2020
Wie mir das Buch Mormon durch die soziale Isolation half
Dezember 2020


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Wie mir das Buch Mormon durch die soziale Isolation half

Ich habe das Buch Mormon schon oft gelesen, aber diesmal ist mir noch deutlicher klar geworden, wie viel Kraft uns dieses Buch wirklich geben kann.

Auch Moronis Kapitel habe ich viele Male gelesen, aber dieses Jahr fühle ich mich besonders mit ihm verbunden. Zum Schluss war er von allen, die er liebte, getrennt. Er muss in seinen letzten Lebenstagen sehr einsam gewesen sein. Doch selbst in all dieser Einsamkeit dachte er noch daran, wie sein Vater verkündet hatte, sie hätten eine Arbeit zu verrichten (siehe Moroni 9:6). Mit einer ungewissen Zukunft vor Augen fasste er den Bericht der Jarediten zusammen und hinterließ uns unter anderem inspirierte Botschaften über Glauben, Hoffnung und Nächstenliebe.

Moronis Mut beflügelt mich angesichts der vielen Prüfungen, die dieses Jahr über die Welt gekommen sind, wie etwa die COVID-19-Pandemie. Überall auf der Welt waren viele von uns dieses Jahr gezwungen, sich sozial zu isolieren, wobei einige von uns sich sogar von den Menschen fernhalten mussten, die sie am meisten lieben. Auch ich stand vor dieser schwierigen Entscheidung.

Ich bin Kinderärztin und arbeite an der vordersten Front, nämlich in der Notfallversorgung und ersten Hilfe für Kinder in Maranhão in Brasilien. Während dieser Pandemie traf ich den schwierigen Entschluss, engen körperlichen Kontakt mit meinem geliebten Mann, meiner zweijährigen Tochter, meiner Schwiegermutter und meinen Neffen (die alle mit mir zusammen wohnen) zu meiden, außerdem auch mit allen anderen Angehörigen und Freunden anderswo. Ich isolierte mich selbst, damit ich die Krankheit nicht womöglich übertrug.

Die soziale Isolation war schwer, weil meine Familie mir so nahesteht. Jeden Sonntag aßen wir gemeinsam zu Mittag. Wir hielten außerdem regelmäßig einen Evangeliumsabend ab. Bald bemerkte ich, dass ich mich ohne sie traurig und einsam fühlte. Ich beschloss jedoch, mir viel Zeit dafür zu nehmen, das Buch Mormon zu lesen, damit ich den Heiligen Geist bei mir haben konnte. Ich habe erfahren, dass ich mich mit dem Heiligen Geist als ständigem Begleiter besser auf Dankbarkeit und Gutes konzentrieren kann, dass ich erkenne, wie ich anderen dienen kann, und dass ich in schweren Zeiten von der Liebe des Erretters umgeben bin.

Manchmal frage ich mich, wie tröstlich es für Moroni gewesen sein muss, die Worte seines Vaters Mormon zu lesen, nachdem dieser fort war. Ich versuche, seine Worte auf mich zu beziehen: „Sei in Christus treu[, meine Tochter;] möge Christus dich erheben.“ (Moroni 9:25.) Ich habe festgestellt, dass der Herr das immer tut! Der Erretter kann uns Kraft geben, die größer ist als all die Probleme, die uns in dieser unruhigen Welt begegnen mögen, und uns helfen, an der Hoffnung festzuhalten.

So schwer dieses Jahr bisher auch war, bin ich doch überaus dankbar, dass diese Erfahrung mein Zeugnis von Jesus Christus gestärkt und mich gelehrt hat, mein Vertrauen völlig in ihn zu setzen, wie Moroni es tat. Als ich den Bericht vom Erscheinen Jesu Christi in Amerika las, wurde mir klar, dass das Land der Nephiten vor seiner Ankunft großen und wunderbaren Umwandlungen unterzogen wurde (siehe 3 Nephi 11:1). Sicherlich werden wir vor der Rückkehr des Erretters in der Lage sein, selbst eine Umwandlung zu durchlaufen, indem wir uns bereitmachen, ihm wiederzubegegnen. Ich weiß, dass all die Schwierigkeiten, die wir erleben, uns die Chance bieten, uns auf das Wiedersehen mit ihm vorzubereiten.

Ich weiß, dass Jesus Christus mein Erretter ist. Er ist das Licht, das ich zur Führung brauche, wenn der Weg unsicher ist. Ich weiß, dass das Buch Mormon ein Zeuge für ihn ist. Die Wahrheiten in diesem Buch können uns wirklich helfen, uns ihm zuzuwenden und in Krisenzeiten Kraft, Mut und Glauben zu haben. Ich weiß, dass es bei mir genau das bewirkt.