Der Segen einer Weihnachtstradition
Die Verfasserin lebt in Utah.
Das erste Weihnachtsfest in unserem neuen Zuhause fiel nicht besonders stimmungsvoll aus, aber ein Priestertumssegen änderte alles.
Mit vierzehn Jahren erlebte ich mein erstes Weihnachten ohne Schnee. Wir waren gerade erst vom gebirgigen Utah nach Texas gezogen. Texas war mir zu flach und zu heiß. Wie sollte Weihnachtsstimmung aufkommen, wenn ich an meiner neuen Schule noch keine Freunde hatte und es vor allem keinen Schnee gab? Wie es aussah, passte ich nirgendwo dazu, und oft war ich einsam und traurig.
Trotz meiner Schwermut war es nur noch eine Woche bis Weihnachten, und ich hoffte, unsere üblichen Familientraditionen würden meine Stimmung aufhellen können. Die Festtagsaktivitäten unserer Familie hatten mir in den vergangenen Jahren immer Freude bereitet. Ein Großteil unseres Weihnachtsfestes bestand aus Traditionen, daher machte ich mir in dem neuen Zuhause deswegen keine Sorgen. Man nannte sie ja nicht umsonst Traditionen; sie mussten folglich eingehalten werden.
Den Geist der Weihnacht aufrechterhalten
Die Vorweihnachtszeit zog sich dahin. Wir hatten als Familie noch gar nichts Festliches gemacht, und ich war ziemlich niedergeschlagen. Schließlich war es Heiligabend – und den ganzen Tag lang wartete ich darauf, dass etwas geschah, irgendetwas, was mir zeigte, dass unsere schönen Familientraditionen auch Teil unseres neuen Zuhauses geworden waren. Sicher hätte ich auch selbst die Initiative ergreifen und unsere liebgewonnenen Traditionen aufleben lassen können, aber das wollte ich nicht. Vermutlich wartete ich auf ein Zeichen, dass es den Geist der Weihnacht immer noch gab.
Der Tag wurde zum Abend, und ich wurde immer frustrierter. Als meine Familie zum Abendgebet zusammenkam, hatte ich Tränen in den Augen. Obwohl wir ja schon dort wohnten, kam mir das Haus kalt und leer vor. Plötzlich durchbrach mein Vater die Stille und stellte eine Frage:
„Möchte jemand einen Priestertumssegen?“
Mir blieb fast das Herz stehen. Ich war so sehr davon eingenommen gewesen, ob wir etwa die Weihnachtsbeleuchtung anbringen oder Plätzchen backen würden, dass mir eine besondere Tradition, die uns jeden Heiligabend begleitete, völlig entfallen war: Wir alle bekamen einen Priestertumssegen! Ich hatte immer Frieden verspürt, wenn mir mein Vater einen Segen gab, aber nicht jeder aus der Familie wollte immer einen Segen haben. Manchmal sagten meine Geschwister und meine Mutter, dass ihnen nicht danach sei. Ich wollte mir also keine großen Hoffnungen machen, falls dann sowieso jeder wieder ablehnen würde.
Diesmal war es jedoch anders. Meine Mutter stand auf und setzte sich auf den Stuhl, den mein Vater bereitgestellt hatte.
„Ich hätte gern einen“, sagte sie sanft.
Wir waren alle sehr überrascht, aber mein Vater zögerte nicht. Er legte meiner Mutter die Hände auf und begann zu sprechen. Es war offensichtlich, dass mein Vater mit den Gefühlen und Schwierigkeiten meiner Mutter auf einer Wellenlänge war. Er sprach ihr für diese Zeit des Wandels Trost und Frieden zu.
Plötzlich brannte mir das Herz in der Brust, als ob jemand in mir ein Feuer angezündet hätte. Ich wusste, dass ich den Heiligen Geist verspürte, auch wenn dieses Brennen nicht so war, wie ich den Heiligen Geist zuvor wahrgenommen hatte. Mir war, als würde der Vater im Himmel direkt zu mir sprechen, obwohl der Priestertumssegen doch gar nicht für mich gedacht war!
Als mein Vater „Amen“ sagte und ich die feuchten Augen öffnete, sah ich, dass die ganze Familie weinte. Der Heilige Geist hatte uns allen auf bewegende, liebevolle Weise kundgetan, dass alles gut werden würde. Meine Mutter und mein Vater umarmten einander, und ich spürte, wie die Regenwolke, die lange über mir geschwebt hatte, endlich dem Sonnenschein gewichen war.
Wir alle bekamen einen Segen, auch ich. In meinem Segen versicherte mir der Herr, dass er immer auf mich achtet und möchte, dass ich glücklich bin. Mich überkamen Frieden und Wärme, die ich seit dem Umzug nach Texas nicht gespürt hatte.
Die Macht des Priestertums gibt es wirklich
Vielleicht pflegten wir in jenem Jahr nicht jede Tradition, aber wir werden nie vergessen, wie wir in den Priestertumssegen meines Vaters die Macht Gottes erlebt haben. Ich werde nie vergessen, wie meine Traurigkeit in Frieden und Freude umschlug. Auch lernte ich etwas Wertvolles über die Macht des Priestertums. Wenn alles schiefzugehen scheint, kann uns ein Priestertumssegen vor Augen halten, dass der Herr über uns wacht und uns liebevoll nahe ist.