2020
Eine Überraschung zu Weihnachten
Dezember 2020


Eine Überraschung zu Weihnachten

Die Verfasserin lebt in Colorado.

„Frohes Fest mit der Familie, … diesmal schenken Liebe wir.“ (Children’s Songbook, Seite 51)

A Christmas Surprise

Als Anna ins Wohnzimmer kam und den Weihnachtsbaum erblickte, wurde ihr das Herz schwer. Der Warmwasserbereiter war geplatzt und hatte das Haus unter Wasser gesetzt. Vati war noch immer dabei, das Chaos zu beseitigen. Die wenigen Geschenke unter dem Baum waren völlig durchnässt.

Anna und ihre jüngeren Brüder wollten die Geschenke mit ein paar Handtüchern trocknen – ohne Erfolg. Sie trieften und waren nicht mehr zu retten.

Annas Familie ging es derzeit nicht gut. Vati war gerade arbeitslos. Mutti war hochschwanger und fühlte sich oft unwohl. Und nun hatten sie nicht einmal mehr Weihnachtsgeschenke.

Als sich Anna am Abend bettfertig machte, hörte sie ihre Eltern in der Küche reden.

„Was sollen wir denn nur machen?“, fragte Mutti. Sie schien zu weinen. „Wir haben nicht genug Geld, um das Haus abzubezahlen, und jetzt haben wir nicht einmal mehr Geschenke für die Kinder.“ Anna hatte ein flaues Gefühl im Magen.

„Uns fällt schon etwas ein“, meinte Vati.

Anna ging in die Küche. Mutti beugte sich nach vorn und umarmte sie fest. Dabei spürte Anna plötzlich, wie sich das Baby in Muttis Bauch rührte. Sie lächelte. „Bald haben wir ein neues Baby. Und ihr sagt doch immer, dass ein Baby ein Wunder ist.“

Auch Mutti lächelte. „Das stimmt. Wir können für vieles dankbar sein.“

„Wir haben immer noch uns“, sagte Vati. Er gab Anna einen Kuss auf den Kopf. „Alles wird gut.“

Auf dem Weg in ihr Zimmer hörte Anna, dass ihre Brüder weinten. Sie setzte sich auf Davids Bett.

„Alle sind traurig“, sagte David leise.

„Und wir haben keine Geschenke“, schluchzte Robbie.

„Alles wird gut“, sagte Anna erneut. „Wartet nur ab.“

Vor dem Schlafengehen kniete Anna nieder und fragte den Vater im Himmel, was sie für ihre Familie tun könnte. Sie hatte kein Geld und konnte keine Geschenke kaufen, aber ein warmes, beruhigendes Gefühl erfüllte sie.

Am nächsten Morgen blieb Anna noch ein paar Minuten lang liegen und dachte nach, ehe sie sich für die Schule fertig machte. Plötzlich hatte sie eine Idee. Am Nachmittag eilte sie nach Hause. Sie half im Haushalt und erledigte ihre Hausaufgaben. Dann holte sie Papier, Schnur, ein paar Stifte sowie Aufkleber, die sie zu ihrem Geburtstag bekommen hatte. Sie nahm alles in ihr Zimmer mit und schloss die Tür.

Als sich Anna ausmalte, wie überrascht ihre Familie sein würde, musste sie in sich hineinlachen. Zuerst faltete sie das Papier und band es mit der Schnur zu vier Büchlein zusammen. Das Büchlein für Mutti verzierte sie mit einem Sternaufkleber, das für Vati mit einem Planeten. David bekam einen Hund, Robbie eine Rakete.

Dann begann Anna zu malen. Für ihre Mutter malte sie ein Bild von sich, wie sie den Boden wischte. Sie malte auch ein Bild, wie sie zusammen mit Vati kochte, wie sie mit David Fußball spielte und wie sie Robbie ein Buch vorlas. Es dauerte ein paar Tage, bis jedes Büchlein voller Bilder war.

An Heiligabend schließlich legte Anna die Büchlein vorsichtig unter den Baum.

Am nächsten Morgen gab sie jedem ein Büchlein. „Die Bilder gefallen mir“, sagte David. „Ich spiele gern Fußball.“

„Das sind aber nicht nur Bilder“, meinte Anna augenzwinkernd. „Das sind Gutscheine! Auf den Bildern seht ihr, was ich für euch machen werde.“

„Das ist das schönste Geschenk, das du uns hättest machen können“, sagte Mutti, als sie sich ihr Büchlein anschaute. Anna war dankbar, weil der Vater im Himmel ihr die Idee eingegeben hatte, Weihnachtsgutscheine anzufertigen. Bald bekam die Familie Zuwachs, und mit der Hilfe des himmlischen Vaters würde wirklich alles gut werden. ●