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„Jetzt ist es an der Zeit, keinen Anstoß mehr zu nehmen“
August 2024


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„Jetzt ist es an der Zeit, keinen Anstoß mehr zu nehmen“

„Anstoß zu nehmen ist eine Entscheidung, die wir treffen; es ist kein Zustand, der uns durch jemanden oder etwas auferlegt wird.“

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Eine wütende Gestalt spricht mit einer friedfertigen und unbeschwerten Gestalt

Mit wie vielen Menschen haben wir täglich zu tun? Wie viele Nachrichten oder Kommentare lesen wir? Ob persönlich, telefonisch oder über soziale Medien – die Zahlen können überraschend hoch sein. Hie und da begegnen wir jemandem, der etwas sagt oder tut, was als beleidigend angesehen wird – ob beabsichtigt oder nicht.

Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Da uns Handlungsfreiheit gegeben worden ist, sind wir Handelnde. Hauptsächlich sollen wir also handeln und nicht nur auf uns einwirken lassen. Der Gedanke, jemand oder etwas könne uns dazu bringen, gekränkt, wütend, verletzt oder verbittert zu sein, schränkt unsere sittliche Selbständigkeit ein und macht uns zu einem Gegenstand, auf den lediglich eingewirkt wird. Doch als Handelnde haben wir in Wirklichkeit die Macht, selbst zu entscheiden, wie wir in einer kränkenden, verletzenden Situation reagieren.“

Überlegen Sie, wie Sie sich in den folgenden Situationen verhalten würden, in denen andere normalerweise Anstoß nehmen – und überlegen Sie, wie Sie sich dafür entscheiden können, eben keinen Anstoß zu nehmen:

  1. Sie haben freundlicherweise eine Mahlzeit für andere zubereitet. Beim Essen sagt jemand, dass es widerlich schmeckt.

  2. Jemand meint einer Gruppe gegenüber, Ihre Haare sehen ungepflegt aus, woraufhin andere lachen.

  3. Nachdem Sie während eines Gesprächs in der Sonntagsschule von einem tief empfundenen geistigen Erlebnis erzählt haben, kritisiert jemand Ihre Worte.

Die Entscheidung, wie man sich verhält und wie man auf verletzende Situationen reagiert, ist nicht einfach. Präsident Russell M. Nelson erinnert uns jedoch daran, worauf wir uns stattdessen konzentrieren können: „Wenn Sie Entscheidungen treffen, bitte ich Sie, auf lange Sicht zu denken – auf ewige Sicht. Setzen Sie Jesus Christus an die erste Stelle, denn Ihr ewiges Leben hängt von Ihrem Glauben an ihn und sein Sühnopfer ab.“

Eine Lehre, die auf Christus aufbaut

Jesus Christus ist das vollkommene Beispiel für jemanden, der sich durch die Worte und Taten anderer nicht von seiner Pflicht ablenken lässt (siehe 1 Nephi 19:9). In der Bergpredigt trägt uns Jesus auf, unsere Feinde zu lieben, und gebietet uns, vollkommen zu werden, was durch sein Sühnopfer möglich ist (siehe Matthäus 5).

Wenn wir uns bemühen, dem Vater im Himmel näherzukommen, können wir durch Jesus Christus Kraft empfangen, die uns hilft und uns bestärkt, über Schmerz und Kränkungen hinwegzusehen.

Elder Bednar sagt: „Dank der Macht des Sühnopfers Jesu Christi können wir die Kraft haben, keinen Anstoß zu nehmen und jede Kränkung zu überwinden.“

Gehen Sie der Sache auf den Grund

Nach einer unhöflichen Bemerkung oder unhöflichem Verhalten meinen wir womöglich, wir müssten schnell reagieren, und das vielleicht noch verärgert, oder wir unterdrücken unsere Gefühle, bis wir irgendwann aus der Haut fahren. Wie können wir Abstand gewinnen und dem Erretter nachfolgen?

Eine Möglichkeit ist, unserem Verhalten auf den Grund zu gehen. Wir können versuchen, unsere Emotionen hinter der Kränkung zu verstehen. Liegt ein Missverständnis vor? Gehen wir gerade mit aufgestauten Gefühlen an die Sache heran oder haben wir einen kühlen Kopf? Worauf reagieren wir eigentlich?

Elder Dieter F. Uchtdorf vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Wir [rechtfertigen] unseren Ärger allzu oft als gerecht und unser Urteil als zuverlässig und einzig angemessen. … Wir machen eine Ausnahme, wenn wir selbst verbittert sind, weil wir das Gefühl haben, dass wir in unserem Fall alle nötigen Informationen haben, um jemanden zu verachten.“

Es mag Übung erfordern, dem eigenen Verhalten auf den Grund zu gehen. Wenn wir aber die Situation und unsere Gefühle besser verstehen, fällt es uns womöglich leichter, an den Erretter zu denken, anstatt negative Gefühle zu empfinden, die uns vielleicht weiter wegziehen könnten.

Auch wenn wir diese Taktik ausprobieren, kann das Gesagte oder Geschehene noch immer verletzend sein. Wenn dem so ist, sagt Elder Bednar: „Unsere Aufgabe [besteht] erstens darin, keinen Anstoß zu nehmen, und zweitens anschließend unter vier Augen offen und ehrlich mit dem Betreffenden zu sprechen. Durch diese Vorgehensweise laden wir den Heiligen Geist ein, uns zu inspirieren. Wir können Missverständnisse klären und die wahre Absicht erkennen.“

Weitere Unterstützung finden Sie im Hilfematerial zur Notfallvorsorge im Archiv Kirchenliteratur sowie im Kurs zur Verbesserung der seelischen Widerstandskraft der Abteilung Wohlfahrt und Eigenständigkeitsförderung.

Heute Frieden finden

Wenn jemand etwas sagt oder tut, was als beleidigend angesehen werden könnte, können wir uns auf Elder Uchtdorfs Worte stützen:

„Wir müssen erkennen, dass wir alle unvollkommen sind – wir sind Bittsteller vor Gott. …

Wenn wir alle von der Gnade Gottes abhängig sind, wie können wir anderen dann jedwedes Maß dieser Gnade verweigern, die wir uns so verzweifelt für uns selbst wünschen? Meine lieben Brüder und Schwestern, sollten wir nicht so vergeben, wie wir es uns für uns selbst wünschen?“

Letztendlich kommt wahre Heilung durch den Erretter und durch ihn, der uns Frieden schenkt, sodass wir weitermachen können.

„Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ (Johannes 14:27.)

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