Der perfekte Baum
„Jesus, einstens schlicht geborn, jetzt als König kommt der Sohn.“ (Gesangbuch, Nr. 123)
Mama! Schau mal, dieser hier!“ Joshua zeigte auf einen Weihnachtsbaum. Er war groß, der Stamm war schmal, und die Tannennadeln hatten ein sattes Grün.
Mama blieb stehen und sah auf das Preisschild. Dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, das geht leider nicht.“
Joshua seufzte und lief weiter. Der ganze Markt war voller Lebensmittelstände und Weihnachtsbäume. Er war voller Familien, die einen Baum kaufen wollten und Zutaten für köstliche Leckereien wie etwa Bûche de Noël, eine Biskuitrolle, die es zu Weihnachten so gut wie in jeder Familie gab. Eigentlich hatte Mama ihn mitgenommen, weil sie etwas zu essen kaufen wollten, aber er konnte seinen Blick nicht von den Weihnachtsbäumen abwenden. Einige Bäume waren groß und nicht sehr buschig. Andere waren kürzer und hatten weit ausladende Äste. Joshua entdeckte sogar einen Baum, der nur so groß war wie er selbst!
Mama hatte ihm erklärt, dass sie dieses Jahr nicht so viel Geld hatten. Wahrscheinlich konnten sie sich keinen Baum leisten. Joshua war deswegen ein wenig betrübt. Jedes Mal, wenn er mit Mama auf den Markt ging, hielt er nach dem perfekten Weihnachtsbaum Ausschau. Vielleicht bestand ja doch irgendwie die Chance, dass sie einen Baum mitnehmen konnten.
Joshua hielt Mamas Hand, als sie zur nächsten Baumreihe kamen. Er schnappte nach Luft. Dort stand er – der perfekte Baum!
Er lief los und streckte die Hand nach ihm aus. Er war nicht besonders grün. An einigen Stellen war er schon kahl. Groß war er auch nicht. Er war sogar etwas gekrümmt, so wie ein älterer Herr, der sich auf einen Gehstock stützt.
„Mama, der ist perfekt!“, rief Joshua. „Können wir ihn mitnehmen? Och, bitte!“
Mama sah auf das Preisschild. „Hmm, er kostet wirklich nicht viel. Und passt wohl auch ins Auto.“
Joshua konnte es kaum erwarten. Während Mama den Baum bezahlte, spielte er aufgeregt mit den Ärmeln seiner Jacke. Ein freundlicher Herr half ihnen, den Baum ins Auto zu legen. Als sie schließlich zu Hause ankamen, holten sein Stiefbruder Matthieu und Papa den Baum aus dem Wagen und stellten ihn in der Ecke des Wohnzimmers auf.
„Zuerst brauchen wir die Lichter“, sagte Matthieu.
Es war gar nicht einfach, an einem krummen Baum Lichter anzubringen. Matthieu brachte sie oben, Joshua unten am Baum an. Dann schmückten sie ihn. Zu guter Letzt half Papa Joshua, an der Spitze den Stern zu befestigen.
Dann schloss Papa die Lichterkette an und legte seinen Arm um Mama. Der Baum zauberte Joshua ein Lächeln ins Gesicht. Die Lichter erfüllten das ganze Zimmer mit angenehmer Wärme. Joshua setzte sich unter den Baum und schaute zum bunten Weihnachtsschmuck auf. Nun sah der Baum gar nicht mehr so krumm und armselig aus. Er war wunderschön. Er war perfekt!
„Es ist der perfekte Jesusbaum“, meinte Joshua.
„Was meinst du denn damit?“, fragte Mama.
„Na ja, unser Baum ist genau wie Jesus!“, erklärte Joshua. „Jesus ist in einer armseligen, schmutzigen Krippe zur Welt gekommen. Auf dem Marktplatz hat unser Baum auch wertlos und traurig gewirkt. Aber jetzt ist er schön und großartig, so wie auch Jesus ein großartiger König geworden ist.“
„Unser perfekter Jesusbaum“, sagte Papa. „Das gefällt mir.“
Joshua lächelte. Ein besonderes Weihnachtsfest stand ihnen bevor. ●