Die Entscheidungsfreiheit ist eine göttliche Gabe vom Vater im Himmel. Der Widersacher möchte uns ablenken und unsere Fähigkeit einschränken, gute Entscheidungen zu treffen. Dazu nutzt er unter anderem Abhängigkeit und Sucht. Man kann von verschiedenen Verhaltensweisen oder Substanzen abhängig werden. Dazu gehören unter anderem Alkohol, Drogen, Pornografie, Sex, Tabak, Lebensmittel, digitale Medien und Glücksspiel.
„Was ist Sucht?“, unter srs.ChurchofJesusChrist.org/videos [1:31]
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Wie würden Sie das Wort Sucht definieren?
Schritt 1: Manche Menschen meinen vielleicht, sie seien abhängig, obwohl sie es eigentlich gar nicht sind. Andere sind vielleicht davon überzeugt, dass alles in Ordnung sei, obwohl sie in einer Sucht gefangen sind. Lesen Sie gemeinsam als Gruppe die drei Stufen von Sucht- und Zwangsverhalten (nach Dallin H. Oaks, „Befreiung aus den Fängen der Pornografie“ , Liahona , Oktober 2015, Seite 50-55). Denken Sie daran, dass sich diese Stufen darauf beziehen, wie oft man sich dem Sucht- oder Zwangsverhalten hingibt. Das bedeutet zum Beispiel, dass diese Stufen nicht für ein normales oder gesundes, wohl aber für ein übermäßiges Essverhalten gelten.
Erstmaliger Kontakt.
Auf dieser Stufe kommt man mit einem bestimmten Verhalten oder mit bestimmten Substanzen entweder aus Versehen in Berührung oder einfach nur, um es einmal auszuprobieren. Bei unbeabsichtigtem Verhalten oder der versehentlichen Einnahme von Substanzen handelt es sich um einen Fehler, der Berichtigung, aber keine Umkehr erfordert.
Gelegentlicher Konsum.
Auch wenn es nicht täglich oder besonders häufig dazu kommt, so besteht die Gefahr bei absichtlichem Gebrauch darin, dass man dazu verlockt wird, den Konsum immer weiter auszuweiten. Ganz gleich, wie zufällig oder selten die Handlung auch vorkommen mag, so wird dadurch doch unweigerlich der Wunsch nach der Substanz oder dem Verhalten verstärkt.
Intensiver Konsum.
Die häufige bewusste Verwendung kann zu einer Gewohnheit oder zu einem Verhaltensmuster werden, das schwer zu beherrschen ist und fast automatisch erfolgt. Bei gewohnheitsmäßigem Konsum braucht der Konsument immer stärkere Anreize, damit die gleiche Reaktion zur Befriedigung des Bedürfnisses und des Verlangens erzielt wird.
Schritt 2: Lesen Sie als Gruppe die Aussage von Präsident Oaks und besprechen Sie dann die nachfolgenden Fragen.
„Wird das Verhalten fälschlicherweise als Sucht bezeichnet, könnte der Betreffende meinen, er habe keine Entscheidungsfreiheit mehr und sei nicht mehr allein in der Lage, das Problem zu überwinden. Dies könnte seinen Entschluss, von Pornografie loszukommen und umzukehren, schwächen. Ein klares Verständnis der Schwere eines Problems hingegen – dass es möglicherweise nicht so tief sitzt und nicht so extrem ist wie befürchtet – kann Hoffnung geben und dazu beitragen, dass man von seiner Entscheidungsfreiheit Gebrauch macht und mit dem Verhalten aufhört und umkehrt.“ („Befreiung aus den Fängen der Pornografie“ , Seite 52f.)
Inwiefern kann es gefährlich sein, ein Verhalten als Sucht zu bezeichnen, wenn es gar keine ist?
Inwiefern könnte es gefährlich sein, wenn man meint, man sei nicht süchtig, dies aber in Wirklichkeit der Fall ist?
2. Sucht ist ein geistiges und ein körperliches Problem
Der Kampf gegen Sucht- und Zwangsverhalten betrifft sowohl den Geist als auch den Körper. Elder M. Russell Ballard erklärte: „Nach wissenschaftlicher Erkenntnis gibt es in unserem Gehirn einen Bereich, der als Lustzentrum bezeichnet wird [siehe National Institute on Drug Abuse,
Drugs, Brains, and Behavior – The Science of Addiction,
2010, Seite 18]. Wenn dieses durch bestimmte Drogen oder Verhaltensweisen aktiviert wird, wirkt es stärker als der Bereich unseres Gehirns, der die Willenskraft, das Urteils- und Denkvermögen und unser sittliches Empfinden steuert. Der Suchtkranke schiebt dann seine Erkenntnis von dem, was richtig ist, beiseite.“ („O welch schlauer Plan des Bösen!“ , Liahona , November 2010, Seite 108.) Auch wenn wir alles Notwendige tun, um in geistiger Hinsicht von einer Sucht geheilt zu werden, kann noch immer die Notwendigkeit bestehen, dass auch unser Körper, insbesondere unser Gehirn geheilt wird. Wenn wir an unserem Suchtverhalten arbeiten, kann sich unser Gehirn ändern und heilen.
In der Anleitung
Verkündet mein Evangelium!
wird beschrieben, vor welchen Herausforderungen Neubekehrte stehen, aber dieser Rat gilt für jeden, der an einer Sucht leidet: „Zur Umkehr können seelische und körperliche Vorgänge gehören. … Umkehr und Genesung können daher länger dauern. … Taufe und Konfirmierung nehmen einem vielleicht nicht zur Gänze das seelische und körperliche Verlangen, das mit diesen Verhaltensweisen einhergeht. Jemand mag anfangs Erfolg haben, doch vielleicht muss er seelisch noch weiter genesen, um ganz umzukehren und heil zu werden.“ (Verkündet mein Evangelium! – eine Anleitung für den Missionsdienst, Seite 218 .)
„Warum ist das Aufhören so schwierig?“, unter srs.ChurchofJesusChrist.org/videos [2:01]
2:13
Warum ist es so wichtig zu verstehen, dass eine Sucht sowohl den Körper als auch den Geist betrifft?
Auch wenn der Genesungsprozess schwierig sein kann, erhalten wir Hoffnung durch die Schriften: „Alles vermag ich durch den, der mich stärkt.“ (Philipper 4:13 .) Nachstehend finden Sie einige allgemeine Grundsätze, die Sie – zusammen mit der Hilfe des Herrn – darin unterstützen, sich von einer Sucht oder Gewohnheit zu lösen und zu genesen.
Beten Sie um Hilfe. Sie können Gott jederzeit um Hilfe bitten. Er ist für Sie da und gibt Ihnen Antwort auf Ihre Gebete.
Schöpfen Sie Hoffnung. Seien Sie versichert, dass der Erretter Sie heilen kann, wenn Sie Ihren Teil tun.
Seien Sie ehrlich. Sucht gewinnt an Kraft, wenn man sie geheim hält, aber sie wird durch Ehrlichkeit geschwächt.
Bauen Sie Beziehungen zu anderen auf. Beziehungen können die Bedürfnisse stillen, die man durch eine Sucht oft auszugleichen versucht.
Stellen Sie einen Plan auf. Denken Sie gebeterfüllt über Änderungen nach, die Sie vornehmen müssen, vermeiden Sie problematische Situationen und lernen Sie aus Ihren Fehlern. Denken Sie an Moroni und die vielen Schutzanlagen gegen die Lamaniten, die er sein Volk bauen ließ (siehe Alma 49 ).
Zeigen Sie Verantwortung. Bitten Sie jemanden, dem Sie vertrauen, um Hilfe, stellen Sie gemeinsam mit Ihrer Vertrauensperson einen Plan zum Nachfassen auf, und besprechen Sie regelmäßig Ihren Fortschritt.
Suchen Sie Unterstützung. Sie müssen diesen Weg nicht alleine gehen. Sprechen Sie mit Ihrer Familie, Ihrem Bischof, anderen Führern der Kirche oder Freunden.
Vergessen Sie nie, dass Sie ein Kind Gottes sind. Definieren Sie sich nicht über Ihre Sucht. Zeigen Sie sich selbst und anderen gegenüber Mitgefühl.
Geben Sie nicht auf. Selbst wenn Sie straucheln, ist keine Anstrengung vergebens. Heilung erfordert Zeit. Seien Sie geduldig mit sich selbst.
Weitere Anregungen finden Sie in Kapitel 2, „Gesunde Denkmuster“ .
Manche Menschen müssen möglicherweise noch größere Anstrengungen unternehmen, um geheilt zu werden. Dazu gehört, einen Arzt um Hilfe bitten, an einer Selbsthilfegruppe zur Genesung von Sucht teilnehmen, mit einem Therapeuten zusammenarbeiten, an einer Therapie teilnehmen oder verschiedene Herangehensweisen kombinieren.
„Was ist Genesung von Sucht?“, unter srs.ChurchofJesusChrist.org/videos [2:08]
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Schritt 1: Besprechen Sie mit einem Partner, welche der oben beschriebenen Grundsätze oder Fertigkeiten jemandem dabei helfen könnten, sich zu ändern.
Schritt 2: Besprechen Sie Ihre Antworten in der Gruppe.
Näheres dazu finden Sie in weiterem Material der Kirche, beispielsweise hier:
4. Menschen mit Suchtproblemen unterstützen
Menschen, die mit Suchtverhalten zu kämpfen haben, brauchen Unterstützung von Menschen in ihrem Umfeld. Wenn Sie jemand um Hilfe bittet, danken Sie ihm für den Mut, ehrlich zu Ihnen zu sein, und hören Sie aufmerksam zu. Beten Sie um Hilfe dabei, Gefühle wie Wut, Schmerz oder Abneigung unter Kontrolle zu halten. Sagen Sie dem Betreffenden, dass Sie ihn gernhaben und gerne helfen möchten. Ermuntern Sie ihn, mit Führern der Kirche oder anderen zusammenzuarbeiten.
Wenn Sie der Meinung sind, dass jemand, den Sie liebhaben, Hilfe braucht, sich Ihnen aber noch nicht anvertraut hat, teilen Sie ihm Ihre Sorge mit. Bringen Sie Ihre Liebe zum Ausdruck, äußern Sie Ihre Bedenken und erzählen Sie von Ihrem Wunsch, zu helfen. Selbst wenn Ihr Hilfsangebot abgelehnt wird, zeigen Sie weiterhin Liebe und geben Sie nicht auf.
Auf dem Weg, Heilung zu finden, fühlt sich Ihr Angehöriger oder Freund vielleicht mutlos und hoffnungslos. Sie können ermutigend und unterstützend wirken, indem Sie seinen Fortschritt anerkennen und bezeugen, dass es immer noch Hoffnung gibt und dass der Herr ihn liebt.
Sie können Ihren Angehörigen oder Freund auch dadurch unterstützen, dass Sie in seinen Bemühungen bestärken, zu Christus zu kommen und Heilung zu finden. In einigen Fällen kann Ihre Hilfe äußerst heilsam und sogar lebensrettend sein. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie ihn nicht darin unterstützen, schlechte Entscheidungen zu treffen oder Sünde zu begehen. Wenn Sie in die Falle tappen, den Angehörigen oder Freund immer wieder aufzufangen, behindern Sie unter Umständen seine Genesung, und es zögert sich hinaus, dass er sich an den Herrn um Hilfe wendet. Jede Situation ist anders und erfordert unterschiedliche Maßnahmen. Beten Sie um die Führung des Heiligen Geistes und holen Sie sich gegebenenfalls Rat und Hilfe von Menschen mit entsprechender Erfahrung oder Fachkenntnis.
Strukturen und Regeln können einem Abhängigen dabei helfen, mit der Sucht umzugehen und den Genesungsprozess zu durchlaufen. Jemand im Umfeld – wie Vater oder Mutter – kann Grenzen setzen und diese klar kommunizieren, Regeln aufstellen und den Angehörigen oder Freund für seine Entscheidungen zur Rechenschaft ziehen. Denn das Erfahren von Konsequenzen kann die Motivation verstärken, Heilung anzustreben. Dies dient nicht dem Zweck, Ihren Angehörigen oder Freund zu überwachen, sondern die negativen Auswirkungen seiner Entscheidungen in Ihrem Leben und im Leben anderer Angehöriger im Umfeld so gering wie möglich zu halten.
Schritt 1: Lesen Sie gemeinsam als Gruppe das Fallbeispiel.
Michael und Sarah sind seit 18 Jahren verheiratet. Beide sind nicht in der Kirche aufgewachsen. Bevor sie sich der Kirche anschlossen, hatte Michael gelegentlich, zeitweise auch übermäßig viel getrunken. Inzwischen ist er aber seit vielen Jahren trocken. Eines Tages erwischt Sarah Michael dabei, dass er ein Bier trinkt. Er streitet ab, dass er ein Problem hat, bagatellisiert die Situation und verspricht, damit aufzuhören. Sarah hat den Eindruck, dass er ihr gegenüber nicht ehrlich ist, lässt das Thema jedoch fallen und fühlt sich unwohl, mit ihm darüber zu sprechen. Seit vielen Jahren ist Michael ein engagierter Vater und Ehemann. Mit zunehmendem Alkoholkonsum entfernt er sich allerdings immer weiter von seiner Familie. Insgeheim möchte Michael mit dem Trinken aufhören, aber trotz aller Bemühungen wird die Situation immer schlimmer. Er hat Angst, Sarah die Wahrheit zu sagen, und hat auch noch nicht mit seinem Bischof darüber gesprochen.
Schritt 2: Besprechen Sie in der Gruppe, wie Sarah reagieren könnte. Welche Reaktionen sind hilfreich? Welche Reaktionen sind weniger hilfreich?
5. Ehepartner, Familienangehörige und Freunde
Es kann verheerend sein, wenn jemand erfährt, dass ein Mensch, den man liebt, mit einer Sucht zu kämpfen hat. Vielleicht beschuldigt man sich dann fälschlicherweise selbst, ist wütend oder macht sich Sorgen, dass es keine Hoffnung mehr gibt. Ehepartner, Angehörige oder Freunde brauchen die heilende Macht des Erretters ebenso wie derjenige, der sich in einer Sucht oder in einem zwanghaften Verhalten verfangen hat.
Nachstehend finden Sie einige Anregungen für Ehepartner, Angehörige oder Freundes eines Menschen mit Suchtproblemen.
Das Problem betrifft nicht nur Ihren Angehörigen oder Freund. Auch wenn es ungerecht ist, betrifft es Sie gleichermaßen. Lassen Sie den Herrn Ihre Lasten tragen und suchen Sie Heilung für sich selbst.
Beten Sie um Hilfe und Führung. Suchen Sie den Herrn. Suchen Sie die Gesellschaft von Menschen, denen Sie etwas bedeuten.
Sie haben die Sucht nicht verursacht, Sie können sie nicht kontrollieren und ebenso wenig beheben. Es ist die Herausforderung Ihres Angehörigen oder Freundes.
Suchen Sie Unterstützung. Sprechen Sie mit anderen, denen Sie vertrauen und bei denen Sie sich sicher fühlen. Sie müssen nicht im Stillen leiden.
Näheres dazu finden Sie in der
Anleitung zur Unterstützung von Ehepartnern und weiteren mitbetroffenen Angehörigen
. Sie können auch eine Selbsthilfegruppe für Ehepartner und Angehörige besuchen (AddictionRecovery.ChurchofJesusChrist.org/spouses-and-families ).
Zeigen Sie eines der folgenden Videos.
„Was ich jetzt weiß: Ehepartner“, unter srs.ChurchofJesusChrist.org/videos [3:52]
3:59
oder
„Was ich jetzt weiß: Eltern“, unter srs.ChurchofJesusChrist.org/videos [3:55]
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