Einer wird nächstes Jahr nicht unter uns sein
Als ich an Heiligabend voller Liebe an meine Familie dachte, empfing ich plötzlich eine unmissverständliche Eingebung.
Es war Heiligabend. Gerade hatten wir unsere neuen Schlafanzüge bekommen. Das ist eine Tradition bei uns in der Familie. Die Kinder spielten Weihnachtslieder, und alle tanzten umher. Jeder war gut aufgelegt und fröhlich, jeder lächelte und hatte Spaß. Da ich ein weiteres Kind erwartete, dachte ich voller Liebe an meine Familie und freute mich, dass wieder ein Baby unterwegs war.
Plötzlich empfing ich eine unmissverständliche Eingebung: Der Geist flüsterte mir zu, einer aus der Familie werde im kommenden Jahr nicht mehr unter uns sein.
Später am Abend legten mein Mann Tim und ich die Geschenke unter den Baum. Dabei sagte er mir, er habe vorher das Gefühl gehabt, beim nächsten Heiligabend werde einer aus der Familie nicht mehr bei uns sein. Ich erwiderte, dass ich die gleiche Eingebung gehabt hätte.
Kurz nach Heiligabend unternahmen wir eine Reise. Wir wollten in einem anderen Bundesstaat Verwandte besuchen, und Tim schärfte den Kindern ein, auf ihre Sicherheit zu achten. Uns kam zwar der beunruhigende Gedanke, wir könnten unterwegs ein Kind verlieren, allerdings hatten wir auch das tröstliche Gefühl, dass alles gut gehen werde. Also brachen wir auf. Der Besuch bei den Verwandten war sehr schön, und wir kehrten sicher nach Hause zurück.
Kurz darauf hatte ich wieder einen der üblichen Termine für die Geburtsvorsorgeuntersuchung. Der Arzt hatte eine traurige Nachricht für uns. Die Ultraschalluntersuchung hatte ergeben, dass unser Baby schon vor zwei Wochen gestorben war.
Völlig am Boden zerstört fuhren Tim und ich nach Hause. Da wurde uns bewusst, dass Heiligabend zwei Wochen zurücklag. Wir wissen nicht genau, zu welchem Zeitpunkt ein Geist in den Körper eintritt. Doch Tim und ich glauben, dass unser Baby an jenem Weihnachtsabend, an dem alle umhertanzten und glücklich waren, im Kreis der Familie war – wenn auch vielleicht nur einen kurzen Augenblick lang. Wir hatten unglaublich viel Freude empfunden, und ganz bestimmt hatte unser Baby daran teilgehabt. Wir sind überzeugt, dass sich in dem Moment, als es uns verließ, unsere Vorahnung bewahrheitet hat: Unsere Familie sollte beim nächsten Heiligabend nicht mehr vollzählig sein. Eines Tages werden wir unser Baby wiedersehen. Daran glaube ich. Ich bin dankbar für den inneren Frieden, den mir dieser Glaube bringt.