Sie schoben ihre Prüfungen beiseite
An jenem Tag waren Kendra, Brent und Tyson ein wahres Beispiel für christliches Dienen.
Wir alle erleben Höhen und Tiefen, aber 2013 war für unsere Familie ein besonders schwieriges Jahr. Es gab viele unerwartete und teure Reparaturen an unserem Haus und unserem Auto. Mein Mann Ryan verlor seine Arbeit, und bei unserem jüngsten Sohn traten nach der Geburt Komplikationen auf, sodass er ein paar Wochen auf der Intensivstation für Neugeborene bleiben musste. Zudem litt ich an einer postpartalen Depression. Diese Umstände zusammen mit der Tatsache, dass wir vier kleine Kinder hatten, belasteten uns finanziell und psychisch.
Ryan fand eine neue Anstellung, aber er musste immer lang arbeiten und war manchmal mehrere Wochen lang auf Reisen. Unser fünfjähriger Sohn, Wesley, bekam Angstzustände, weil sein Vater so oft fort war. Ständig wachte er in der Nacht auf, weil er Albträume hatte.
Andere Angehörige unterstützten mich, wenn es möglich war, aber ich fühlte mich trotzdem die meiste Zeit erschöpft und allein. Ich wusste, dass der Vater im Himmel meine Familie liebte und wusste, was wir durchmachten, aber mir war, als würden wir ertrinken.
Eines Tages – Ryan war beruflich auf Reisen – fuhr ich die Kinder von der Schule nach Hause und betete verzweifelt um Hilfe. Später am Abend klopfte meine Nachbarin Kendra an unsere Tür. Sie war über unsere Situation im Bilde und fragte mich, wie es mir ginge. Ich wollte mich ihr gegenüber überhaupt nicht beklagen – sie wäre die Letzte gewesen, die ich um Hilfe gebeten hätte, denn ihr Mann, Brent, hatte die letzten vier Jahre gegen ein Krebsleiden ankämpfen müssen.
So sagte ich Kendra, mir ginge es gut, doch sie hakte nach und ich spürte, dass sie es ernst meinte. Mit Tränen in den Augen erzählte ich ihr schließlich von meinen Problemen. Als ich von Wesleys Angstzuständen und Albträumen berichtete, fragte sie mich, ob Brent ihm einen Segen geben solle.
Kurz darauf kamen Kendra, Brent und ihr ältester Sohn, Tyson, in Sonntagskleidung an unsere Tür. Brent sah gebrechlich aus. Sicherlich hatte es ihn all seine Kraft gekostet, zu uns herüberzukommen. Er gab Wesley einen Segen und Tyson gab mir einen Segen.
An jenem Tag waren Kendra, Brent und Tyson ein wahres Beispiel für christliches Dienen. Sie schoben ihre eigenen Prüfungen beiseite, um uns aufrichtig Liebe und Mitgefühl zu erweisen. Ich fühlte mich gesegnet, dass der Vater im Himmel mein Gebet auf diese liebevolle Weise erhört hatte. Brent starb zwei Wochen später.
Als er bei uns zuhause gewesen war, war er als Zeuge Gottes aufgetreten, indem er das Priestertum auf rechtschaffene Weise ausgeübt hatte (siehe Mosia 18:9). Ich empfinde es als heilig, dass der Dienst, den er unserer Familie erwies, mit das Letzte war, was er auf der Erde getan hat.