Das alte Buch Mormon
Dan Hobbs
Idaho
Vor einigen Jahren sprach mir jemand auf die Mailbox: „Sind Sie der Dan Hobbs, der in Idaho Falls gewohnt hat und 1974 in Washington auf Mission war? Hier ist Tom Janaky. Ich glaube, Sie haben meine Eltern unterwiesen.“
Ich war überrascht. Ich war in Texas auf Mission gewesen, nicht in Washington, aber ich erinnerte mich an den Namen. Mir fiel sofort das Buch auf meiner Kommode ein, eine Ausgabe des Buches Mormon von 1948. Ich schlug die Titelseite auf, wo jemand etwas hingeschrieben hatte. Da stand: „Gott sei mit Ihnen. Gott segne Sie! Frank und Virginia Janaky, 1974.“ In meiner Erinnerung reiste ich 35 Jahre in die Vergangenheit.
Ich war 21 und meine Mission in Houston neigte sich dem Ende. Mein Mitarbeiter und ich gingen recht erfolglos von Tür zu Tür. Doch da klopften wir an eine Tür, die ein Mann öffnete. Er bat uns freundlich herein. Er stellte sich als Frank Janaky vor und machte uns mit seiner Frau Virginia bekannt. Wir unterhielten uns nur kurz.
Bei weiteren Besuchen unterwiesen wir die beiden im Evangelium. Sie wollten sich zwar nicht taufen lassen, aber sie waren immer freundlich. Als wir einmal eine Lektion für Freunde der Kirche durchnahmen, fiel mir auf dem Bücherregal eine alte Ausgabe des Buches Mormon auf. Ich weiß nicht mehr, wie sie es bekommen hatten, aber ich weiß noch, dass ich erwähnte, wie sehr mir diese Ausgabe gefiel.
Kurz vor Ende meiner Mission gingen mein Mitarbeiter und ich noch einmal bei den Janakys vorbei, damit ich mich von ihnen verabschieden konnte. Kurz bevor wir gingen, signierte Frank Janaky das alte Buch Mormon und überreichte es mir als Abschiedsgeschenk. Dann bat er mich, meinen Namen und meine Adresse in seine Familienbibel zu schreiben. Danach habe ich die Janakys nie wiedergesehen, aber ich habe ihr Geschenk immer in Ehren gehalten.
Ich rief am gleichen Abend noch zurück. Tom Janaky fragte mich nochmals, ob ich 1974 eine Mission in Washington erfüllt habe. Ich erzählte ihm, dass ich in Texas gewesen war, und fragte, ob Frank und Virginia Janaky seine Eltern seien.
Er bejahte und erzählte, dass die beiden von Texas nach Washington gezogen seien. Er war davon ausgegangen, dass Missionare in Washington seine Eltern besucht hatten. Dann sagte er, dass er in der Familienbibel auf meinen Namen und meine Adresse gestoßen war.
„Ich hab Sie angerufen, weil ich Ihnen erzählen wollte, dass mein Bruder und ich uns haben taufen lassen. Das hängt auch damit zusammen, dass die Missionare immer so nett zu unseren Eltern waren“, meinte er. „Sie mochten alle Missionare, die im Laufe der Jahre vorbeigekommen waren, sehr gern.“
Tom Janaky erzählte mir dann, dass seine Eltern inzwischen verstorben waren.
„Doch wir erledigen jetzt ihre Tempelarbeit“, sagte er.
Gerührt bedankte ich mich bei Tom Janaky für den Anruf.
Jahrelang hatte ich das Gefühl gehabt, dass meine Mission nicht sonderlich erfolgreich gewesen war. Manchmal hatte ich mich gefragt, ob ich auf meiner Mission überhaupt bei irgendjemandem etwas Positives bewirkt hatte. Der Anruf von Tom Janaky war eine liebevolle Barmherzigkeit des Herrn. Ich bin dankbar für meine Mission und den kleinen Anteil, den ich daran hatte, der Familie Janaky das Evangelium zu bringen.