre vier entzückenden Kinder vor und meinte, die Vollzeitmissionare seien heute zum Abendessen da. Zu sehen, dass sie der Kirche treu geblieben war, machte mich überglücklich!

Als ich mit ihr sprach, verstand ich ein ganz klein wenig, warum es in der Schrift heißt: „Und nun, wenn eure Freude schon groß sein wird mit einer Seele, die ihr zu mir ins Reich meines Vaters geführt habt, wie groß wird eure Freude sein, wenn ihr viele Seelen zu mir führt!“ (Lehre und Bündnisse 18:16).

Meine Bekannte erzählte mir auch, ihre älteste Tochter sei der Kirche noch immer eng verbunden.

Der Wert einer jeden Seele ist groß!

Anmerkungen

  1. Russell M. Nelson, „Wir können besser handeln und besser sein“, Liahona, Mai 2019, Seite 67

  2. Dieter F. Uchtdorf, „Missionsarbeit – sagen Sie, was Ihr Herz bewegt“, Liahona, Mai 2019, Seite 17f.

  3. Lehren der Präsidenten der Kirche: Wilford Woodruff, Seite 207

  4. Dale G. Renlund, „Familienforschung und Tempelarbeit: Siegelung und Heilung“, Liahona, Mai 2018, Seite 49

„Es [ist] nicht Ihre Aufgabe[,] Menschen zu bekehren. Das ist die Aufgabe des Heiligen Geistes. Ihre Aufgabe ist es, das zu sagen, was Ihr Herz bewegt, und so zu leben, wie Ihr Glaube an Christus Sie führt.“ Elder Dieter F. Uchtdorf

Jeder von uns hat die heilige Verpflichtung, Gottes Kindern auf beiden Seiten des Schleiers zu dienen.