2022
Nehmt mein Joch auf euch
Dezember 2022


Nehmt mein Joch auf euch

Schneppenhausen (AM): Unser Leben steckt voller Momente der Herausforderungen, Prüfungen und Bedrängnisse. Der 25. August 2008 war solch ein Moment für mich. Damals lag ich mit einer Darmkrebsdiagnose auf dem OP-Tisch, bezeichnenderweise genau am 10. Todestag meiner Mutter, die an Krebs verstorben war, und fast zur gleichen Zeit wie mein Vater, dem ebenfalls ein Tumor entfernt wurde.

Fest stand, dass mir ein künstlicher Darmausgang gelegt werden musste, unsicher war nur, ob dieser vorübergehend oder lebenslänglich und permanent sein würde. Der leitende Chirurg, ein knallharter und sehr direkter, aber gleichzeitig kompetenter Arzt nach dem Vorbild von „Dr. House“ aus der Fernsehserie, konnte sich hier vor der Operation nicht festlegen. Wie erleichtert war ich doch, als ich nach dem Eingriff, der länger als erwartet gedauert hatte, erfuhr, dass alles gut verlaufen war.

Infolge dieses Eingriffs hatte ich über den Zeitraum von fast anderthalb Jahren mit rund 20 Ärzten und 40 Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern zu tun. Ich war viermal längere Zeit im Krankenhaus, hatte drei Operationen, lebte fast ein Jahr mit einem künstlichen Darmausgang und überstand mehrere Chemo- und Bestrahlungstherapieblöcke. Zeitweise wog ich nur noch 50 Kilo.

Es war eine schwere Zeit, in der es Momente gab, in denen der Lebensmut nachließ, ja, sogar Momente, in denen der Tod keinen Schrecken mehr besaß, sondern als Erlösung empfunden worden wäre. Damals bekam die Schriftstelle Matthäus 11:28-30 eine tiefe Bedeutung für mich: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Im Grunde sagt uns der Heiland hier, dass wir auf ihn vertrauen und uns auf ihn verlassen sollen. Wir sollen uns von ihm leiten lassen und gemeinsam mit ihm an einem Strang ziehen.

Er nimmt also unsere Last nicht gänzlich von uns, sondern macht sie leicht. Kann es etwas Größeres geben als mit Jesus im Schulterschluss durchs Leben zu gehen? Gibt es etwas, was mit ihm untragbar wird? Spätestens seit meiner Krebserkrankung habe ich das für mich persönlich erkannt. Auch habe ich erkannt, dass ein weiterer wesentlicher Schlüssel, eigene vermeintlich schwere Lasten zu tragen, darin besteht, sich weniger auf sich und die eigenen Herausforderungen zu konzentrieren, sondern mehr auf andere zu achten und ihnen zu dienen.

Während meiner Krankenhausaufenthalte und danach traf ich eine ganze Reihe von Patienten, die viel schwerere Lasten zu tragen hatten als ich. Ihnen zuzuhören, mit ihnen zu reden, für sie zu beten und ihnen Mut zu machen, ließ mich meine eigenen Schmerzen und Probleme ein Stück weit vergessen. Es gibt nichts Heilsameres, als anderen zu dienen.

Ja, das Leben meint es nicht immer gut mit uns, doch mit und unter dem Joch Jesu wird alle Last leicht.