Für die Familie
Die heilende Kraft der Vergebung


Lektion 7

Die heilende Kraft der Vergebung

Ziel

Den Teilnehmern helfen, den Frieden zu erfahren, den man verspürt, wenn man anderen vergibt, und sie dazu anhalten, dass sie in ihrer Familie die Vergebungsbereitschaft fördern.

Vorzubereiten

  1. Lesen Sie noch einmal die Grundsätze in dem Abschnitt „Ihre Aufgaben als Lehrer“ (Seite IX–XI in diesem Leitfaden). Überlegen Sie, wie Sie diese Grundsätze bei Ihrer Unterrichtsvorbereitung anwenden können.

  2. Lesen Sie die fettgedruckten Überschriften in der Lektion, die einen Überblick über die Lehren und Grundsätze dieser Lektion vermitteln. Sinnen Sie im Rahmen Ihrer Vorbereitung während der Woche darüber nach. Lassen Sie sich bei der Entscheidung darüber, worauf Sie besonderen Nachdruck legen wollen, um auf die Bedürfnisse der Teilnehmer einzugehen, vom Geist leiten.

  3. Erinnern Sie die Teilnehmer daran, dass sie ihren Leitfaden Ehe und Familie – Leitfaden für den Studenten mitbringen. Sie werden ihn in der nächsten Lektion gut gebrauchen können.

Anmerkung: Nehmen Sie, wenn Sie diese Lektion durchnehmen, bitte besondere Rücksicht auf die Lebensumstände der einzelnen Teilnehmer. Wenn Teilnehmer Fragen dazu stellen, ob und wie sie bei schwierigen familiären Problemen Verge- bung suchen oder erteilen sollen, beispielsweise in Fällen von Missbrauch oder Untreue, bitten Sie sie freundlich, sich damit an den Bischof zu wenden.

Vorschlag für den Unterrichtsablauf

Der Geist der Vergebungsbereitschaft zwischen Mann und Frau bringt Frieden und ein Gefühl von Vertrauen und Sicherheit mit sich.

Lesen Sie die folgende Geschichte, die Elder Hugh W. Pinnock von den Siebzigern erzählt hat:

„Ein Ehepaar [hat] erst in späteren Jahren geheiratet. Die Frau war schon einmal verheiratet gewesen, doch für den Mann war es die erste Ehe. Nach mehreren Monaten des Eheglücks kam es zu einer Meinungsverschiedenheit. Der Mann war so verletzt, dass er mit seinen täglichen Aufgaben nicht zurechtkam. Die Auseinandersetzung hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht, doch nun begann er, über das Problem nachzudenken, und sah ein, dass das Problem zumindest teilweise bei ihm lag. Er ging zu seiner Frau und stammelte mehrmals verlegen: ,Es tut mir leid, Schatz.‘ Da brach die Frau in Tränen aus und gestand ein, dass sie selbst viel Schuld habe, und sie bat um Vergebung. Während sie sich in den Armen hielten, bekannte sie, dass sie solche Worte der Entschuldigung noch nie gebraucht habe. Sie wusste nun, dass alle künftigen Probleme zu lösen sein würden. Sie hatte ein Gefühl der Sicherheit, weil sie wusste, dass sie beide sagen konnten: ,Es tut mir Leid‘ und ,Ich vergebe dir‘.“ (Der Stern, Februar 1982, Seite 19.)

Lesen Sie als Gegensatz zu dieser Geschichte die Schilderung eines Gesprächs, das Präsident Gordon B. Hinckley mit einem Ehepaar führte, das Eheprobleme hatte (Seite 26 in dem Leitfaden Ehe und Familie – Leitfaden für den Teilnehmer): „Ich erinnere mich an ein Ehepaar, mit dem ich eine lange Unterredung geführt habe. Die beiden saßen mir am Schreibtisch gegenüber, und zwischen ihnen herrschte Bitterkeit. Ich weiß, dass sie einander einmal sehr geliebt hatten, aber dann hatten sie es sich angewöhnt, nur von den Fehlern des anderen zu reden. Sie waren nicht bereit, einander die Fehler zu vergeben, die wir alle machen, sie zu vergessen und Nachsicht walten zu lassen; sie hatten einander so lange kritisiert, bis die Liebe, die sie einmal empfunden hatten, ausgelöscht war. Sie war mit der Scheidung zu Asche zerfallen. Übrig geblieben waren nur Einsamkeit und Vorwürfe. Ich bin überzeugt, dass sie noch zusammen wären, hätten sie nur ein wenig Umkehr geübt und einander vergeben. Sie würden noch immer das Zusammensein genießen, das ihnen das Leben früher so verschönt hatte.“ (Der Stern, November 1991, Seite 5.)

• Was können wir aus diesen beiden Beispielen lernen? Erklären Sie, dass es in dieser Lektion darum geht, dass wir Vergebung erlangen müssen, und darum, wie wichtig es ist, dass wir einander vergeben. Betonen Sie, dass ein Ehepaar viele Herausforderungen in seiner Beziehung überwinden kann, wenn es sich bemüht, vergebungsbereit zu sein. Wenn sie dies tun, werden sie erfahren, dass die Verheißung von Präsident Gordon B. Hinckley an jene, die einander vergeben, wahr ist: „Dann finden Sie den Frieden, der Ihnen auf keine andere Weise zuteil werden kann.“ (Der Stern, November 1991, Seite 5.)

Mann und Frau sollen einander um Vergebung für ihre Fehler bitten und sich ernstlich bemühen, sich zu verbessern.

• Warum ist es so wichtig für Mann und Frau, dass sie sagen „Es tut mir Leid“, und einander um Vergebung bitten?

• Warum ist es manchmal schwierig, um Vergebung zu bitten? (Mögliche Antworten sind, dass Egoismus und Stolz dies verhindern oder dass wir manchmal anderen die Schuld für unsere Probleme geben.)

• Wie können wir die Stärke erlangen, andere um Vergebung zu bitten? Betonen Sie, dass es, wenn wir Vergebung erlangen wollen, wichtig ist, dass wir uns sehr anstrengen, uns zu ändern und von unseren Sünden umkehren, wenn das nötig ist. Es reicht nicht aus, dass wir sagen, dass es uns Leid tut. Wir müssen uns bemühen, der Vergebung der anderen und des Herrn würdig zu sein.

• Warum ist es gefährlich, Vergebung erlangen zu wollen, ohne sich zu verbessern?

Am Ende dieses Teils der Lektion könnten Sie eine oder beide der folgenden wahren Begebenheiten erzählen:

Ein Mann bemerkte, dass seine Frau ungewöhnlich still war, nachdem sie den Abend mit Freunden verbracht hatten. Er fragte sie, ob etwas nicht stimmte. Sie sagte, sie hätte sich mehrmals am Abend bloßgestellt und verletzt gefühlt, weil er Geschichten erzählt hatte, die sich auf sie bezogen. Zuerst verteidigte er sich und sagte, dass es doch bloß Spaß war und er nur wollte, dass sich alle amüsieren und dass sie überreagierte. Während ihres Gesprächs merkte er jedoch, dass er ihre Gefühle tatsächlich verletzt hatte. Es tat ihm sehr Leid, als ihm bewusst wurde, dass er mit seiner lockeren Art seine Frau recht oft bloßgestellt hatte. Er entschuldigte sich und versprach, es nicht wieder zu tun. Er hielt sein Versprechen. Von nun an fand er Möglichkeiten, wie er seine Frau vor anderen loben konnte.

Ein Ehemann und Vater, der sich schon als Teenager mit Pornografie beschäftigt hatte, hatte damit nicht aufgehört. Er war entmutigt, weil er nicht wusste, wie er sich ändern konnte. Schließlich betete er ernstlich um Hilfe, demütigte sich und begann, sich mit dem Leben und den Lehren des Erretters zu beschäftigen. Als er besser verstand, welche Segnungen durch das Sühnopfer des Erretters erlangt werden können, wurde ihm klar, dass er sein Verhalten ändern konnte. Er sah, dass seine Abhängigkeit ihn selbst, seine Ehe und seine Familie zerstörte. Sein neues Verständnis der Mission Jesu Christi ermöglichte es ihm, die nötigen Änderungen vorzunehmen und seine Ehe zu retten.

Lesen Sie, was Elder Spencer W. Kimball als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel einmal gesagt hat:

„Zu jeder Vergebung gibt es eine Bedingung, nämlich dass das Pflaster so groß sein muss wie die Wunde. Das Fasten, das Beten, die Demut müssen ebenso groß sein wie die Sünde oder noch größer. Es muss ein reuiges Herz und ein zerknirschter Geist vorhanden sein. Es muss ,Sack und Asche‘ geben. Es muss Tränen und eine echte Herzenswandlung geben. Man muss die Sünde einsehen, von dem, was böse ist, ablassen und den Fehler vor den ordnungsgemäß eingesetzten Autoritäten des Herrn bekennen. Man muss den Fehler wieder gutmachen und entschlossen und mit festem Willen eine andere Richtung einschlagen, ein neues Ziel anstreben. Man muss selbst bestimmen, in was für Situationen man sich findet, und man muss seinen Umgang ändern oder wechseln. Man muss seine Kleider waschen, damit sie weiß werden, und sich dazu verpflichten, alle Gesetze Gottes zu befolgen. Kurz und gut, man muss sich selbst, die Sünde und die Welt besiegen.“ (Das Wunder der Vergebung, Seite 336.)

Mann und Frau sollen einander vergeben.

Erklären Sie, dass wir nicht nur danach trachten sollen, Vergebung für unsere Sünden zu erlangen, sondern auch selbst vergebungsbereit sein müssen. Manchmal stoßen wir uns an Kleinigkeiten, die andere tun, doch der Herr hat uns geboten, einander zu vergeben. Lesen Sie gemeinsam mit den Teilnehmern LuB 64:8–10.

• Inwiefern wird die Ehe gestärkt, wenn Mann und Frau einander bereitwillig vergeben?

Präsident Gordon B. Hinckley hat geraten: „Wenn mich jetzt jemand hört, der in seinem Herzen das Gift des Hasses trägt, dann fordere ich ihn auf: Bitten Sie den Herrn um Kraft, vergeben zu können. Dieser Wunsch ist die Grundlage für die Umkehr. Es mag nicht leicht sein, und es mag lange dauern, doch wenn Sie sich aufrichtig darum bemühen, wird sich Ihr Wunsch erfüllen. … Dann finden Sie den Frieden, der Ihnen auf keine andere Weise zuteil werden kann.“ (Der Stern, November 1991, Seite 5; siehe auch Seite 26 in dem Leitfaden Ehe und Familie – Leitfaden für den Teilnehmer.)

• Warum ist es manchmal schwierig zu vergeben? (Mögliche Antworten sind, dass jemand versucht, sich davor zu schützen, in Zukunft wieder verletzt zu werden, dass er denkt, vergeben bedeutet verletzende Taten zu entschuldigen oder dass er es als schwierig empfindet, jemandem zu vergeben, der Verge- bung erwartet ohne sich zu bemühen, sein verletzendes Verhalten abzulegen.)

• Warum ist es gefährlich, wenn Mann und Frau sich weigern, einander zu vergeben?

• Inwiefern werden diejenigen gesegnet, denen Vergebung zuteil wurde? Wie kann die Vergebung durch andere einem Menschen helfen, sein schlechtes Verhalten abzulegen?

• Inwiefern kann jemand, der vergibt, durch die Vergebungsbereitschaft gesegnet werden?

Schlagen Sie vor, dass wir uns, wenn wir das Gefühl haben, andere hätten uns schlecht behandelt, fragen sollen, was der Erretter möchte, wie wir darauf reagieren. Präsident Howard W. Hunter, der vierzehnte Präsident der Kirche, hat erklärt: „Wir [müssen] mehr über Heiliges nachdenken und vermehrt so handeln, wie der Erretter es von seinen Jüngern erwartet. Wir sollen uns bei jeder Gelegenheit fragen: ,Was würde Jesus tun?‘ und dann mit mehr Mut der Antwort Folge leisten.“ (Der Stern, Januar 1991, Seite 81.)

Lesen Sie den folgenden Ratschlag von Präsident Joseph F. Smith, dem sechsten Präsidenten der Kirche:

„Wir haben alle unsere Schwächen und Fehler. Manchmal bemerkt der Mann an seiner Frau einen Fehler und wirft ihn ihr vor. Manchmal meint eine Frau, ihr Mann habe etwas nicht richtig gemacht, und wirft es ihm vor. Und was nützt das? Ist Vergebung nicht besser? Ist Nächstenliebe nicht besser? Ist Liebe nicht besser? Ist es nicht besser, wenn man nicht von den Fehlern spricht, wenn man die Schwächen nicht aufbauscht, indem man immer und immer wieder darüber spricht? Ist das nicht besser? Wird nicht die Einigkeit, die durch die Geburt eurer Kinder und den neuen und immerwährenden Bund zwischen euch entstanden ist, stärker, wenn ihr die Schwächen und Fehler des anderen erst gar nicht erwähnt? Ist es nicht besser, gar nichts darüber zu sagen – sie zu begraben und nur von dem Guten zu sprechen, das ihr kennt und für einander empfindet, und die Fehler des anderen zu begraben und sie nicht unter die Lupe zu nehmen, ist das nicht besser?“ („Sermon on Home Government,“ Millennial Star, Seite 49 f).

Zum Abschluss

Lesen Sie das folgende Zitat von Elder Spencer W. Kimball: „Welch eine Erleichterung! Welcher Trost! Welche Freude! Wer mit Übertretung und Kummer und Sünde beladen ist, kann Vergebung empfangen und gereinigt und geläutert werden, sofern er zum Herrn zurückkommt, von ihm lernt und seine Gebote hält. Wir alle haben es ja nötig, Tag für Tag von unseren Torheiten und Schwächen umzukehren, und darum können wir ebenso alle an diesem Wunder teilhaben.“ (Das Wunder der Vergebung, Seite 349.)

Bezeugen Sie, wie der Geist es Ihnen eingibt, dass ein Ehepaar, wenn es einander die Fehler vergibt, Frieden spüren kann. Es herrscht größere Einigkeit, und sie können die Schwierigkeiten in der Ehe und im Elternsein besser bewältigen. Fordern Sie die Teilnehmer auf, in ihrer Familie die Vergebungsbereitschaft zu fördern.

Verweisen Sie auf Seite 25–27 in dem Leitfaden Ehe und Familie – Leitfaden für den Teilnehmer. Fordern Sie die Teilnehmer auf, die Lehren und Grundsätze in dieser Lektion zu wiederholen, indem sie (1) wenigstens eine Aufgabe aus den „Anwendungsvorschlägen“ erfüllen und (2) den Artikel „Von euch wird verlangt, dass ihr allen Menschen vergebt“ von Präsident Gordon B. Hinckley lesen. Betonen Sie, dass ein Ehepaar sehr davon profitieren kann, wenn es die Artikel in dem Leitfaden gemeinsam liest und miteinander darüber spricht. Erinnern Sie die Teilnehmer daran, ihren Leitfaden zum nächsten Unterricht mitzubringen.