Ich weiss, was auch kommt, es wird gut sein
Frauenfeld (MA): Als unser ältester Sohn Joshua am 22. März 2020 seine Missionsberufung erhielt, war unsere Umgebung sehr intensiv mit dem Coronavirus beschäftigt. Wir hatten gehört, dass viele Missionare und Missionarinnen nach Hause geschickt wurden und dort zuerst 14 Tage in Quarantäne verbringen mussten, um dann eine neue Berufung zu bekommen.
Inmitten dieser Unsicherheit sassen wir an diesem Sonntagnachmittag als Familie in unserem Wohnzimmer. Wir waren gespannt, wo Joshua als Vollzeitmissionar dienen würde. Er wurde in die Arizona-Mission Mesa berufen und sollte seine Mission am 7. Juli 2020 beginnen. Uns war schnell klar, dass diese Mission vermutlich nicht so beginnen würde, wie geplant. Für mich als Mama galt: Egal wie es kommt, es wird der richtige Weg sein.
Wir bekamen Mails vom Missionspräsidenten aus Mesa in Arizona. Er und seine Frau freuten sich, Elder Obrist in ihrem Gebiet willkommen zu heissen. Die USA schlossen ihre Grenzen und verunmöglichten damit eine Einreise für Missionare aus dem Ausland. Es war eine spezielle Zeit, nicht zu wissen, wie es mit der Berufung weitergehen würde. Wir vertrauten auf den Herrn. Kurz vor Eintritt in die Missionarsschule bekam Joshua Bescheid, dass das Missionstraining online stattfinden würde. Er bekam aus England ein riesiges Paket mit seinen Namensschildern, etlichen Büchern und Kopfhörern fürs Lernen zuhause.
Am 5. Juli fuhren wir als ganze Familie zum Gemeindehaus Landquart, wo Joshua vom Pfahlpräsidenten als Missionar eingesetzt wurde. Es war für uns alle ein ganz spezielles und geistiges Erlebnis. Zu diesem Zeitpunkt erfuhren wir, dass unser Sohn vorübergehend in der Deutschland-Mission Berlin dienen wird. Joshua durfte mit fünf Missionaren und zwei Missionarinnen die Online-Missionarsschule auf Englisch beginnen. Er schilderte uns immer wieder die zu lösenden Aufgaben und Workshops. Am Mittag und am Abend assen wir gemeinsam. Dabei erzählte Joshua uns, was sie online besprochen hatten. Eine Episode war sehr lustig. Wir sind eine Familie, die Facebook bisher eher mied. Mit der Missionsberufung kommuniziert Elder Obrist hauptsächlich über Facebook und E-Mail. Einer der Missionare aus der Missionarsschule kommt aus Simbabwe. Er schickte unserem Sohn Joshua eine Freundschaftsanfrage. Kurz darauf bekam er Hunderte von Freundschaftsanfragen aus Simbabwe. In der Kirche findet man scheinbar überall auf der Welt sehr schnell Freunde, sogar während der Corona-Krise. Nach den vielen Stunden vor dem Bildschirm war Joshua froh, wenn er etwas Bewegung an der frischen Luft geniessen konnte. Da die Missionare angehalten sind, nicht alleine unterwegs zu sein, war eine spazierfreudige Mama die perfekte Begleitung. Wir führten viele aufbauende und tiefgründige Gespräche, die ich sehr genoss.
Am 31. Juli war es endlich soweit. Wir brachten unseren Sohn zum Flughafen. Wir wussten, dass er in Berlin abgeholt wird. Sonst hatten wir keine Info und trotzdem waren wir sicher, dass alles gut werden würde. Bevor wir von unserem Sohn hörten, bekamen wir eine herzliche E-Mail vom Missionspräsidenten Bruder Leimer und seiner Frau. Sie schickten uns Fotos von unserem Sohn und teilten uns mit, dass er gemeinsam mit zwei weiteren Missionaren in Erfurt dienen werde. Das Speziellste an dieser Nachricht war, dass wir als Eltern zu einer Tempelsession nach Freiberg eingeladen wurden. Wir durften unseren Sohn am 12. August zu seinem Endowment im Freiberg-Tempel begleiten. Der Tempel wurde nur für eine kleine Gruppe von Missionaren geöffnet. Es war ein sehr geistiges und besonderes Erlebnis. Wir lernten den Missionspräsidenten und seine Frau kennen und waren von ihrer Arbeit und ihrem Engagement begeistert. Wir fühlten uns sehr gesegnet, diesen Moment miterleben zu dürfen.
Wir leben in einer Zeit mit besonderen Umständen, in der nicht alles so abläuft, wie wir es in der Vergangenheit gewohnt waren. Ich bin gespannt, was sich während der Mission unseres Sohnes weiter ereignen wird. Ich weiss, was auch kommt, es wird gut sein.