2019
Vergebung durch das Sühnopfer Jesu Christi
April 2019


Botschaft von der Gebietsführerschaft

Vergebung durch das Sühnopfer Jesu Christi

Als Mitglieder der Kirche wollen wir nicht nur körperlich, sondern auch geistig gesund sein.

Was wir wirklich anstreben, ist Frieden zu haben, und das erreichen wir am besten, wenn wir inneren Frieden finden. Der Erretter hat gesagt: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“1

Leider ist es leicht, diesen inneren Frieden zu verlieren, vor allem wegen des Lebensstils der modernen Welt, in der wir leben, der immer aggressiver wird. Diese Aggressivität dringt auf verschiedenen Wegen bis in unser Zuhause vor, und wir sind schon fast so weit, dass wir es für ganz normal halten, so zu leben. Es gibt Sätze, die ich immer häufiger höre. Mancher sagt: „Ich vergebe, aber ich vergesse nicht“; und sogar: „Du wirst für das bezahlen, was du getan hast.“

Vergebung ist eine Tugend, die wir alle erlernen und pflegen sollten. Präsident Gordon B. Hinckley hat einmal gesagt: „Ich glaube, sie ist wohl die größte Tugend auf Erden, und ganz sicher diejenige, die am dringendsten benötigt wird. Es gibt so viel Gemeinheit und Missbrauch, Intoleranz und Hass. Umkehr und Vergebung werden so dringend gebraucht. Es ist ein großartiges Prinzip, das in alten und neuen Schriften immer wieder betont wird.“2

Vergebung und Umkehr gehören zusammen. Ohne Vergebung können wir nicht umkehren, und wir können ohne Umkehr nicht vergeben.

Vergleichen wir die Vergebung doch einmal mit einem Schlangenbiss. Wenn man beleidigt oder verletzt wird, ist es, als würde man von einer Schlange gebissen werden, was einem oft schwere Verletzungen zufügen kann. Die Heilung ist langwierig und schmerzhaft, aber wie jede andere Wunde schließt auch diese sich und heilt mit der Zeit. Vielleicht werden wir aber auch manchmal von einer Giftschlange gebissen, deren Gift in uns verbleibt. So ist es jedenfalls mit Groll, Hass, Rachedurst oder dem Verlangen nach Gerechtigkeit. Sie regieren bald unser Herz, und wie beim Gift können wir die Wunde nicht heilen. Vergebung ist das Gegenmittel, das diese durch Gift verursachten Wunden heilt; ohne Vergebung ist Heilung nicht zu erreichen. Lassen Sie uns nicht so sein wie die Israeliten, die von Feuerschlangen gebissen worden waren.3 Sie hätten geheilt werden können, wenn sie auf die Kupferschlange geblickt hätten, die Mose auf Geheiß des Herrn angefertigt hatte und die den Erlöser und sein Sühnopfer darstellte. Aber das taten sie nicht, und sie starben.4

Der Erretter und sein Sühnopfer bieten uns die einzige Gelegenheit zu lernen, wie man vergibt; es gibt keine andere Möglichkeit, in schwierigen Situationen zu vergeben. Das Sühnopfer ist das Gegenmittel, das jede Wunde heilen und schließen kann, selbst die schwierigsten, für die es kein Heilmittel zu geben scheint. Die Macht des Sühnopfers kommt nicht von selbst. Manchmal ist es schwierig, sie anzuwenden, und es erfordert viel Mühe, aber sie steht jedem zur Verfügung, der sie annimmt. In einer neuzeitlichen Offenbarung sagt der Herr:

„Darum sage ich euch: Ihr sollt einander vergeben; denn wer seinem Bruder dessen Verfehlungen nicht vergibt, der steht schuldig vor dem Herrn; denn auf ihm verbleibt die größere Sünde. Ich, der Herr, vergebe, wem ich vergeben will, aber von euch wird verlangt, dass ihr allen Menschen vergebt.“5

Vergebung in der Ehe ist der Schlüssel, um zu einer Ehe für die Ewigkeit zu gelangen. Ich kenne viele Paare, die sich Kleinigkeiten nicht vergeben und das Gift des Grolls und des Hasses in sich ansammeln. Wenn es dann einmal zum Streit kommt, lassen sie alles heraus, was sich im Laufe der Zeit angesammelt hat, und die Beziehung wird schwer geschädigt. Ich kenne einige Ehen, in denen man füreinander nur sehr wenig Toleranz aufbringt, die kleinsten Fehler nicht ertragen kann und jedes Mal buchstäblich „einen Sturm im Wasserglas“ entfesselt. Gerade im Schoß der Familie müssen wir Vergebung am dringendsten üben und daran denken, dass es keine Erhöhung ohne Vergebung gibt.

Und schließlich ist die Vergebung direkt mit Nächstenliebe verbunden, wie der Prophet Moroni sagt: „Aber die Nächstenliebe ist die reine Christusliebe, und sie dauert für immer fort; und bei wem am letzten Tag gefunden wird, dass er sie besitzt, mit dem wird es wohl sein. Darum, meine geliebten Brüder, betet mit der ganzen Kraft des Herzens zum Vater, dass ihr von dieser Liebe erfüllt werdet, die er all denen zuteilwerden lässt, die wahre Nachfolger seines Sohnes Jesus Christus sind; damit ihr Söhne Gottes werdet; damit wir, wenn er erscheinen wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“6

Ich bete, dass wir immer in der Lage sein mögen, in unserem Leben Vergebung zu erlangen, denn dann werden wir mehr wie der Erretter sein und seine wahren Nachfolger werden.

Anmerkungen

  1. Johannes 14:27

  2. „Vergebung“, Herbst-Generalkonferenz 2005

  3. Numeri 21:5-9

  4. Alma 33:20

  5. LuB 64:9,10

  6. Moroni 7:47,48

Drucken