2022
Ein großer Schritt für unsere Familie
Oktober 2022


Ein großer Schritt für unsere Familie

Dahlem (AM): Als Neil Armstrong im Juli 1969 als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte, beschrieb er dieses Ereignis als einen kleinen Schritt für einen Menschen, aber einen großen Schritt für die Menschheit. Vielleicht hat sich dieses Ereignis deswegen eingeprägt, weil es mit einem großen Schritt für unsere Familie zusammenfiel.

Wenige Wochen nach Armstrongs ersten Schritten auf dem Mond waren unsere Eltern im Auto unterwegs nach Stuttgart, etwa 700 Kilometer von unserem Wohnort in Berlin entfernt, und meine vier Geschwister und ich blieben zuhause in der Obhut unserer Oma. Unsere Mutter hatte in dem Jahr ihren Führerschein gemacht und fuhr den Wagen im Wechsel mit unserem Vater, als es stark zu regnen begann. Die Straße verwandelte sich in eine Rutschbahn. Mitten auf einer Brücke geriet der Wagen ins Schleudern und unsere Mutter sah sich schon in die Tiefe hinabstürzen mit dem Gedanken, dass sie uns nie wiedersehen würde. Mein Vater, der auf dem Beifahrersitz geschlafen hatte, wachte gerade in dem Moment auf, griff ins Lenkrad und konnte den Wagen unter Kontrolle bringen, bis er zum Stehen kam und die beiden schließlich wieder in Sicherheit nach Hause kamen.

Nach dieser Rettung betete unsere Mutter darum, dass sie irgendetwas Gutes tun könne, um ihre Dankbarkeit zu zeigen. Dabei dachte sie daran, etwas zu spenden oder etwas für Waisenkinder zu tun. Als es kurz darauf an der Wohnungstür klingelte und zwei junge Amerikaner sich als Missionare der Kirche Jesu Christi vorstellten, fühlte unsere Mutter, dass dies ihre Antwort war, aber da unser Vater nicht da war, bat sie die beiden Missionare, ein andermal wiederzukommen, wenn ihr Mann zuhause wäre. Am Ende brauchte es dann noch einige Wochen und drei weitere Besuche, bis die Umstände passten, sodass die Missionare ihre erste Unterweisung geben konnten. Nur wenige Wochen später wurden dann zuerst unsere Mutter und meine drei älteren Geschwister, etwas später unser Vater und, als wir alt genug waren, auch ich und meine kleine Schwester getauft.

Heute, über 50 Jahre später, bin ich dankbar für die Missionare, die nicht aufgegeben haben, für das glaubensvolle Gebet meiner Mutter und die Vorbereitung meiner Eltern durch eine dramatische Fahrt im Regen. Aus den ursprünglich sieben Personen in dieser Familie sind inzwischen Hunderte auf beiden Seiten des Schleiers geworden, die durch die Ereignisse dieses Moments gesegnet wurden, und die Geschichte geht weiter. Die Entscheidung, sich taufen zu lassen, war ein kleiner und mutiger Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für die ganze Familie.

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