Schaffen wir es zur Abendmahlsversammlung?
Ich dachte schon, wir hätten das Abendmahl wieder einmal verpasst.
Als wir von den USA nach Vietnam zogen, waren mein Mann und ich fest entschlossen, keine Versammlung auszulassen. Ein Jahr lang waren wir zwar Sonntag für Sonntag in der Kirche, aber wir waren oft zu spät dran und versäumten das Abendmahl. Unsere Abendmahlsversammlung begann um 8:30 Uhr. Oft schien es unmöglich, uns und unsere drei kleinen Kinder rechtzeitig für die Kirche fertigzumachen.
Wir nahmen uns schließlich vor, in Zukunft immer pünktlich zur Kirche und zum Abendmahl zu kommen. Es war mühsam, aber wir schafften es an vier aufeinanderfolgenden Sonntagen. Unsere Bemühungen zahlten sich merklich aus. Wir hatten unter der Woche mehr geistige Erfahrungen.
Doch am fünften Sonntag verschliefen wir. Es war schon 7:30 Uhr. Ich sagte zu meinem Mann, es sei zwecklos. Doch dann dachte ich daran, welch ein Segen es für uns wäre, wenn wir trotzdem unser Bestes täten. Also beeilten wir uns nach Kräften!
Doch wir kamen mit zwanzig Minuten Verspätung bei der Kirche an. Ich hatte das Gefühl, versagt zu haben. Als wir hereinkamen hörten wir Gesang, und jemand ging zum Podium hinauf – offensichtlich, um das Gebet zu sprechen.
„War das eben das Anfangslied?“, flüsterte ich dem an der Tür stehenden Missionar zu.
„Ja“, antwortete er. „Wir haben heute später angefangen.“
Ich war sprachlos. Ich dachte, wir hätten es wieder einmal vergeigt – aber wir waren gerade noch rechtzeitig gekommen! Mir liefen Tränen über die Wangen, weil ich spürte, wie sehr der Vater im Himmel meine kleine Familie und mich liebhat.
Wie wir später erfuhren, hatten die Missionare an jenem Sonntag bemerkt, dass niemand Brot für das Abendmahl mitgebracht hatte. Es gab in der Nähe keine Läden, und Brot ist in Vietnam generell schwer zu finden. Nach einer Schrecksekunde fiel den Missionaren ein, dass sie ja zuhause Brot hatten.
Einige Tage zuvor waren die Missionare nämlich zum Abendessen bei uns gewesen, und ich hatte Brot für sie gebacken. Die Kirche hatte deswegen so spät begonnen, weil die Missionare nach Hause gerannt waren, um das Brot zu holen, das ich für sie gebacken hatte!
Es bleibt Gott nicht verborgen, wenn wir uns bemühen, seine Gebote zu halten. Obwohl wir manchmal versagen, liebt er uns und verhilft uns zum Erfolg – auch wenn es nur darum geht, rechtzeitig zur Kirche zu kommen.