Liahona
Wer motiviert dich, nach dem Evangelium zu leben?
August 2024


Nur online: Junge Erwachsene

Wer motiviert dich, nach dem Evangelium zu leben?

Die Verfasserin kommt aus Taipeh in Taiwan.

Als mir klar wurde, dass ich mich auf andere verließ, damit mein Zeugnis stärker wird, beschloss ich, an meiner persönlichen Beziehung zum Erretter zu arbeiten

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Eine junge Frau lächelt

Als ich mein erstes Semester am College in den Vereinigten Staaten begann, war ich sehr aufgeregt. Ich besuchte eine Schule, wo es viele Mitglieder der Kirche gab, und ich war noch nie von so vielen Gleichaltrigen umgeben, die das Gleiche glaubten wie ich! Ich hatte erwartet, dass wir alle die gleichen Grundsätze haben und einander helfen würden, geistig und intellektuell zu wachsen.

Ich war jedoch überrascht, als es ganz anders kam.

In meiner Heimatstadt in Taiwan schienen die Mitglieder der Kirche das Evangelium immer ernst zu nehmen. Sie ließen keine Gelegenheit aus, sich Jesus Christus anzunähern, und ich auch nicht. Dort ging ich jeden Monat mit meiner jüngeren Schwester in den Tempel, weil sie mich stets dazu motivierte. Dank meiner Eltern war ich jeden Sonntag in der Kirche, und ich bemühte mich jederzeit, Entscheidungen zu treffen, bei denen ich den Geist verspürte, genauso wie die Menschen um mich herum es machten.

In der Schule jedoch brach zwar niemand absichtlich die Gebote, aber bei manchen schien das Evangelium auf der Aufgabenliste weiter unten zu stehen. Einige von ihnen trafen Entscheidungen, die hart an der Grenze zwischen der Welt und dem Evangelium waren. Da ich zum ersten Mal auf mich allein gestellt war, war ich ganz davon eingenommen, was alle anderen in meinem Umfeld so machten. Bald merkte ich, wie leicht man von seiner Umwelt beeinflusst werden kann, wenn man dem Evangelium keine Priorität einräumt.

Meinen geistigen Schwung neu entfachen

Wenn Freunde in meinem Umfeld Entscheidungen trafen, die nicht immer mit den Maßstäben des Evangeliums übereinstimmten, fragte ich mich, ob mein Leben wohl zu geistig war. Ich fragte mich, ob ich zu den Außenseitern gehörte und das Evangelium zu ernst nahm. Ich fing an, mich einsam zu fühlen, besonders in der Kirche. Ich war versucht, meine Maßstäbe zu ändern und mich an meine Mitmenschen anzupassen.

Etwa zu dieser Zeit jedoch verkündete Präsident Russell M. Nelson bei der Generalkonferenz eine eindrucksvolle Botschaft:

„Noch nie haben wir so viel positiven geistigen Schwung gebraucht wie heute … Geistiger Schwung kann uns helfen, den unerbittlichen, bösartigen Angriffen des Widersachers zu widerstehen und seine Bemühungen zu vereiteln, unser eigenes geistiges Fundament zu untergraben. …

Ich bitte Sie von ganzem Herzen, sich auf den Weg der Bündnisse zu begeben und dort zu bleiben. Erleben Sie, welche Freude tägliche Umkehr mit sich bringt. Lernen Sie etwas über Gott und darüber, wie er vorgeht. Streben Sie nach Wundern und erwarten Sie Wunder. …

Wenn Sie diese Ziele in die Tat umsetzen, verheiße ich Ihnen, dass Sie trotz aller Hindernisse, die sich Ihnen in den Weg stellen, mit mehr Schwung auf dem Weg der Bündnisse vorankommen werden.“

Da ging mir ein Licht auf.

Bis dahin war mir mehr daran gelegen, was andere taten, als an meiner persönlichen Beziehung zum Erretter. Mir wurde sogar bewusst, dass meine Schule sich direkt neben einem Tempel befand und ich noch gar nicht dort gewesen war! Mir wurde auch klar, wie sehr ich mich in Taiwan in Bezug auf meine Geistigkeit auf andere verlassen hatte.

Ich musste mich anstrengen, um meinen geistigen Schwung neu zu entfachen und mich auf Christus zu konzentrieren – der eigentlich mein größter Beweggrund sein sollte, nach dem Evangelium zu leben.

Motivation finden, indem man sich auf den Erretter konzentriert

Ich fing an, Änderungen vorzunehmen.

Auch wenn ich an manchen Tagen gar keine Lust hatte, in die Kirche oder in den Tempel zu gehen oder irgendetwas Geistiges zu tun, entschied ich mich doch, es trotzdem zu tun und mich auf meinen Erretter zu konzentrieren. Es spielte gar keine Rolle, was andere taten.

Die Welt macht es einem leicht, die Segnungen des Evangeliums für selbstverständlich zu halten, aber wenn ich mich auf ihn konzentriere, besinne ich mich auf das, was am wichtigsten ist.

Anstatt mich der Einsamkeit hinzugeben und mich auf die Unterschiede in unserem Leben zu fixieren, gehe ich jetzt auf andere zu. Ich bemühe mich, Freunde zu finden, und achte auf alle positiven Begegnungen, die ich mit ihnen habe, wie ein einfaches Lächeln oder ein freundliches Gespräch.

Ich vergleiche mich als Nachfolgerin Christi nicht mehr mit anderen. Stattdessen konzentriere ich mich darauf, meine geistigen Gewohnheiten beizubehalten und meine Beziehung zum Vater im Himmel und zu Jesus Christus zu stärken. Wenn ich meiner Beziehung zu ihnen Priorität einräume, denke ich daran, wie sehr sie jeden von uns vollkommen lieben, und das erinnert mich daran, anderen Gunst zu erweisen, so wie sie mir Gunst erweisen.

Vor einiger Zeit hat uns Präsident Russell M. Nelson außerdem aufgefordert: „[Übernehmen Sie] Verantwortung für Ihr Zeugnis von Jesus Christus und seinem Evangelium … Arbeiten Sie daran. Nähren Sie es, sodass es wächst. Füttern Sie es mit Wahrheit. … Wenn Sie das beständige Stärken Ihres Zeugnisses von Jesus Christus ganz in den Vordergrund rücken, können Sie Wunder erwarten.“

Die Welt macht es einem leicht, als Jünger nachlässig zu sein – vor allem dann, wenn man als junger Erwachsener zum ersten Mal auf sich allein gestellt ist. Ich ermuntere euch jedoch, der Aufforderung unseres Propheten zu folgen und das Fundament eures Glaubens durch Jesus Christus zu stärken.

Ihn an die erste Stelle zu setzen, bringt mich auf dem Weg der Bündnisse voran.

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