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„5: Lernen“, Im Herrn Kraft finden: Emotionale Widerstandskraft, 2021

„5: Lernen“, Im Herrn Kraft finden: Emotionale Widerstandskraft

Lernen – Maximale Dauer: 60 Minuten

Lesen:

Das Thema Depression betrifft auf die eine oder andere Weise uns alle. Das heutige Gespräch mag für Sie oder andere schwierig sein. Es mag Ihnen schwerfallen, über dieses Thema nachzudenken und zu sprechen. Bitte seien Sie verständnisvoll und einfühlsam, wenn Sie dieses Kapitel bearbeiten. Wenn Sie sich überfordert fühlen, zögern Sie nicht, um eine Pause zu bitten.

1. Der Unterschied zwischen Traurigkeit und Depression

Lesen:

Traurigkeit und depressive Stimmungen werden als Gefühle des Kummers, des Unglücks und der tiefen Trauer beschrieben. Sie gehören zur Erfahrung des Erdenlebens dazu. Traurigkeit und depressive Stimmungen können durch Schwierigkeiten hervorgerufen werden, die auf Ablehnung, zwischenmenschliche Beziehungen, Enttäuschungen und andere Sorgen zurückzuführen sind. Das sind schwierige, aber dennoch wesentliche Bestandteile unserer Entwicklung. Elder Bruce C. Hafen erklärte, dass der Vater im Himmel es so vorgesehen hat, dass wir im Leben schmerzhafte Erfahrungen machen, damit wir letztendlich die Freude umfassender erleben können (siehe „A Willingness to Learn from Pain“, Ensign, Oktober 1983, Seite 64, 66).

Eine schwere depressive Störung oder eine akute Depression sind jedoch nicht mit Traurigkeit und depressiven Stimmungen gleichzusetzen. Dabei handelt es sich um einen emotionalen Zustand, der unser Denken, unsere Gefühle, unsere Wahrnehmung und unser Verhalten beeinflusst. Elder Jeffrey R. Holland erläuterte den Unterschied zwischen normaler Traurigkeit und schweren depressiven Störungen: „Dabei geht es mir nicht darum, dass man einen schlechten Tag hat, seine Steuererklärung abgeben muss oder aus sonstigen Gründen die Lust verliert, wie das bei jedem einmal vorkommt. Jeder macht sich ab und zu mal Sorgen oder ist niedergeschlagen. … Ich [spreche] aber über etwas Schwerwiegenderes, über ein Leiden, das so schlimm ist, dass die Leistungsfähigkeit des Betroffenen erheblich eingeschränkt ist.“ („Wie ein zerbrochenes Gefäß“, Liahona, November 2013, Seite 40.)

Eine schwere depressive Störung kann ohne eine eindeutig definierbare Erklärung auftreten oder sie kann von ungesunden Reaktionen auf schmerzhafte Ereignisse hervorgerufen werden. Wenn man an einer schweren Depression leidet, fühlt man sich oft wie betäubt und Emotionen gegenüber abgestumpft. Möglicherweise plagen einen Schamgefühle, Selbstvorwürfe oder Selbsthass. All diese Gefühle hindern einen mit großer Wahrscheinlichkeit daran, seinen täglichen Aufgaben nachkommen zu können. Eine schwere Depression beeinträchtigt auch unsere Fähigkeit, mit einer positiven Grundhaltung auf Herausforderungen zu reagieren.

Darüber hinaus können sich Traurigkeit und Depression auf unsere Fähigkeit auswirken, die Eingebungen des Heiligen Geistes zu verspüren, wie wir es bei unserem letzten Treffen bereits besprochen haben (siehe Reyna I. Aburto, „In Schatten und Licht – Herr, verlass mich nicht!“, Liahona, November 2019, Seite 57–60).

Besprechen:

Worin besteht der Unterschied zwischen Traurigkeit und Depression?

Ansehen:

„Wie ein zerbrochenes Gefäß, Teil 1“, unter srs.ChurchofJesusChrist.org/videos [1:38]

1:53

2. Faktoren, die zu emotionalen Problemen führen können

Lesen:

Wenn wir uns die Ursache solcher Gefühle bewusstmachen, können wir mitfühlender mit uns selbst und anderen sein. Traurigkeit oder Depression können durch verschiedene Einflüsse und Umstände hervorgerufen werden, darunter auch viele der nachfolgend aufgeführten Faktoren:

Faktoren, die zu emotionalen Problemen führen können

Biologisch – körperliche Faktoren

  • genetische Veranlagung

  • schwere Erkrankung/Verletzung

  • Ernährung und Bewegungsmangel

  • Drogen- oder Medikamentenmissbrauch

  • jahreszeitabhängiges Wetter

  • chemische oder hormonelle Veränderungen

Psychologisch – emotionale Ereignisse

  • einschneidende Ereignisse und Veränderungen der Lebensumstände

  • Tod oder Verlust

  • Missbrauch oder Misshandlung

Psychologisch – sozialer Umgang mit anderen, der starke Gefühle hervorruft

  • Konflikte

  • Einsamkeit und Isolation

  • sozialer Druck

  • Verrat oder Vertrauensbruch

Geistig – Schwierigkeiten, die unseren Glauben auf die Probe stellen

  • Folgen von Entscheidungen

  • Leben in einer unruhigen Welt

Besprechen:

Inwiefern kann uns das Wissen über die Ursachen schwieriger Gefühle dabei helfen, mit uns und anderen mitfühlender zu sein?

3. Symptome einer schweren depressiven Störung

Lesen:

Die folgenden Symptome können Anzeichen einer schweren depressiven Störung oder klinischen Depression sein. Bei den meisten Menschen treten diese Symptome im Laufe ihres Lebens immer mal wieder auf. Wenn Sie jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg mehrere Symptome erleben, kann dies bedeuten, dass ein tiefergehendes Problem vorliegt. Wenn drei oder mehr dieser Symptome über einen längeren Zeitraum anhalten, Ihre Funktionsfähigkeit einschränken oder trotz persönlicher und familiärer Bemühungen nur schwer zu überwinden sind, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Symptome einer Depression

  • ein ständiges Gefühl von Trauer, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit oder Wertlosigkeit

  • wenig Energie und Motivation

  • Veränderung des Appetits und Gewichtsverlust oder -zunahme

  • Schwierigkeiten, einzuschlafen, durchzuschlafen oder aufzustehen

  • Antriebslosigkeit auch bei Dingen, die einem früher Spaß gemacht haben

  • Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, sich zu erinnern oder Entscheidungen zu treffen

  • Gedanken an Tod und Suizid*

Besprechen:

Inwiefern können wir emotional widerstandsfähiger werden, wenn wir uns der Symptome einer Depression bewusst sind? Inwiefern kann uns ein solches Bewusstsein dabei helfen, anderen beizustehen?

Lesen:

*Wenn Sie oder andere Gedanken an Tod oder Suizid haben, sollten Sie umgehend professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, indem Sie sich in die nächste Notaufnahme eines Krankenhauses begeben und sich an Ihre Familie, einen Freund oder Ihren Bischof oder einen anderen Führungsverantwortlichen in der Kirche wenden. Suizidgedanken sollten in jedem Fall ernstgenommen werden.

Weiteres Material sowie Notfall-Rufnummern finden Sie unter suicide.ChurchofJesusChrist.org oder mentalhealth.ChurchofJesusChrist.org .

Die landesweite Telefon-Seelsorge im deutschsprachigen Raum erreichen Sie unter 0800 1110111 (D), +43 142 (A) oder +44 143 (CH).

4. Wie man Hilfe bekommt

Lesen:

Schwester Reyna I. Aburto erklärte: „Wie jeder Teil des Körpers unterliegt auch das Gehirn Krankheiten, Traumata und chemischem Ungleichgewicht. Wenn unsere Seele leidet, sollten wir Gott, die Menschen in unserem Umfeld, Mediziner und Therapeuten um Hilfe bitten. …

Es ist normal, gelegentlich traurig zu sein oder sich Sorgen zu machen. Traurigkeit und Angst sind natürliche menschliche Gefühle. Wenn wir aber ständig traurig sind und unser Schmerz verhindert, dass wir die Liebe des himmlischen Vaters und seines Sohnes und den Einfluss des Heiligen Geistes verspüren, dann leiden wir vielleicht an Depressionen, Angstzuständen oder anderen seelischen Störungen.“ („In Schatten und Licht – Herr, verlass mich nicht!“, Liahona, November 2019, Seite 57.)

5. Trauer

Lesen:

Fast jeder Mensch erlebt irgendwann in seinem Leben Trauer, sei es durch den Tod eines geliebten Menschen, durch eine andere Notlage oder eine große Veränderung im Leben wie den Verlust des Arbeitsplatzes oder das Zerbrechen einer Beziehung. Vor dem Hintergrund des Evangeliums, unserer Bündnisse und der Erkenntnis, dass wir unsere Angehörigen wiedersehen werden, meinen wir vielleicht, dass uns Trauer nicht zu schaffen machen sollte. Aber dem ist nicht so. Auch der Erretter weinte um den verstorbenen Lazarus, weil er ihn liebhatte (siehe Johannes 11:35,36). Präsident Russell M. Nelson betonte: „Die Trauer gehört zu den tiefsten Ausdrucksformen reiner Liebe. Sie ist eine natürliche Reaktion und völlig in Einklang mit dem göttlichen Gebot: ‚Ihr sollt liebevoll miteinander leben, sodass ihr über den Verlust derer, die sterben, weinen werdet‘ (Lehre und Bündnisse 42:45).“ (Siehe „Das Tor des Todes“, Der Stern, Juli 1992, Seite 67.)

Jeder bringt seine Trauer auf unterschiedliche Weise und zu unterschiedlichen Zeiten zum Ausdruck. Während des Trauerprozesses durchleben die meisten Menschen die unten aufgeführten Gefühle, wobei die Reihenfolge und der Zeitrahmen variieren können.

  • Verleugnung : Wir können es einfach nicht glauben, dass es geschehen ist. Wir befinden uns möglicherweise in einem Schockzustand, geben vor, dass dies nie passiert ist, oder vergessen es sogar für eine Zeit lang.

  • Wut: Wir empfinden vielleicht Wut gegenüber uns selbst, gegenüber Angehörigen oder Freunden und sogar gegenüber Gott. Wut ist ein Ausdruck der Bedeutsamkeit dessen, was wir verloren haben.

  • Verhandeln: Wir meinen vielleicht, wir befänden uns in einem schlechten Traum, und versuchen, mit Gott zu verhandeln, das Geschehene ungeschehen zu machen. Wir fragen „Was wäre, wenn?“, zum Beispiel: „Was wäre, wenn ich jede Woche in den Tempel gehe?“, um ein konkretes Ergebnis zu erzielen.

  • Traurigkeit: Wir empfinden tiefe Traurigkeit über unseren Verlust. Diese Traurigkeit kann machtvoll und überwältigend sein, aber sie ist nicht zwangsläufig ein Symptom einer klinischen Depression. Es handelt sich um einen normalen Bestandteil des Trauerprozesses.

  • Akzeptanz: Akzeptanz umfasst das Annehmen des Verlusts, der uns widerfahren ist. Es bedeutet nicht, dass wir uns über den Verlust freuen oder dass wir die Erinnerung an das, was wir verloren haben, verraten. Wir akzeptieren lediglich den Verlust, um nach vorn blicken zu können.

Besprechen:

Inwiefern ist das Wissen um diese Gefühle für den Trauerprozess hilfreich?

Lesen:

Jeder trauert auf seine ganz persönliche Weise. Manche haben womöglich Schwierigkeiten, zu schlafen oder zu essen. Einige möchten in Gesellschaft sein, andere sind lieber allein. Manche empfinden besonders intensive Gefühle, andere nicht. Für einige ist der Trauerprozess schnell abgeschlossen, wohingegen andere lange Zeit dafür brauchen. Es gibt keine richtige Art und Weise zu trauern.

Die folgenden Vorschläge können Ihnen helfen, Trauer besser zu verstehen und zu bewältigen, und tragen auch dazu bei, dass Sie anderen, die trauern, besser beistehen können.

  • Gestatten Sie sich, zu weinen und alles zu fühlen und zu erleben, was Sie im Verlauf des Trauerprozesses empfinden oder eben auch nicht empfinden.

  • Geben Sie auf sich acht. Ernähren Sie sich gesund, schlafen Sie ausreichend und achten Sie auf körperliche Bewegung.

  • Machen Sie sich die Gefühle, die Sie empfinden, bewusst und erkennen Sie an, dass sie normal und gesund sind.

  • Nehmen Sie eine realistische Einschätzung darüber vor, wie viel Zeit Sie benötigen werden, und machen Sie einen Schritt nach dem anderen.

  • Seien Sie sich darüber im Klaren, dass Sie durch Gefühle des Glücks, der Freude und des Friedens die Erinnerung an das, was Sie verloren haben, nicht verraten.

  • Bringen Sie Ihre Gedanken und Gefühle über Ihren Verlust, aber auch über Ihre Hoffnung für die Zukunft zum Ausdruck, indem Sie sie schriftlich festhalten.

  • Wenn solche Gefühle Sie zu überwältigen drohen, ziehen Sie in Betracht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Lesen:

Es ist nicht notwendig, dass Sie Ihre Trauer allein bewältigen. Sie können sich in Ihrer Not an andere wenden. Sie können Unterstützung von Ihrer Familie, Ihren Freunden, den Führern der Kirche und vor allem vom Erretter erhalten.

Sharon Eubank erklärte, wie der Erretter uns beistehen kann: „Wenn Schicksalsschläge uns übermannen, wenn das Leben so schmerzhaft ist, dass es uns den Atem nimmt, wenn wir wie der Mann auf dem Weg nach Jericho harte Schläge abbekommen haben und halbtot liegengelassen wurden, dann kommt Jesus und gießt Öl auf unsere Wunden, hebt uns sanft hoch, bringt uns zu einer Herberge und sorgt für uns [siehe Lukas 10:30-35]. Zu denen unter uns, die trauern, sagt er: ‚Ich werde … die Lasten, die euch auf die Schultern gelegt sind, leicht machen, sodass ihr sie nicht mehr auf eurem Rücken spüren könnt, … damit ihr mit Gewissheit wisst, dass ich, der Herr, Gott, mich meines Volkes in seinen Bedrängnissen annehme‘ [Mosia 24:14]. Christus heilt unsere Wunden.“ („Christus – das Licht, das in der Finsternis leuchtet“, Liahona, Mai 2019, Seite 73f.)

Unsere Trauer kann uns unerträglich erscheinen und wir können den Wunsch verspüren, uns von anderen Menschen zurückzuziehen. Denken Sie jedoch daran, dass wir von anderen Unterstützung erhalten können.

Ansehen:

„Christ’s Atoning Love Heals Grieving Hearts“, unter srs.ChurchofJesusChrist.org/videos [3:22; in englischer Sprache]

3:31

Besprechen:

Was können wir aus der Geschichte in dem Video über Trauerbewältigung lernen?

6. Wie man Hilfe anbietet

Lesen:

Vielleicht kennen Sie jemanden, der einen geliebten Menschen verloren hat, schwere Zeiten durchmacht oder bei dem eine Depression oder eine andere Krankheit diagnostiziert wurde. Mitunter weiß man nicht so recht, was man dann sagen oder tun soll. Vielleicht ist es Ihnen peinlich oder unangenehm, wenn Sie selbst oder andere in Ihrem Umfeld Gefühle zeigen. In der linken Spalte unten finden Sie einige Beispiele für weniger hilfreiche Aussagen oder Formulierungen, die Sie vielleicht schon bei anderen gehört haben, wenn diese versuchen, einem Trauernden beizustehen. In der rechten Spalte finden Sie hilfreiche Aussagen oder Formulierungen, die Sie stattdessen verwenden könnten.

Wenig hilfreich

Hilfreich

Wenig hilfreich

  • „Ich weiß genau, wie du dich fühlst.“

    • Selbst wenn wir etwas sehr Ähnliches erlebt haben, ist es immer besser, Fragen zu stellen und zuzuhören, wie sich der andere fühlt.

  • „Hab einfach Glauben, dann wird schon alles gut werden.“

    • Natürlich ist es wichtig, Glauben zu haben, aber das ändert nichts daran, ob etwas schmerzhaft ist oder nicht. Es ist wichtig, für denjenigen da zu sein.

  • „Zumindest …“

    • Wenn wir einen Satz mit „zumindest“ oder „immerhin“ beginnen, reden wir das, was der andere durchgemacht hat, klein.

  • „Gott hat einen Plan.“

    • Das kann so klingen, als ob wir versuchen würden, das Problem rasch lösen und aus der Welt schaffen zu wollen, anstatt wirklich zuzuhören und dem anderen liebevoll beizustehen.

  • „Er (oder sie) ist jetzt an einem besseren Ort.“

    • Eine solche Aussage trägt nicht dazu bei, dass der andere den geliebten Menschen weniger vermisst.

Hilfreich

  • „Ich weiß gerade gar nicht, was ich sagen soll, aber ich bin froh, dass du mir davon erzählt hast.“

  • „Erzähle mir, was dich beschäftigt.“

  • „Du bist mir wichtig.“

  • „Ich bin für dich da.“

  • „Es ist in Ordnung, sich so zu fühlen.“

Lesen:

Jeder Mensch ist einzigartig und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Selbst wenn Sie das Richtige sagen, ist der andere möglicherweise nach wie vor erschüttert oder verärgert. Verletzt und aufgebracht zu sein gehört zu Traurigkeit und Depression dazu. Ihre wichtigste Aufgabe besteht darin, da zu sein, zuzuhören und liebevoll und freundlich zu sein.

Tipp:

Im Abschnitt „Material und Hilfen“ am Ende dieses Kapitels finden Sie eine Liste mit Hilfen für den Umgang mit verschiedenen Herausforderungen des Lebens.

Besprechen:

Wie könnten Sie jemandem beistehen, der mit emotionalen Problemen zu kämpfen hat?