Stimmen von Heiligen der Letzten Tage
Die tapferen Schneiderlein bei der Arbeit
Darmstadt (AM): Das Brummen der Waschmaschine, das Zischen des Bügeleisens, das Klappern der Scheren, das „Aua!“ beim Stechen in den Finger, das Rattern der Nähmaschinen, viele Benachrichtigungstöne der Handys und zu guter Letzt das Brummen das Staubsaugers waren in den letzten zwei Wochen in einigen Haushalten unserer Gemeinde zu hören.
Die FHV-Nähgruppe, verstärkt durch vier Junge Damen und ein paar Brüder, hat über 200 Mundschutzmasken produziert. Allein 211 gingen direkt an die Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret. Außerdem belieferten wir noch zwei Altenheime sowie ältere Mitglieder unserer Gemeinde. Es war ein fantastisches Gefühl, gemeinsam stark zu sein und Gutes zu tun. Ein weiterer schöner Effekt war, dass nicht nur die Jungen Damen neue Fähigkeiten dazulernten. Es wurden Synergien geschaffen, Arbeiten aufgeteilt, großzügig Bänder geschnitten oder aus Baumwollstoffen eigene Bänder produziert und Nähmaschinen ausgeliehen, um anderen ein Gesamtwerk zu spenden. Dabei wurden ständig neue, kleine Probleme gelöst: Woher bekomme ich Draht, der waschbar ist? Rostet der Draht schnell? Hält er der Kochwäsche und den Sterilisationsprozessen im Krankenhaus stand? Könnten wir es mit Gefrierbeuteldrahtverschlüssen oder Pfeifenputzern versuchen? Wie wäre es mit Gummibändern? Leider waren die meisten Materialien nicht leicht zu bekommen. So kamen wir auf die Idee, Jersey-Bänder zu benutzen. Wir zerschnitten T-Shirts, die lange nicht getragen worden waren. Auch alte Bettlaken wurden verarbeitet.
Zu guter Letzt fanden sich auch Helfer, die zwar nicht nähen konnten, jedoch bereitwillig den Transport übernehmen wollten. So wurden beschriftete Materialtüten in Vorgärten und an Gartenzäunen – ohne persönlichen Kontakt – abgeholt und ausgeliefert.
Ein Vorrat bedeutet nicht nur, dass man Nahrungsmittel und Toilettenpapier für schlechte Zeiten bereitlegt. Unser eigener persönlicher Vorrat an Hoffnung und Glauben sowie Fähigkeiten wie das Nähen oder das Lagern von Materialien wie Stoff und Faden beispielsweise wird in einer Zeit, in der viele Läden geschlossen sind, zu einem großen Schatz.
Eigenständigkeit und Unabhängigkeit kombiniert mit der Zusammenarbeit und dem gegenseitigen Helfen vermittelten uns ein sehr beruhigendes Gefühl, das uns Sicherheit gab, wo doch wegen COVID-19 im Allgemeinen eher Angst und Verunsicherung herrschen.