Missionarserlebnisse
Ein starkes Gefühl
Darmstadt (AM): Ich diente von Dezember 2017 bis Juli 2019 in der Ukraine-Mission Kiew. Einen der kalten Winter verbrachte ich in der westukrainischen Kleinstadt Winnyzja, wo eisige Kälte, durchgehender Schneefall und Glätte auf der Straße unsere Missionsarbeit erschwerte.
An einem Abend beschlossen wir, aufgrund des Wetters einen Besuch bei einer weit entfernt wohnenden Frau abzusagen. Doch als ich die Nummer wählte, hatte ich plötzlich das ganz starke Gefühl, sie doch besuchen zu sollen. Ich legte sofort auf und wir machten uns auf den Weg durch die Dunkelheit und die Kälte – zu Fuß, denn der Schnee hatte alle Busse lahmgelegt. Viel zu spät und völlig durchgefroren wurden wir zwei Stunden später an ihrer Wohnungstür begrüßt und hereingelassen. Im Laufe unseres Gesprächs erzählte sie von ihrer Angst um ihre dreijährige schwerkranke Enkelin und ihren vor vielen Jahren im Alter von fünf Jahren an Krebs verstorbenen Sohn. Beide waren nicht getauft und der orthodoxe Glaube der Familie war, dass Ungetaufte in die Hölle kommen.
Unfähig, unsere Antwort auf Russisch auszudrücken, öffneten wir das Buch Mormon und baten sie, Moroni 8 zu lesen. Als sie in Vers 12 las, wie kleine Kinder in Christus lebendig sind, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Ich wusste in dem Moment, dass sie nicht nur den Worten glaubte, sondern diese ihr auch den Trost gaben, den sie lange verzweifelt gesucht hatte. Ich bin so dankbar für den Plan der Erlösung und den Heiligen Geist, der uns zu denen führen kann, die das Wissen über diesen Plan und den damit verbundenen Trost benötigen.