In den Fußstapfen eines Verfolgten
(RHS) Tade Biesinger aus Bountiful in Utah spricht mit Menschen in deren Wohnungen und erzählt ihnen von der Wiederherstellung des Evangeliums und seinem Glauben, der den 20-Jährigen dazu bewog, sein Studium zu unterbrechen und dem Herrn zwei Jahre als Missionar zu dienen.
Von der Freiheit und Selbstverständlichkeit der Meinungsäußerung und Religionsausübung konnte sein Urahn Thomas Biesinger (geboren 1844) nur träumen. Dieser war einer der ersten Missionare auf dem Boden der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und musste für sein Predigen sogar ins Gefängnis. Doch auch während der Haft gab der damals 39-jährige Missionar wie einst der Apostel Paulus den Wärtern und Mitgefangenen unerschütterlich Zeugnis für die Wiederherstellung der Wahrheit, sodass er schließlich jenen Mann (den Pelzhändler Anthon Just) taufen konnte, der ihn an die Polizei verraten hatte.
Gleichzeitig veröffentlichten österreichische Zeitungen Fotos von Thomas Biesinger mit der Behauptung, er sei „ein großer mormonischer Häuptling, der Menschen in die mormonische Sklaverei zwingen“ wolle.
Nach zwei Monaten im Kerker kam Elder Biesinger wieder frei und traf seinen an Pocken erkrankten Mitarbeiter Paul Hammer gesund wieder. Ehe sie das Land verlassen mussten, tauften sie mindestens drei Personen. Obwohl die neuen Mitglieder sich selbst überlassen waren und ebenfalls verfolgt wurden, wuchs die Kirche innerhalb weniger Jahre im Osten der Monarchie, sodass hier erste Gemeinden entstanden.
Wie fühlt sich nun der heutige Elder Biesinger als Nachfahre eines kühnen, unerschütterlichen Pioniers? „Ich bin begeistert, der Kirche als Missionar zu dienen. Andere am Evangelium teilhaben zu lassen, macht mir sehr viel Freude!“, sagt Tade Biesinger. „Auch ich habe ein Zeugnis von der Wahrhaftigkeit dieses Evangeliums. Ich kann ehrlich sagen, dass mir nichts mehr Glück bringt als das Wissen, dass Gott unser liebender himmlischer Vater ist, dass Jesus Christus sein Sohn ist und dass seine Kirche in den Letzten Tagen auf die Erde zurückgebracht wurde. Der himmlische Vater hat uns einen perfekten Plan gegeben, zu ihm zurückzukehren. Das Sühnopfer Jesu Christi ermöglicht es uns, wahres, dauerhaftes Glück zu erfahren. Es ist mir eine Ehre, den Menschen in der Alpenländischen Mission zu dienen. Ich betrachte es auch als zusätzlichen Segen, in dem Land zu dienen, in dem mein Ururururgroßvater mit der Evangeliumsverkündigung begonnen hat! Seine Geschichte hat mich dazu inspiriert, diese Gelegenheit nicht für selbstverständlich zu halten, sondern die gute Nachricht so vielen Menschen wie möglich mitzuteilen.“
Näheres zur Mission Thomas Biesingers in den Jahren 1883/84 kann im New-Era-Artikel „A Missionarys Two Months in Jail“ (November 1982) nachgelesen werden. Hier sind auch Stellen aus seinem Tagebuch zitiert (vgl. https://www.churchofjesuschrist.org/study/new-era/1982/11/a-missionarys-two-months-in-jail?lang=eng).