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Trotz unheilbarer Erkrankung fand ich in Christus zu seelischer Widerstandskraft
Der Verfasser lebt in Chile.
Als bei mir eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wurde, fand ich in Christus inneren Frieden
Als Jugendlicher ließ ich mich taufen und war vom Evangelium Jesu Christi begeistert. Mit der Zeit ließ meine Motivation jedoch nach, weil niemand aus meiner Familie der Kirche angehörte und es nicht so einfach war, aus eigenen Stücken meinen geistigen Gewohnheiten treu zu bleiben.
Ich wusste immer, dass die Kirche wahr ist, doch von ganzem Herzen wollte ich mich nicht engagieren. Vor diesem entscheidenden Schritt schreckte ich letztlich zurück. So kam es, dass ich mit der Zeit nicht mehr regelmäßig zur Kirche ging. Bald räumte ich meinem gesellschaftlichen Leben den Vorrang ein, statt nach dem Evangelium zu leben. Und schließlich hörte ich ganz auf, nach den Geboten zu leben. Ich rechtfertigte mein Handeln damit, dass es ja wohl in Ordnung sei, zu tun, was ich wolle, solange ich ein guter Mensch bleibe.
Doch diese Entscheidung kam mir teuer zu stehen.
Nachdem ich schon lange nichts mehr mit der Kirche zu tun gehabt hatte, wurde ich positiv auf das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) getestet. Diese Krankheit ist chronisch-progredient – ist also unheilbar und wird mit der Zeit schlimmer. Ich war am Boden zerstört.
Ich stellte mir die gleichen Fragen, die sich wohl jeder stellt, der mit einer verheerenden Diagnose oder sonst einem chronischen Leiden konfrontiert ist: Wie soll ich das Leben jemals wieder genießen können? Was kann ich mir überhaupt noch erhoffen?
Und wie lautet die Antwort?
Jesus Christus.
Mit ganzem Herzen wandte ich mich dem Evangelium zu
In diesem dunkelsten aller Augenblicke flehte ich um göttliche Hilfe und hatte das Gefühl, dass der Vater im Himmel und Jesus Christus genau wissen, wie mir zumute ist. Der Geist schenkte mir innere Klarheit und half mir, meine Entscheidungen zu überdenken.
Mir wurde klar, dass ich, wollte ich dauerhaft Frieden finden, den Erretter abermals zu einem Teil meines Lebens machen müsse. Dementsprechend vereinbarte ich einen Termin beim Bischof und beim Pfahlpräsidenten, um die Schritte der Umkehr in Angriff zu nehmen.
Durch die Gespräche mit diesen beispielhaften Führungsverantwortlichen konnte ich ihre Liebe und Unterstützung spüren, und die helfende Macht Jesu Christi trat erneut in mein Leben. Sie halfen mir, mir Ziele zu setzen, und ich kam auf dem Weg der Bündnisse voran. Erstmals wandte ich mich mit ganzem Herzen dem Evangelium zu. An mir selbst konnte ich nun erkennen, welch einen Unterschied es macht, wenn man die Beziehung zum Vater im Himmel und zum Erretter an die erste Stelle setzt.
Amy A. Wright, Erste Ratgeberin in der Präsidentschaft der Primarvereinigung der Kirche, hat erst unlängst darüber gesprochen, wie der Erretter uns hilft, trotz schwieriger Umstände Hoffnung und Freude zu finden:
„Jesus Christus ist diese Hoffnung für die Zukunft. Nichts, was wir getan oder nicht getan haben, befindet sich außerhalb der Reichweite seines unbegrenzten und ewigen Opfers. Er ist der Grund, weshalb unsere Geschichte nie zu Ende ist. …
Ewiges Leben ist ewige Freude. Freude in diesem Leben, gleich jetzt – nicht trotz der Probleme unserer Zeit, sondern weil uns der Herr hilft, aus ihnen zu lernen und sie schließlich zu überwinden –, und unermessliche Freude im künftigen Leben.“
Diese Tatsache, was Freude betrifft, erlebe ich selbst, weil ich mich nun beständig auf den Heiland besinne und mich abermals jeden Tag an der eisernen Stange – dem Wort Gottes – festhalte (siehe 1 Nephi 15:23,24).
Seelische Widerstandskraft in schwierigen Zeiten
Ich fand nun Trost und lernte, mit der Krankheit zurechtzukommen. Der Bischof wies mich zudem auf den von der Kirche angebotenen Kurs zur Eigenständigkeitsförderung „Im Herrn Kraft finden: Emotionale Widerstandskraft“ hin.
In meinen Augen ist dieser Kurs wirklich von Gott gegeben, inspiriert und wundervoll. Ich habe gelernt, wie ich diese Krankheit, die das Leben so trostlos aussehen lässt, zu einer lehrreichen Erfahrung machen kann. Im Kurs habe ich gelernt, tiefen Glauben an den Erretter zu entwickeln, mir gesunde Denkmuster zu eigen zu machen, mit Stress und Lebensängsten umzugehen und letzten Endes hoffnungsvoll voranzuschreiten.
Doch trotz solcher guten Hilfen gibt es unbestreitbar auch mühselige, kräftezehrende Tage. Die Ängste und die Traurigkeit, die sich in solchen Augenblicken mitunter einstellen, sind wahrlich lähmend. Aber da ich den Rat des Propheten befolge, finde ich auch an solch schwierigen Tagen meinen Weg besser.
Präsident Russell M. Nelson hat uns ja dazu aufgerufen, selbst angesichts größter Schwierigkeiten celestial zu denken, betonte er doch: „Denken Sie an die Antwort des Herrn, als Joseph Smith im Gefängnis zu Liberty um Hilfe flehte. Der Herr erklärte dem Propheten, dass die unmenschliche Behandlung, die ihm widerfuhr, ihm Erfahrung bringen und ihm zum Guten dienen werde [siehe Lehre und Bündnisse 122:7]. ‚Wenn du gut darin ausharrst‘, verhieß der Herr, ‚wird Gott dich in der Höhe erhöhen.‘ [Lehre und Bündnisse 121:8.] Der Herr hielt Joseph Smith also dazu an, celestial zu denken und sich den ewigen Lohn vorzustellen, anstatt sich auf die gegenwärtigen schmerzlichen Probleme zu konzentrieren.“
Ich befolge hiermit also Präsident Nelsons Rat und konzentriere mich um meiner psychischen Gesundheit willen auf das Gute. Ich tue mein Bestes, um auf meine seelische Gesundheit zu achten, und zwar sowohl durch geistige als auch durch zeitliche Hilfsmittel. Ich sehe das Gesamtbild – behalte die Ewigkeit im Blick. Ich denke an meine Bündnisse und bleibe ihnen treu.
Und vor allem blicke ich auf meinen Erretter Jesus Christus, von dem ich Hoffnung und Kraft erhalte.
Leidest du an einer unheilbaren Erkrankung – sei das nun aufgrund früherer Entscheidungen, der Entscheidungen anderer oder einfach der Tatsache geschuldet, dass wir in einer unvollkommenen Welt leben –, dann führe dir die Verheißungen des Friedens, der Ruhe und der Freude vor Augen, die uns der Vater im Himmel und Jesus Christus schenken, wenn wir uns ihnen zuwenden.
Ich danke dem Vater im Himmel jeden Tag dafür, dass er mir hilft, bei meinen chronischen gesundheitlichen Problemen immer mehr seelische Widerstandskraft zu entwickeln. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich je für eine Herausforderung wie diese bedanken würde, doch ich bin in der Tat dankbar, denn dieser Kampf hat mir bewusstgemacht, wie sehr ich doch meinen Erretter brauche. Ich spüre, wie sich mein Herz Tag für Tag mehr an ihm ausrichtet.