„6: Lernen“, Im Herrn Kraft finden: Emotionale Widerstandskraft , 2021
„6: Lernen“, Im Herrn Kraft finden: Emotionale Widerstandskraft
Lernen – Maximale Dauer: 60 Minuten
Jeder Mensch empfindet gelegentlich Wut oder Ärger. Es gibt zahllose Gründe, wütend zu sein. Wir können unsere Wut nicht immer im Griff haben, zumal es so leicht ist, sich in seinem Ärger gerechtfertigt zu fühlen. Vielleicht fühlen wir uns sogar besser, nachdem wir unseren Gefühlen erst einmal auf aggressive Weise Luft gemacht haben. Wutausbrüche tragen jedoch nicht dazu bei, dass wir uns langfristig besser fühlen. Sie können zu angespannten Beziehungen, körperlichen Krankheiten, finanziellen Verlusten und geistigen oder gar körperlichen Schäden an uns selbst und anderen führen.
Der Erretter lehrte die Nephiten: „Es soll unter euch keine Auseinandersetzungen geben. … Denn wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer den Geist des Streites hat, ist nicht von mir, sondern ist vom Teufel, der der Vater des Streites ist, und er stachelt den Menschen das Herz auf, im Zorn miteinander zu streiten. Siehe, es ist nicht meine Lehre, den Menschen das Herz mit Zorn gegeneinander aufzustacheln; sondern es ist meine Lehre, dass Derartiges hinweggetan werden soll.“ (3 Nephi 11:29,30 .)
Denken Sie an eine Situation, in der Sie wütend waren; vervollständigen Sie dann die nachfolgende Tabelle.
Situation
Wie habe ich reagiert?
Was ist daraufhin geschehen?
Beispiel
Ich habe neue Schuhe für meinen Sohn gekauft. Er ließ sie gestern Abend draußen stehen und sie wurden gestohlen.
Ich war wütend auf meinen Sohn und hab ihn angeschrien, weil er so leichtsinnig gewesen war, die Schuhe draußen stehen zu lassen.
Was ist daraufhin geschehen?
Mein Sohn bekam Angst vor mir und wollte nicht mehr mit mir reden. Er mochte ja die Schuhe sehr und fühlte sich wegen seines Fehlers noch elender.
Inwiefern kann ich ein besserer Jünger Jesu Christi werden, wenn ich mit meiner Wut umzugehen weiß?
2. Erkennen, wie Wut sich steigert
Wenn wir bei wütenden Gedanken verweilen, reagiert auch unser Körper darauf. Solche körperlichen Reaktionen erhöhen unser „emotionales Temperaturniveau“. Bestimmte Verhaltensweisen können unsere Wut noch verstärken. Daher ist das Erlernen von Fertigkeiten, die uns helfen, wieder herunterzukommen, ein wichtiger Bestandteil der Wutbewältigung.
Was hat Ihnen außerdem schon geholfen, sich wieder zu beruhigen?
3. Die Gefühle hinter der Wut verstehen lernen
Um Ihre Wut zu bewältigen, müssen Sie herausfinden, welche Gefühle ihr zugrunde liegen. Oft ist es leichter, wütend zu sein, als sich mit seinen wahren, unterschwelligen Gefühlen auseinanderzusetzen. Nachstehend finden Sie eine Liste mit unterschwelligen Gefühlen und Erfahrungen, die dazu führen können, dass Sie wütend werden.
Unterschwellige Emotionen und Gefühle
Unterschwellige Emotionen und Gefühle
Unterschwellige Emotionen und Gefühle
Unterschwellige Emotionen und Gefühle
Unterschwellige Emotionen und Gefühle
gereizt
enttäuscht
beschämt
hoffnungslos
schuldig
überfordert
Unterschwellige Emotionen und Gefühle
bloßgestellt
entmutigt
minderwertig
Trauer
unsensibel
untröstlich
ängstlich
Unterschwellige Emotionen und Gefühle
verunsichert
besorgt
bedroht
nervös
abgelehnt
berechtigt
verletzt
Unterschwellige Emotionen und Gefühle
gekränkt
schikaniert
einsam
Ungerechtigkeit
Hunger
Erschöpfung
unerfüllte Erwartungen
Schritt 1: Lesen Sie als Gruppe die folgenden Fallbeispiele und finden Sie heraus, wie das Bewusstsein für die unterschwelligen Gefühle die Wut mindern kann.
Schritt 2: Denken Sie jeder für sich darüber nach, in welchen Situationen Sie wütend werden. Beschreiben Sie im Diagramm die Situation und eine Reaktion darauf, die die Wut noch weiter „anheizt“. Ermitteln Sie dann die unterschwelligen Gefühle und schreiben Sie eine Reaktion auf, die die Wut „abkühlen“ lässt.
Situation
Reaktionen, die Wut „anheizen“
Unterschwellige Gefühle und Erfahrungen
Reaktionen, die Wut „abkühlen“
Beispiel
Sie sind auf dem Heimweg von der Arbeit. Es war ein langer Tag und es herrscht dichter Verkehr. Sie kommen zu spät zu einem Termin. Ein anderer Autofahrer verursacht beinahe einen Unfall und macht Ihnen gegenüber eine beleidigende Geste.
Reaktionen, die Wut „anheizen“
Schreien
Auf verletzten Gefühlen beharren
Bei sich denken: „Wie kann er es wagen zu denken, es sei meine Schuld! Wie kann man nur Typen wie ihn auf die Straße lassen?“
Unterschwellige Gefühle und Erfahrungen
Stress
Ungerechtigkeit
Erschöpfung
Angst
Reaktionen, die Wut „abkühlen“
Beruhigende Musik hören oder sich auf die Atmung konzentrieren, um sich selbst daran zu erinnern: „Ich kann es entweder schlimmer machen oder es gut sein lassen. Ich weiß nicht, warum er so fährt. Ich muss ruhig bleiben und darf ihm nichts Böses unterstellen.“
Bei sich denken: „Wenn ich mit einer solchen Wut Auto fahre, baue ich am Ende noch einen Unfall.“
Beispiel
Sie haben Ihrem Sohn aufgetragen, sein Zimmer aufzuräumen, bevor er mit seinen Freunden spielt. Er hat Sie einfach ignoriert und spielt mit seinen Freunden.
Reaktionen, die Wut „anheizen“
Unterschwellige Gefühle und Erfahrungen
Unerfüllte Erwartungen
Enttäuschung
Schuldzuweisung
Verletztsein
Reaktionen, die Wut „abkühlen“
Bei sich denken: „Er ist noch jung und lernt erst noch, warum es wichtig ist, ein aufgeräumtes Zimmer zu haben und auf seine Eltern zu hören. Vielleicht muss ich ihm besser erklären, warum es gut ist, dass man auf seine Sachen achtgibt. Ich werde in aller Ruhe mit ihm darüber sprechen, wie wir das schaffen können.“
Wie kann uns das Gebet dabei helfen, uns zu beruhigen, wenn wir wütend sind?
4. Beschließen, anders mit der eigenen Wut umzugehen
Es ist von großer Bedeutung, den Zusammenhang zwischen Wut und Entscheidungsfreiheit zu verstehen. Es mag irgendetwas geschehen, was Wut hervorruft, aber wir können entscheiden, wie wir auf dieses Gefühl reagieren: wir können wütend werden oder freundlich, gütig und großzügig sein.
Elder Lynn G. Robbins erzählte von einer Situation, als sich ein sportlich begabter junger Mann für die Aufnahme in eine Sportmannschaft bewarb und auch aufgenommen wurde. Am ersten Trainingstag ließ der Trainer den jungen Mann gegen einen anderen Spieler antreten, während die Mannschaft zusah. „Als er einen leichten Ball daneben warf, wurde er wütend, stampfte mit dem Fuß auf und jammerte. Da ging der Trainer zu ihm hinüber und sagte: ‚Wenn du hier noch einmal so eine Schau abziehst, wirst du nie in meiner Mannschaft spielen.‘ Während der nächsten drei Jahre verlor er nicht ein einziges Mal wieder die Beherrschung. Als er Jahre später an diesen Vorfall zurückdachte, wurde ihm bewusst, dass der Trainer ihn einen Grundsatz gelehrt hatte, der sein Leben verändert hatte: Man kann seinen Zorn beherrschen.“ („Entscheidungsfreiheit und Zorn“ , Der Stern , Juli 1998, Seite 91.)
In welcher Situation haben Sie sich schon dafür entschieden, nicht im Zorn zu reagieren?
Wenn Sie sich bewusstmachen, in welchen Situationen Sie Wut empfinden, können Sie besser damit umgehen. Gehen Sie mit einem Partner kurz die „Übung: Mir meiner Wut bewusst werden“ durch, die Sie später in diesem Kapitel finden. Füllen Sie sie in der kommenden Woche aus, damit Sie besser erkennen können, wann Sie wütend sind.
Eine mögliche Reaktion, für die man sich entscheiden kann, ist Humor. Elder Jeffrey R. Holland erklärte: „Wir können daran denken, dass Christus besonders an Kindern viel Freude hatte, und dass er uns gesagt hat, wir sollten wie diese Kinder werden, nämlich ohne Falsch, rein, schnell im Lachen, Lieben und Vergeben, die jede Kränkung rasch vergessen können.“ („Tut dies zu meinem Gedächtnis“ , Der Stern , Januar 1996, Seite 62.) Wenn man über sich selbst lachen oder Situationen mit Humor nehmen kann, kommt man besser mit unerwarteten, frustrierenden und enttäuschenden Geschehnissen zurecht. Aufbauender Humor kann Ihre Einstellung, Ihre Beziehungen und Ihre Gesundheit verbessern. Diese Art von Humor ist nicht beleidigend oder erniedrigend für andere. Ein Sprichwort besagt: „Ein fröhliches Herz tut der Gesundheit gut.“ (Sprichwörter 17:22 .) Es ist zwar nicht angebracht, über jeden und alles zu lachen, aber den meisten Menschen würde es guttun, mehr zu lachen.
Wie kann uns angemessener Humor helfen, mit unserer Wut umzugehen?
5. Als Jünger Jesu Christi Wut bewältigen
Ein Leben in Einigkeit mit Jesus Christus kann Ihnen helfen, Frieden statt Wut zu empfinden. Die „mächtige Wandlung [im] Herzen“ (Alma 5:14 ), die daraus erwächst, dass Sie eins sind mit Jesus Christus, kann in Ihnen den Wunsch wecken, anderen zu vergeben, „ständig Gutes zu tun“ (Mosia 5:2 ) und „auf den Herrn [zu] hoffen“ (Psalm 37:9) . Der Heilige Geist erfüllt Sie mit „Liebe, Freude, Friede[n], Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue [und] Sanftmut“ (Galater 5:22,23 ).
„Vergebung: Meine Last wurde mir leicht gemacht“, unter srs.ChurchofJesusChrist.org/videos [8:24]
8:24
Inwiefern werden wir gesegnet, wenn wir uns an den Erretter wenden, um unsere Wut zu überwinden?
Wut kann zu gewalttätigem oder missbräuchlichem Verhalten führen. Häusliche Gewalt ist etwas anderes als kleine Meinungsverschiedenheiten. Von niemandem wird erwartet, dass er Missbrauch, Misshandlung oder Gewalt über sich ergehen lässt. Weiteres Material sowie Notfall-Rufnummern finden Sie in der Rubrik „Hilfe fürs Leben“ im Archiv Kirchenliteratur unter „Missbrauch und Misshandlung: In der Krise? Hier finden Sie Ansprechpartner“; siehe auch abuse.ChurchofJesusChrist.org (in englischer Sprache).
Wenn Sie Opfer häuslicher Gewalt sind, holen Sie sich unverzüglich Hilfe und wenden Sie sich an die zuständigen Behörden. Die Kirche duldet Missbrauch und Misshandlung in keinerlei Form. Präsident Gordon B. Hinckley betonte: „Wir verurteilen jegliche Form von Missbrauch und Misshandlung auf schärfste. Wir verurteilen die körperliche, verbale oder seelische Misshandlung sowie den sexuellen Missbrauch von Ehegatten oder Kindern.“ („What Are People Asking about Us?“ , Ensign, November 1998, Seite 72.) Ganz gleich, ob Sie Opfer oder Täter sind: Holen Sie sich jetzt Hilfe, wenn Sie in ein Netz von Missbrauch oder Misshandlung verstrickt sind. Ihr Bischof oder andere Führer der Kirche können Ihnen bei Ihrem Heilungsprozess beistehen.
Beschreiben Sie einige Situationen, die in Ihnen Wut auslösen. (Zum Beispiel ein Streit mit Ihrem Ehepartner oder Freund, finanzielle Probleme oder ein unordentliches Haus.)
Beschreiben Sie die Überlegungen oder Gedanken, die Ihre Wut verstärken. (Zum Beispiel: „Sie interessiert sich nur für sich selbst“ oder „Mein Freund ist so unverantwortlich“.)
Beschreiben Sie die Gefühle, die hinter Ihrer Wut stecken. (Zum Beispiel das Gefühl, missachtet, ausgenutzt oder übergangen zu werden.)
Beschreiben Sie die körperlichen Reaktionen, die Anzeichen dafür sind, dass Sie wütend werden. (Zum Beispiel verschwitzte Handflächen, schneller Herzschlag, Angespanntheit oder Reizbarkeit.)
Beschreiben Sie, wie Sie Ihre Wut ausleben – Ihr schlimmstes Verhalten eingeschlossen. (Zum Beispiel schreien, Türen knallen oder schlagen.)
Beschreiben Sie eine Fertigkeit, die Ihre Wut abkühlt. (Zum Beispiel bis 10 zählen oder Atemübungen durchführen.)
Beschreiben Sie, wie Sie sich das nächste Mal verhalten wollen, wenn Sie wütend sind.