„Jesus Christus ist unser Erretter“, Liahona, April 2023
Die Wundertaten Jesu
Jesus Christus ist unser Erretter
Ich bezeuge: Durch die Auferstehung und die Wiederherstellung seines Evangeliums hat Jesus Christus jedem Menschen die Möglichkeit eröffnet, durch den Schleier hindurch in die Gegenwart Gottvaters zu gelangen
„Warum weinst du?“, fragte der auferstandene Erretter Maria aus Magdala vor dem leeren Felsengrab.
„Herr“, entgegnete sie, „wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen.“
„Maria!“, sprach Jesus sie daraufhin an.
„Rabbuni!“, erwiderte sie, als sie den Herrn und Meister erkannte (siehe Johannes 20:15,16).
Vom Erscheinen des Erretters bei Maria und seinen Aposteln (siehe Lukas 24:36-43) und bei 500 Brüdern zugleich (siehe 1 Korinther 15:6) über die 2500 Menschen im Land Überfluss (siehe 3 Nephi 11:7-17) bis hin zu Joseph Smith in unserer Zeit1 – die Auferstehung des Heilands zählt zu den am sorgfältigsten dokumentierten Ereignissen der Menschheitsgeschichte.
Abgesehen davon ist sie auch das entscheidendste Ereignis der Weltgeschichte.
Im Zuge seines irdischen Wirkens erweckte Jesus Christus den Sohn einer Witwe von den Toten (siehe Lukas 7:11-15) und ebenso die Tochter des Jaïrus (siehe Markus 5:38-42) sowie seinen Freund Lazarus (siehe Johannes 11:39-44). Und am Ende seines irdischen Wirkens erweckte Jesus dank der Macht, die Gottvater ihm gewährte, sich selbst wieder von den Toten.
„Reißt diesen Tempel nieder“, hatte er über seinen Leib gesagt, „und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ (Johannes 2:19; Hervorhebung hinzugefügt.)
„Deshalb“, so erklärte er außerdem, „liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen.
Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.“ (Johannes 10:17,18; Hervorhebung hinzugefügt.)
Die Auferstehung des Erretters war der höchste Triumph und zugleich das größte aller Wunder,2 zustande gebracht auf der Grundlage von Vorherordinierung, namenloser Pein und göttlicher Macht aus der Höhe. Durch eine unbegreifliche Macht, die – getragen von der Liebe, Allwissenheit und Allmacht Gottvaters – am Werke war, wurde Jesus Christus im Zuge der Auferstehung „Erster“ (siehe 1 Korinther 15:23).
Was seine Auferstehung für uns bedeutet
Ich bin dankbar, dass ich an jenem Samstag im Jahr 2005 gerade zuhause war. Meine erste Frau Dantzel und ich hatten die Hausarbeit erledigt und wollten uns nun ein paar Minuten ausruhen. Wir saßen auf dem Sofa, hielten uns an der Hand und schauten uns im Fernsehen eine Sendung an.
Kurz darauf glitt Dantzel völlig unerwartet und friedlich in die Ewigkeit hinüber. Meinen Bemühungen, sie wiederzubeleben, war kein Erfolg beschieden. Ich war erschüttert und vor Kummer wie gelähmt. Meine beste Freundin seit fast 60 Jahren weilte nicht mehr unter uns.
Zehn Jahre zuvor war eine meiner Töchter ihrem Krebsleiden erlegen. Emily war damals erst 37 Jahre alt. 2019 raffte diese schreckliche Krankheit die zweite meiner lieben Töchter dahin. Wendy wurde nur 67.
In Zeiten eines solchen Verlusts bin ich von Herzen dankbar für mein Zeugnis vom Herrn Jesus Christus. In seinem Sieg über das Grab nehmen wir die Verheißung unserer eigenen Auferstehung wahr.
„Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde“ (Matthäus 28:18), verkündete der Erretter nach seiner Auferstehung. Diese Macht umfasst auch die Schlüssel der Auferstehung. Ich weiß, er wird sich dieser Schlüssel bedienen, um Dantzel, Emily und Wendy aufzuerwecken – und ebenso wird er mithilfe dieser Schlüssel auch alle anderen Menschen auferwecken.
Für Gottes Kinder bedeutet die Auferstehung, dass Alter, Verfall und Verweslichkeit aus der Welt geschafft werden. „Dieses Sterbliche wird Unsterblichkeit anziehen“ (Mosia 16:10), und „der Geist und der Leib werden wieder in ihrer vollkommenen Gestalt vereinigt“ (Alma 11:43).
Die Auferstehung macht zudem eine weitere Wiedervereinigung möglich, nämlich die Wiedervereinigung der Familie. Da wir liebevoll miteinander gelebt haben, weinen wir, wenn einer unserer Lieben von uns geht (siehe Lehre und Bündnisse 42:45). Aber wie bei Maria aus Magdala können sich unsere kummervollen Tränen in Freudentränen wandeln, wenn wir uns die Zukunft aus der Sicht einer ewigen Familie vergegenwärtigen.
Durch den neuen und immerwährenden Bund des Evangeliums heiraten wir im Tempel für Zeit und Ewigkeit. Sofern wir unsere Bündnisse in Ehren halten und über die Verheißungen nachsinnen, die der Herr seinem Bundesvolk macht, verliert der Tod seinen Schrecken. Wir sehen dann freudig dem Tag entgegen, da wir mit unseren Angehörigen wieder in die Gegenwart Gottes eingehen.
Die celestiale Ehe ist der Bund der Erhöhung. Paaren, die auf diese Weise geheiratet haben, verheißt der Herr, sie werden „in der ersten Auferstehung hervorkommen“ und „Throne, Reiche, Fürstentümer und Mächte, Königreiche … zu ihrer Erhöhung und Herrlichkeit in allem“ (Lehre und Bündnisse 132:19) ererben.
Im Tempel erschließt sich der Sinn der Schöpfung, des Falles und des Sühnopfers. Diese tröstliche Erkenntnis wird allenthalben gebraucht. Genau aus diesem Grund sammeln wir Israel.
Bereiten Sie sich auf Ihre ewige Zukunft vor
Das Ableben meiner Frau Dantzel und meiner Töchter ruft mir eine bedeutsame Wahrheit in Erinnerung: „Dieses Leben ist die Zeit, da der Mensch sich vorbereiten soll, Gott zu begegnen; ja, siehe, der Tag dieses Lebens ist der Tag, da der Mensch seine Arbeiten verrichten soll.“ (Alma 34:32.)
Ihr ganzes Leben lang hatte sich Dantzel auf die Rückkehr in ihre himmlische Heimat vorbereitet. Ihr war bewusst gewesen, dass ihre Zeit auf Erden kostbar war. Jeden Tag hatte sie so gelebt, als wäre es ihr letzter.
Ijob stellte die Frage: „Wenn einer stirbt, lebt er dann wieder auf?“ (Ijob 14:14.) Dank des Sühnopfers Jesu Christi ist die Antwort auf Ijobs Frage ein unmissverständliches Ja! Wir werden auferstehen. Die Frage, die sich jeder von uns stellen muss, lautet: „Bin ich tatsächlich bereit, nach meiner Auferstehung in der Gegenwart Gottes zu leben?“
Einige Kinder Gottes leben so, als hätten sie keineswegs vor, jemals zu sterben. Andere leben so, als hätten sie für ihre Taten keineswegs jemals die Verantwortung zu übernehmen. Treffen wir Entscheidungen für die Ewigkeit oder bloß für das Heute? Wir können nicht dem Zeitlichen dieser Welt den höchsten Stellenwert einräumen und dennoch für die ewigen Belange im Jenseits bereit sein.
Einigen unter uns wird ein langes Leben gewährt, anderen lediglich ein kurzes. Ob so oder so – letztlich sind unsere Tage allesamt gezählt. Der Tod gehört notwendigerweise zu unserer ewigen Weiterentwicklung und ist Teil jener Fülle der Freude, welche die treuen Heiligen erwartet. Enthüllt sich uns das Dasein aus der Sicht der Ewigkeit, so begreifen wir auch, dass der Tod ein barmherziger Teil des Erlösungsplans ist, stellt er doch das Tor zurück in die Gegenwart Gottes dar.
Der Tod ist allein dann verfrüht, wenn wir nicht darauf vorbereitet sind, Gott zu begegnen. Folglich müssen wir uns bereitmachen.
Wir bereiten uns dadurch vor, dass wir den Erretter und sein Evangelium in den Mittelpunkt stellen.
Wir bereiten uns dadurch vor, dass wir Glauben ausüben, durch Umkehr „das sühnende Blut Christi“ (Mosia 4:2) auf uns anwenden, uns taufen lassen und die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.
Wir bereiten uns dadurch vor, dass wir das Endowment empfangen und im heiligen Tempel gesiegelt werden.
Wir bereiten uns dadurch vor, dass wir die Vernunft über die Triebe stellen und uns so um unseren Körper kümmern, dass wir ihn „rein darbringen können, nämlich vor Gott im celestialen Reich“3.
Wir bereiten uns dadurch vor, dass wir uns christliche Eigenschaften aneignen und Gott und unseren Nächsten lieben (siehe Matthäus 22:37-40).
Wir bereiten uns dadurch vor, dass wir unsere Bündnisse in Ehren halten, Gott in unserem Leben siegen lassen, Israel auf beiden Seiten des Schleiers sammeln und bis ans Ende unserer Tage ausharren.
Apostolisches Zeugnis
Beim Tod des Erretters bebte die Erde, Felsen spalteten sich und Gräber öffneten sich. Im Tempel zu Jerusalem riss der Vorhang „von oben bis unten entzwei“ (Matthäus 27:51; siehe auch Markus 15:38; Lukas 23:45).
Der Vorhang trennte das Allerheiligste, das die Gegenwart Gottes symbolisierte, vom restlichen Tempel ab. Lediglich am Versöhnungstag durfte der präsidierende Hohe Priester den Vorhang durchschreiten und für die Sünden des gesamten Volkes Israel das Blut eines Sündopfers versprengen.
Indem Jesus Christus sein Blut vergoss, vollbrachte er das letzte, nämlich ein „unbegrenztes Sühnopfer“ (2 Nephi 9:7) und erfüllte somit das Gesetz. Das Zerreißen des Vorhangs im Tempel stand symbolisch dafür, dass der große Hohe Priester den Schleier des Todes durchschritten hatte, alsbald in die Gegenwart seines Vaters eingehen werde und allen die Möglichkeit eröffnet hatte, ebenfalls durch den Vorhang in Gottes ewige Gegenwart einzutreten.4
Zusammen mit meinen Brüdern in der Ersten Präsidentschaft und im Kollegium der Zwölf Apostel bezeuge ich, dass diese himmlische Verheißung in der Tat wahr ist.
Ich gebe Zeugnis, dass wir „durch das Sühnopfer Christi und die Macht seiner Auferstehung Hoffnung haben [können], zu ewigem Leben erhoben zu werden, und dies wegen [unseres] Glaubens an ihn, gemäß der Verheißung“ (Moroni 7:41).
Ich bezeuge, dass dank des Wunders der Auferstehung und des Sühnopfers des Erretters „jedes Knie … sich beugen und jede Zunge ihn preisen“ muss. „Wir alle werden dann vor dem Herrn stehen und gemäß unseren Werken und den Wünschen unseres Herzens gerichtet werden.“5
Mögen wir uns für diesen herrlichen Tag bereitmachen.