Botschaft von der Ersten Präsidentschaft
Unser bestes Ich
Vor langer Zeit und an einem weit entfernten Ort lehrte unser Herr und Erretter, Jesus Christus, die Menschenmenge und seine Apostel den „Weg und die Wahrheit und das Leben“.1 Er gab mit seinen heiligen Worten Rat. Durch sein beispielhaftes Leben war er uns ein Vorbild.
Seine Lehren und sein Beispiel veranlassten Petrus zu der Aussage: „Wie heilig und fromm müsst ihr dann leben!“2 Während seines geistlichen Wirkens auf dem amerikanischen Kontinent stellte der Herr Jesus Christus eine Frage, die er selbst beantwortete: „Was für Männer sollt ihr sein? Wahrlich, ich sage euch: So, wie ich bin.“3
Suchen wir das Beste in uns
Durch sein irdisches Wirken zeigte uns der Herr, wie wir leben, wie wir lehren, wie wir dienen und was wir tun sollen, damit wir unser bestes Ich werden können.
Wir finden im Evangelium nach Johannes eine solche Lektion:
„Philippus traf Natanaël und sagte zu ihm: Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs.
Da sagte Natanaël zu ihm: Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen? Philippus antwortete: Komm und sieh!
Jesus sah Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit.“4
Für unsere Erdenreise gibt uns der Rat des Apostels Paulus himmlische Weisung: „Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht!“ Dann folgt der abschließende Auftrag: „Was ihr gelernt und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“5
Auf der Suche nach unserem besten Ich leiten verschiedene Fragen unsere Gedanken: Bin ich so, wie ich sein möchte? Bin ich dem Erretter heute näher als gestern? Werde ich ihm morgen noch näher sein? Habe ich den Mut, mich zu bessern?
Entscheiden wir uns für den Familienweg
Es ist an der Zeit, einen oft vergessenen Weg einzuschlagen, den Weg, den wir den „Familienweg“ nennen könnten, damit unsere Kinder und Enkel wachsen und ihre Möglichkeiten ganz ausschöpfen können. Es gibt einen internationalen Trend, der die unausgesprochene Botschaft vermittelt: „Kehrt zu euren Wurzeln zurück, zu eurer Familie, zu ihrer Lebenserfahrung, zu ihrem Vorbild, zu ihren Werten.“ Oft muss man einfach nur heimkommen – auf den Dachboden, der schon lange nicht mehr durchstöbert wurde, zu den Tagebüchern, die nur selten gelesen werden, zu den Fotoalben, die schon fast vergessen sind.
Der schottische Dichter James Barrie schrieb: „Gott schenkt uns Erinnerungen, damit wir im Dezember noch Rosen haben.“6 Welche Erinnerungen haben wir an unsere Mutter? An unseren Vater? An unsere Großeltern? An unsere Familie? An Freunde?
Was haben wir von unseren Vorfahren gelernt? Vor Jahren fragte ein Vater Elder ElRay L. Christiansen (1897–1975), Assistent der Zwölf Apostel, welchen Namen er ihm für sein neu erworbenes Boot vorschlagen würde. Elder Christiansen schlug vor: „Nennen Sie es doch Sabbatbrecher.“ Ich bin sicher, dass der angehende Seemann darüber nachgedacht hat, ob sein ganzer Stolz wohl zu einem Sabbatbrecher werden würde oder nicht. Wie immer seine Entscheidung auch ausfiel, zweifellos hatte sie einen nachhaltigen Einfluss auf seine Kinder.
Zu Hause werden unsere Einstellung und unsere innere Überzeugung geformt. Dort wird Hoffnung gefördert oder vernichtet. Unser Zuhause muss mehr sein als ein Zufluchtsort. Es soll auch ein Ort sein, wo Gottes Geist wohnen kann, wo der Sturm vor der Tür bleibt, wo Liebe herrscht und Frieden wohnt.
Eine junge Mutter hat mir geschrieben: „Manchmal frage ich mich, ob ich im Leben meiner Kinder etwas ausrichte. Als alleinstehende Mutter, die zwei Arbeitsstellen hat, um über die Runden zu kommen, finde ich zu Hause manchmal ein Durcheinander vor, aber ich gebe die Hoffnung nie auf.
Meine Kinder und ich sahen uns die Generalkonferenz im Fernsehen an, und Sie sprachen gerade über das Gebet. Mein Sohn sagte dann: ‚Mutti, das hast du uns schon beigebracht.‘ Ich fragte: ‚Was meinst du damit?‘ Und er antwortete: ‚Na ja, du hast uns gesagt, dass wir beten sollen, und hast uns gezeigt, wie, aber neulich bin ich abends in dein Zimmer gekommen, um dich etwas zu fragen, und habe gesehen, wie du auf den Knien zum himmlischen Vater gebetet hast. Wenn er dir wichtig ist, dann ist er mir auch wichtig.‘“ Der Brief schloss mit den Worten: „Wahrscheinlich weiß man nie, was für einen Einfluss man hat, bis ein Kind sieht, dass man das, was man ihm zu vermitteln sucht, selbst tut.“ Da hat ein Kind von seiner Mutter etwas ganz Wunderbares gelernt.
Als Junge machte ich am Muttertag in der Sonntagsschule eine beeindruckende Erfahrung, die ich all die Jahre nicht vergessen habe. Melvin, ein blinder Bruder in der Gemeinde und ein guter Sänger, stand vor uns, als ob er uns alle sehen könnte. Er sang das Lied: „Meine wundervolle Mutter.“ Hell glühend wie Funken durchdrang die Erinnerung das Herz der Zuhörer. Männer griffen nach einem Taschentuch, den Frauen standen Tränen in den Augen.
Wir Diakone gingen durch die Reihen und überreichten jeder Mutter eine kleine Geranie in einem Blumentopf. Manche Mütter waren jung, andere waren mittleren Alters, und manche hatten das Leben schon fast hinter sich. Mir wurde bewusst, dass jede Mutter gütige Augen hatte. Jede Mutter sagte: „Dankeschön.“ Ich spürte, was es mit dieser Aussage auf sich hat: „Wenn man eine Blume verschenkt, bleibt der Duft der Blume an den Händen des Gebers zurück.“ Diese Lektion habe ich nie vergessen und ich werde sie auch nicht vergessen.
Geben wir unser Leben im Dienst am Nächsten
Die Jahre sind gekommen und vergangen, aber das Wichtigste ist nach wie vor ein Zeugnis vom Evangelium. Wenn wir uns der Zukunft zuwenden, dürfen wir die Lektionen aus der Vergangenheit nicht vernachlässigen. Unser himmlischer Vater hat seinen Sohn gegeben. Der Sohn Gottes hat sein Leben gegeben. Sie fordern uns auf, unser Leben in ihren Dienst zu stellen. Werden Sie das tun? Werde ich es tun? Werden wir es tun? Es gilt Lektionen zu lehren, Gutes zu tun und Seelen zu retten.
Denken wir an den Rat König Benjamins: „Wenn ihr im Dienste eurer Mitmenschen seid, [seid] ihr nur im Dienste eures Gottes.“7 Bemühen Sie sich, die zu retten, die Ihre Hilfe brauchen. Heben Sie sie auf einen höheren und besseren Weg. Wie wir in der PV singen: „Führet, leitet und begleitet, dass den Weg ich find; lehrt mich, alles das zu tun, was mich zu ihm einst bringt.“8
Wahrer Glaube ist nicht auf die Kindheit beschränkt, sondern ist für alle wichtig. In den Sprichwörtern lesen wir:
„Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit; such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade.“9
Wenn wir das tun, erkennen wir, dass wir in seinem heiligen Auftrag handeln, dass seine göttlichen Absichten erfüllt worden sind und dass wir daran mitgewirkt haben.
Lassen Sie mich diese Wahrheit mit einem persönlichen Erlebnis veranschaulichen. Als ich vor vielen Jahren Bischof war, hatte ich das Gefühl, ich solle Augusta Schneider besuchen, eine Witwe aus dem Elsass, die kaum Englisch, aber fließend Französisch und Deutsch sprach. Nach dieser ersten Eingebung besuchte ich sie jedes Jahr zur Weihnachtszeit. Einmal sagte Augusta: „Bischof, ich möchte Ihnen etwas geben, was für mich sehr wertvoll ist.“ Dann ging sie zu der Stelle in ihrer bescheidenen Wohnung, wo sie Besonderes aufbewahrte, und holte das Geschenk hervor. Es war ein wunderschönes Stück Filz, etwa 15 mal 20 Zentimeter, an dem sie die Orden befestigt hatte, die ihr Mann für seinen Dienst in den französischen Streitkräften im Ersten Weltkrieg erhalten hatte. Sie sagte: „Ich möchte, dass Sie diesen Schatz bekommen, der mir so sehr am Herzen liegt.“ Ich protestierte höflich und sagte, es müsse doch jemand in der Verwandtschaft geben, dem sie dieses Geschenk geben könne. „Nein“, antwortete sie bestimmt, „Sie sollen es bekommen, denn Sie haben die Seele eines Franzosen.“
Kurz nachdem sie mir dieses besondere Geschenk gemacht hatte, verließ Augusta ihr irdisches Dasein und kehrte zu dem Gott zurück, der ihr das Leben geschenkt hat. Manchmal fragte ich mich, was ihre Aussage, ich hätte „die Seele eines Franzosen“, bedeutete. Ich hatte keine Ahnung, was es bedeutete. Ich weiß es bis heute nicht.
Viele Jahre später durfte ich Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) zur Weihung des Frankfurt-Tempels begleiten. Dieser Tempel sollte von den Deutsch, den Französisch und den Niederländisch sprechenden Mitgliedern genutzt werden. Als ich für diese Reise packte, hatte ich das Gefühl, ich solle die Orden mitnehmen, die mir geschenkt worden waren, auch wenn ich nicht wusste, was ich damit anfangen sollte. Ich hatte sie bereits einige Jahre aufbewahrt.
In einer Weihungssession in französischer Sprache war der Tempel voll. Der Gesang und die Ansprachen waren sehr schön. Alle empfanden tiefe Dankbarkeit für die Segnungen Gottes. Ich entnahm dem Pro- gramm, dass auch Mitglieder aus dem Elsass anwesend waren.
Während ich sprach, bemerkte ich, dass der Organist Schneider hieß. Deshalb erzählte ich von meiner Bekanntschaft mit Augusta Schneider. Dann ging ich zur Orgel und überreichte dem Organisten die Orden. Ich gab ihm auch den Auftrag, den Namen Schneider in seinen genealogischen Forschungen zu verfolgen. Der Geist des Herrn bestätigte uns im Herzen, dass dies eine besondere Session war. Bruder Schneider fiel es schwer, sich auf das Schlusslied des Weihungsgottesdienstes vorzubereiten, weil er so bewegt war von dem Geist, den wir dort im Tempel spürten.
Ich wusste, dass diese kostbare Gabe – die zwei kleinen Münzen der Witwe, denn es war alles, was Augusta Schneider besaß – jetzt in der Hand eines Menschen war, der dafür sorgen würde, dass viele mit der Seele eines Franzosen nun die Segnungen erlangen würden, die der heilige Tempel für die Lebenden und für die Verstorbenen bereithält.
Ich bezeuge, dass für Gott alles möglich ist. Er ist unser himmlischer Vater. Sein Sohn ist unser Erlöser. Wenn wir uns bemühen, seine Wahrheiten kennen zu lernen und dann entsprechend zu leben, werden wir und andere reich gesegnet.
Ich erkläre feierlich, dass Gordon B. Hinckley ein wahrer Prophet für unsere Zeit ist und dass er in dem großen Werk, das unter seiner Leitung vorankommt, geführt wird.
Mögen wir immer daran denken, dass Gehorsam gegenüber Gottes Geboten die verheißenen Segnungen hervorbringt. Möge jeder von uns würdig sein, sie zu erhalten.
Für die Heimlehrer
Bereiten Sie sich gebeterfüllt vor und tragen Sie diese Botschaft anhand einer Unterrichtsmethode vor, bei der Ihre Zuhörer einbezogen werden. Dazu einige Beispiele:
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Bringen Sie die folgenden (oder ähnliche) Gegenstände mit: einen Spiegel, ein Bild von einem Zuhause, ein Gartengerät. Lesen Sie 3 Nephi 27:27 und fragen Sie, was diese Schriftstelle mit den drei Gegenständen zu tun hat. Sagen Sie, dass Präsident Monson uns dreierlei vorgeschlagen hat, wie wir Jesus Christus ähnlicher werden können. Verwenden Sie dann bei jedem Abschnitt den entsprechenden Gegenstand zur Erinnerung an das, was Präsident Monson lehrt (beispielsweise den Spiegel bei dem Abschnitt „Suchen wir das Beste in uns“).
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Präsident Monson fragt: „Was haben wir von unseren Vorfahren gelernt?“ Erzählen Sie ein Beispiel aus dem Artikel. Fragen Sie dann die Familienmitglieder, was sie von ihrer eigenen Familie gelernt haben. Falls es angebracht erscheint, können Sie sie auch auffordern, solche Beispiele für die Familiengeschichte aufzuschreiben.
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Fragen Sie, nachdem Sie die Botschaft vermittelt haben: „Was beeindruckt Sie am meisten an Präsident Monsons Botschaft? Was sollen wir wohl daraus lernen? Was erwartet Präsident Monson wohl von uns? Was sollen wir aufgrund dieser Lehren tun?“