2006
Einkauf oder Zehnter?
April 2006


Einkauf oder Zehnter?

Es war mein erstes Jahr bei einer Kosmetikfirma. Ich war damals geschieden und lebte allein mit meinen beiden Kindern. Im Dezember schickte die Firma jedem Vertreter große Pakete mit den Weihnachtswaren, die wir in der Weihnachtszeit verkaufen sollten. Das bedeutete jedoch, dass ein großer Betrag vom Gehalt abgezogen worden war. Als ich meine monatlichen Ausgaben und den Zehnten berechnete, blieb genug übrig, dass drei Personen davon leben konnten, allerdings nur eine Woche. Mit diesem Geld musste ich Lebensmittel für den ganzen Monat und auch das Benzin bezahlen, denn das Auto brauchte ich für die Arbeit.

Als unser Heimlehrer kam, erzählte ich ihm von meiner Lage. Ich sagte ihm, ich könne den Zehnten nicht zahlen, denn sonst hätte ich für meine Kinder nichts zu essen. Mein glaubenstreuer Heimlehrer riet mir, den Zehnten zu zahlen. Er empfahl mir, treu den Zehnten zu zahlen, dann würde der Herr mich gewiss segnen. Mein Heimlehrer zeichnete sich durch seine Glaubenstreue und Zuverlässigkeit aus. Ich sagte im Spaß zu ihm: „Wenn ich nichts zu essen kaufen kann, komme ich zu Ihnen.“ Aber ich vertraute ihm und wollte ihn nicht enttäuschen, indem ich seinen Rat nicht befolgte. Also zahlte ich den vollen Zehnten.

Als ich die Weihnachtswaren Anfang des Monats vorstellte, konnte ich viele davon verkaufen. Am Ende des Monats hatte ich sämtliche Weihnachtswaren verkauft und auch alle anderen Waren, die ich für mehrere Monate vorrätig hatte. Hätte ich noch mehr Waren gehabt, hätte ich sie sicher auch verkaufen können.

Die Verheißung meines Heimlehrers hatte sich voll und ganz erfüllt. Der Herr hatte wirklich die Schleusen des Himmels geöffnet. Wir hatten in diesem Monat mehr Geld, als wir brauchten. Später fragte ich meine Kollegen, wie ihr Weihnachtsgeschäft gelaufen war. Sie waren nicht zufrieden. In dieser Zeit hatte eine Rezession für einen Absatzrückgang in der Kosmetikindustrie gesorgt.

Wie dankbar bin ich diesem Heimlehrer, dass er mir diesen guten Rat gegeben hat. Ich habe seitdem ein festes Zeugnis vom Zehnten. Wenn ich als Besuchslehrerin Schwestern besuche, die meinen, sie hätten zu wenig Geld, um den Zehnten zu zahlen, gebe ich ihnen Zeugnis, wie sehr wir gesegnet werden, wenn wir es tun.

Charlotte Arnold gehört zur Gemeinde Essen im Pfahl Dortmund.