2022
Den Sonntag heiligen – auch während eines traditionellen Festes der Kulturen
Oktober 2022


Den Sonntag heiligen – auch während eines traditionellen Festes der Kulturen

Wels (RHS): Nach zweijähriger pandemiebedingter Pause konnte das traditionelle „Fest der Kulturen“ der Stadt Wels am Sonntag, den 22. Mai 2022, erstmals wieder stattfinden. Eine Stunde vor Beginn der bunten Begegnung verschiedener Nationalitäten und Glaubensgemeinschaften waren die Plätze an den Verkaufstheken auf dem Freigelände vor der Welser Stadthalle bereits gefüllt und auch in den teilweise riesigen Zelten hatten Besucher und Besucherinnen Platz genommen. Neben den zwölf Kulturvereinen, der städtischen Feuerwehr, den ehrenwerten Goldhaubenfrauen sowie Musikern und Sängern war auch die Welser Gemeinde der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage mit einem eigenen Stand vor Ort.

Um die 3000 Menschen aus vielen Nationen, aus der näheren und ferneren Umgebung, die das Fest besuchten, fühlten sich hier wohl. Sie mussten sich bei der Menge und dem Musikgetöse schon recht laut unterhalten, um sich zu verständigen – umgeben vom Rauch und Duft der vielen Appetit anregenden Bratstellen. Das Festzelt mit dem Schriftzug der Kirche Jesu Christi war früh am Morgen vor Beginn der Sonntagsversammlungen von acht Mitgliedern der Gemeinde aufgebaut worden. Dann gegen 12 Uhr, als der Gottesdienst und die Erwachsenenklassen vorbei waren, brachten einige Mitglieder größtenteils selbst gemachte „Köstlichkeiten“ und Getränke, die auf schön dekorierten Tischen angeboten wurden. Dazwischen verkündeten zwei Tafeln, dass seitens der Kirchengemeinschaft alles kostenfrei verschenkt wird, nach dem Motto: „Am Sonntag verkaufen wir nichts und kaufen auch nichts!“

Einigen bereits in den vergangenen Jahren zu Freunden gewordenen afghanischen und alevitischen Zeltnachbarn gefiel dieser Brauch und sie begannen damit, die Großzügigkeit der Mitglieder ihrerseits mit Essensgeschenken zu belohnen. Nach verschiedenen Tanzvorführungen starteten die Mitglieder sodann mit ihrem kooperativen „Schwungtuch-Spiel“: Zwei Sprecher mit Mikrophon stellten verschiedene Fragen, wie „Wer seine Großmutter liebt, der läuft ...“ – und daraufhin lief jeder, der sich angesprochen fühlte, unter dem hochgeschwungenen Tuch hindurch und ergriff auf der anderen Seite wieder den Tuchrand, wo er ihn eben zu fassen bekam. Das Spiel fand Anklang, und immer mehr Kinder und Eltern machten voller Gaudi mit.

Am häufigsten boten die anderen Vereine Tänze und Musikeinlagen aus ihrer Landeskultur. Dabei war eine Beteiligung des Publikums natürlich nicht möglich. Auch nach dieser Einlage kamen viele Besucher am Stand der Kirchengemeinde Wels vorbei. Meist waren sie scheu und wagten erst nur zögernd, etwas von den Speisen zu „nehmen“, ohne wie gewohnt zu bezahlen. Mit der Zeit und unterstützt von freundlicher Aufforderung wurden einige – besonders ältere Volksschüler – bereits mutiger. Ein Mädchen fand diese „Fundgrube“ so gut, dass sie erklärte: „Ich hole noch meine Cousine!“ Bald erschien sie mit der Cousine und einer weiteren Freundin. Zur Freude der den Stand betreuenden Mitglieder, darunter einer Mutter aus der Ukraine und ihr Sohn, konnten zahlreiche sehr nette Gespräche mit Besucherinnen und Besuchern geführt werden. Auch Bischof Elischa Grünauer kam wenig später hinzu und freute sich über den raschen und erfolgreichen „Alles-gratis-Ausverkauf“ der vorbereiteten Kuchen, Muffins, Tarten, Knabberstangen, Obstsorten und Gemüsesticks.