2021
15 Jahre FSY im deutschsprachigen Raum
September 2021


15 Jahre FSY im deutschsprachigen Raum

Bielefeld (JW): Im Jahre 2006 trafen sich junge Menschen zu einem Experiment. Es wurde getestet, ob das Programm der Brigham-Young-Universität (kurz: BYU) „EFY“ auch für den europäischen Raum übernommen werden könnte. Endlich sollte es eine überregionale Tagung für die 14- bis 18-Jährigen geben. Als Betreuerinnen und Betreuer sollten junge Erwachsene im Alter bis 30 Jahren dienen und die Herberge sollte in einem Brandenburger Schloss eingerichtet werden. Am Ende war die Neugier stärker als alle Befürchtungen und die Bedenken aus den Pfählen und Gremien konnten zügig ausgeräumt werden. Die meisten Skeptiker sind mit der Zeit zu Freunden des Programms geworden, als sie sahen, dass die heranwachsende Generation positiv beeinflusst wird. Dennoch lief nicht immer alles nach Plan. So gab es immer wieder Verzögerungen bei den Abläufen, aber auch ab und an Missverständnisse bei einzelnen Programmpunkten. Am Ende hat der Geist in den Tagungen die Unsicherheiten zu Nebensächlichkeiten gemacht.

Auch der Name der Tagung unterlief verschiedene Stadien. Das Programm wurde aus verschiedenen Gründen von dem der BYU abgenabelt, so änderte sich der Name von EFY (Especially for Youth/zu Deutsch: Insbesondere für die Jugend) zu SMYC (Special Multistake Youth Conference/zu Deutsch: Besondere pfahlübergreifende Jugendtagung) zu dem heute bekannten Titel FSY (For the Strength of Youth/zu Deutsch: Für eine starke Jugend).

Die Erlebnisse waren so vielseitig wie das geplante Programm: Sonnenbäder am Teich, Fußballspielen mit alten und neuen Freunden; die Klassen, in denen offen über das Evangelium diskutiert werden konnte; die Betreuer und Betreuerinnen, die auf die Bedürfnisse eingegangen sind; die vielen Bekanntschaften, die bis heute noch gute Freunde sind und der gemeinsame Dienst am Nächsten. All dies stärkte die Geistigkeit und das Zeugnis nachhaltig. Das Ziel, junge Menschen zusammenzubringen und sich gegenseitig im Evangelium aufzubauen, stand somit immer im Fokus.

Die Nachfrage und Anmeldungen stiegen stetig an – so musste man in den Jahren 2007 und 2008 in das Tagungszentrum nach Paderborn umziehen. Seit 2009 findet FSY nun in Blaubeuren, einem noch größeren Tagungszentrum, statt. Dieser Ort erlangte sehr schnell einen gewissen Kultstatus unter allen Beteiligten und gilt seither gewissermaßen als heilige Stätte.

Die Anforderungen an das äußere Erscheinungsbild und die Disziplin der Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden aus dem BYU-Programm übernommen und von verschiedenen Ebenen auch mit Nachdruck eingefordert und durchgesetzt. Der Tagungsablauf forderte Gehorsam, Konzentrationsfähigkeit und Durchhaltevermögen, da die Tage strikt durchgeplant waren. Mit der Zeit stellte man jedoch fest, dass eine solche mosaische Disziplinierung der heranwachsenden Generation nicht förderlich für eine wachsende Geistigkeit ist. Daraufhin wurde das Programm weiter umstrukturiert, um auf die Bedürfnisse der jungen Generation einzugehen. Die Anzahl der Klassen wurde stark reduziert, sodass es mehr Zeitfenster für Freizeitaktivitäten und Interaktionen untereinander gab. Im Jahr 2020 wurden zudem die Regeln für das äußerliche Erscheinungsbild des Personals und der Teilnehmer von FSY angepasst. Die strikten Regelungen, wie sie beispielsweise für das Tragen eines Bartes oder der Einhaltung einer bestimmten Haarlänge galten, gibt es so nicht mehr. Das hat zur Folge, dass im Rahmen der Aufforderung, ein gepflegtes Aussehen zu wahren, alle Personen so teilnehmen können, wie sie sich wohlfühlen und es ihrer Persönlichkeit entspricht. Nach langem Ringen der Betroffenen und anderer Mitstreiter und Mitstreiterinnen mit zuständigen Autoritäten konnten diese Hürden entfernt werden. In der Vergangenheit hatten die Einschränkungen in vielen Fällen zu unguten Gefühlen, Unverständnis und auch zum Fernbleiben von der Tagung geführt.

Eine weitere besondere Entwicklung ließ sich in den letzten Jahren verzeichnen. Die meisten Betreuerinnen und Betreuer waren einmal selbst Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung. Nun kann häufig auf Personal zurückgegriffen werden, das über ausreichend Erfahrung mit FSY verfügt. Diese Professionalisierung macht sich direkt bemerkbar, da die Schulungen für die entsprechenden Personen weniger Zeit in Anspruch nehmen und der Fokus nun darauf liegt, ein Team zu werden und den Heiligen Geist einzuladen.

Die Lebensumstände und Kultur der heutigen Jugend mögen oft befremdlich auf die ältere Generation wirken. Durch den enorm schnellen Fortschritt in kurzer Zeit sind die Betreuerinnen und Betreuer mit einem Alter von unter 30 Jahren besonders qualifizierte Ansprechpartner für die aufstrebende Generation. Sie selbst haben erst vor wenigen Jahren an ähnlichen Punkten in ihrem Leben Erfahrungen gesammelt und haben somit ein gutes Verständnis für die jeweiligen Umstände und Erlebnisse. Das Ziel war es und ist es noch immer, jeder Person ein besonderes und aufbauendes Erlebnis zu ermöglichen, denn das Individuum steht im Mittelpunkt. Man erlebt eine heranwachsende Generation, die außergewöhnlich gut mit der ihr aufgetragenen Verantwortung umgehen kann und ein anderes Verständnis von Leitung und dem Leben mit Autorität vorlebt. Betreuerinnen und Betreuer werden zu Freunden und Beratern. Stets wird auf Augenhöhe miteinander kommuniziert.

Im letzten Jahr wurde bekannt gegeben, dass das reformierte FSY-Programm nun auch global umgesetzt werden soll. Ein gelungenes Experiment, welches über die vergangenen 15 Jahre stetig gereift ist und weiter Fortschritte machen wird. Ein besonderer Dank gilt allen Personen, die in der Vergangenheit zu dieser großartigen Entwicklung beigetragen haben.

Viele Gespräche mit den jungen Menschen in den Gemeinden machen ebenfalls deutlich, dass sie sich auf diese ganz spezielle Woche im Jahr freuen. Die Vorfreude auf das gemeinsame Lernen und den besonderen Geist, der auf der Tagung herrscht, ist groß. Die Herzen werden berührt, und viele Seelen jeglichen Alters werden zu Jesus Christus geleitet. Es gibt kaum ein Programm innerhalb der Kirche, das die Generationen der jungen Menschen seit 2006 so positiv geprägt hat, wie es FSY jährlich anstrebt. Es geschehen großartige Dinge, wenn jungen Mitgliedern der Kirche Verantwortung und Vertrauen geschenkt und Zeugnisse gestärkt werden.