Stimmen von Heiligen der Letzten Tage

Unser guter Nachbar

Grant P. Taylor, Utah

An einem Tag, als ich auf Unterstützung angewiesen war, folgte Elder Russell M. Nelson einer Eingebung und kam mir zu Hilfe.

Illustration von Dilleen Marsh

Als ich mit meiner Familie bei meiner verwitweten Schwiegermutter Effie Dean Rich einzog, war einer unserer damaligen Nachbarn Elder Russell M. Nelson, der ein paar Jahre zuvor ins Kollegium der Zwölf Apostel berufen worden war.

In der Zeit, als wir Haus an Haus wohnten, war es uns eine Freude, Elder Nelson und seiner ersten Frau Dantzel bei etlichen Projekten zur Hand zu gehen, und auch sie unterstützen uns gern bei unseren Projekten – etwa als wir das Bachbett hinten im Garten einfassten, mit Stufen, Gehwegen und Treppen versahen und idyllisch bepflanzten. War Elder Nelson im Auftrag der Kirche unterwegs, gingen wir Schwester Nelson gern bei dem zur Hand, was gerade anstand.

Nachdem wir das Bachbett saniert hatten, fragten mich mein Neffe und seine Braut, ob sie nicht bei uns im Garten und am Bach ihren Hochzeitsempfang veranstalten könnten. Sie wollten bei den letzten Vorbereitungsarbeiten auch selber mit Hand anlegen.

Doch die Zeit verging, und sie waren immer beschäftigt und konnten nie kommen. Am Tag des Hochzeitsempfangs wachte ich um 6 Uhr genervt auf. Ich schnappte mir einen Laubsack und die Heckenschere und stieg die 58 Stufen zum Bachbett hinunter. Von unten arbeitete ich mich wieder hoch und schnitt den Efeu zurecht. Langsam beruhigte sich mein Puls wieder. Gegen 8 Uhr hörte ich vor dem Haus das Geräusch eines Rasenmähers. Ich unterbrach also das Stutzen der Hecke und wollte oben nachsehen, was los war.

Im Vorgarten sah ich, dass Elder Nelson mit seinem Rasen bereits fertig war und nun meinen Rasen mähte.

„Das brauchst du doch wirklich nicht zu tun“, meinte ich.

„Doch, Grant“, erwiderte er, „heute erledige ich das für dich.“

Elder Nelson wusste, wie man den Vater im Himmel hört, und Gott wusste, dass ich an jenem Tag wirklich ein wenig Unterstützung gebrauchen konnte.

Dieser Vorfall hat in mir etwas bewirkt, denn seither beten meine Frau und ich jeden Tag auch darum, dass wir auf Mitmenschen, die Hilfe brauchen, aufmerksam gemacht werden.

Jahre zuvor wollte mein Schwiegervater John P. Rich einmal im Winter den Schnee von seinem Gehweg schaufeln. Elder Nelson war jedoch schneller gewesen und hatte bereits alles freigeschaufelt. John kehrte also unverrichteter Dinge ins Haus zurück und schrieb dann dieses Gedicht:

Manch Predigt schönen Blumen gleicht,

manch andere ist hart wie Stein.

Die eine Stunden wohl erreicht,

die andre will uns kurz erfreun.

Doch heut mir durch die Tat beweist

die Predigt, die ich sah so rein,

was in der Tat es wahrhaft heißt,

ein guter Nachbar stets zu sein.

Bis heute empfinden wir Dankbarkeit für diesen guten Nachbarn.