2020
Lilas Entscheidung
Juli 2020


Lilas Entscheidung

Die Verfasserin lebt in Corrientes in Argentinien.

„Gott gab mir einen Tempel, in dem ich leben kann.“ (Liederbuch für Kinder, Seite 73)

Lila wollte das Richtige wählen

Lilas Choice

„Zeit für die heiligen Schriften!“, rief Lila.

Lila las ihrer kleinen Schwester Ánika und ihrem kleinen Bruder Svetan gern vor. Bald würde Lila sich taufen lassen! Sie wollte jeden Tag in den heiligen Schriften lesen, um sich darauf vorzubereiten.

Lila schlug die erste Seite des Bilderbuchs mit Geschichten aus den heiligen Schriften auf. Ánika und Svetan kuschelten sich an sie, damit sie die Bilder sehen konnten.

„Hört gut zu, denn ich stelle euch auch Fragen“, sagte Lila. Dann begann sie mit dem ersten Kapitel.

„Bevor wir geboren wurden, lebten wir im Himmel“, las Lila. „Wir hatten noch keinen Körper. Wir waren Geister.“

Lila, Ánika und Svetan schauten auf die weiß gekleideten Personen.

„Bereit für die erste Frage?“ Lila wandte sich an Ánika. „Wo warst du, bevor du geboren worden bist?“

Ánika klatschte in die Hände. „Im Himmel!“

„Ja, genau“, sagte Lila. „Und woher kommt Svetan?“

„Auch aus dem Himmel“, antwortete Ánika. Svetan kicherte und steckte sich die Hand in den Mund. Lila und Ánika lachten. Svetan war der niedlichste Einjährige in ganz Argentinien!

„Unsere ganze Familie kommt aus dem Himmel“, sagte Lila. „Auch Jesus. Er ist hergekommen und hat uns geholfen, damit wir wieder beim Vater im Himmel leben können.“ Lila zeigte im Buch auf das Bild von Jesus.

Nach dem Vorlesen überlegte Lila, wie es wohl gewesen sein musste, mit Jesus im Himmel zu leben. Sie wollte sein wie er. Sie wollte immer das Richtige wählen!

Am nächsten Tag in der Schule knurrte Lilas Magen, als sie in der Schlange stand und darauf wartete, Frühstück zu bekommen. Sie konnte die Empanadas schon förmlich schmecken, als Señora Ruiz sie ihr auf den Teller füllte. Mmmh, rochen die vielleicht lecker!

Dann goss Señora Ruiz ihr eine Tasse Milch ein. O nein!, dachte Lila. Die Milch war dunkler als sonst. Manchmal gab die Kantine Kaffee oder Tee in die Getränke.

„Ist heute Kaffee oder Tee in der Milch?“, fragte Lila.

Señora Ruiz winkte ab. „Nur ein bisschen Kaffee“, sagte sie. „Das wirst du nicht einmal merken.“

Lila überlegte kurz. Sie dachte daran, dass sie ja wie Jesus sein und das Richtige wählen wollte. Sie wusste, dass die Propheten sagten, dass man keinen Kaffee trinken soll.

„Nein danke“, meinte sie dann. „Heute keine Milch für mich.“ Sie lächelte Señora Ruiz an. Dann setzte sie sich und aß.

Am Abend half Lila ihrem Vater in der Küche mit dem Abwasch. Noch immer dachte sie an die Geschichte aus den heiligen Schriften. Auch dachte sie an die Sache mit der Milch.

„Papi?“

„Ja?“, fragte ihr Vater.

„Warum will der Vater im Himmel, dass wir einen Körper haben?“

Lilas Vater spülte einen Teller ab und dachte nach. „Na ja, er hat uns einen Körper gegeben, damit wir wie er werden können“, sagte er. „In deinem Körper wohnt ja dein Geist. Das ist damit gemeint, wenn wir sagen, dass der Körper ein Tempel ist.“

Lila nickte. Manchmal sang sie in der PV ein Lied, in dem es darum ging. „Deswegen möchte der Vater im Himmel also, dass wir auf unseren Körper achtgeben?“

„Ja, genau“, sagte ihr Vater.

„Heute in der Schule haben sie Kaffee in die Milch getan“, berichtete Lila. „Ich hab sie aber nicht getrunken. Ich versuche ja, auf meinen Tempel achtzugeben.“

„Ich bin stolz auf dich“, sagte ihr Vater. Er trocknete die Hände am Küchentuch ab und umarmte Lila.

Auch sie drückte ihren Vater ganz fest. Sie freute sich, auf den Körper achtgeben zu können, den der Vater im Himmel ihr geschenkt hatte.