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Die Lernenden so sehen, wie Gott sie sieht


„Die Lernenden so sehen, wie Gott sie sieht“, Methoden und Fertigkeiten für das Unterrichten, 2022

„Die Lernenden so sehen, wie Gott sie sieht“, Methoden und Fertigkeiten für das Unterrichten

Den Schülern Liebe zeigen

Die Lernenden so sehen, wie Gott sie sieht

Fertigkeit: Innehalten, nachdenken und uns selbst Fragen stellen, die eine christliche Haltung fördern und uns helfen, im Umgang mit anderen Urteilsvermögen, Liebe und Einfühlungsvermögen zu entwickeln

Diese Lerneinheit stellt die erste von drei zusammenhängenden Fertigkeiten vor. Es geht darum, sich bewusstzumachen, dass Schüler ewige Wahrheiten vielleicht unter anderen Voraussetzungen sehen als wir. Wenn wir unsere Schüler besser verstehen, sind wir auch besser imstande, ihnen liebevoll und einfühlsam dabei zu helfen, ihren Glauben an Jesus Christus aufzubauen.

Diese Schulung umfasst folgende Bereiche:

  1. Die Voraussetzungen eines Schülers erkennen, indem wir innehalten, nachdenken und uns selbst Fragen stellen, sowohl bei der Vorbereitung als auch im Unterricht, wenn wir den Gedanken und Fragen der Schüler aufmerksam zuhören

  2. Den wahren Hintergrund der Fragen, Gefühle und Glaubensansichten eines Schülers klären und verstehen

  3. Den Schülern helfen, ihre Sichtweise aus einem ewigen Blickwinkel zu betrachten oder neu auszurichten

* Die zweite und dritte Schulung wird später angeboten.

Bei dieser Lerneinheit geht es vor allem um folgende Fertigkeit:

  • Die Voraussetzungen eines Schülers erkennen, indem wir innehalten, nachdenken und uns selbst Fragen stellen, sowohl bei der Vorbereitung als auch im Unterricht, wenn wir den Gedanken und Fragen der Schüler aufmerksam zuhören

Erläuterung

Jeder Schüler hat unterschiedliche Lebenserfahrungen und Beziehungen, die seine Gefühle und Gedanken zu den Evangeliumswahrheiten beeinflussen. Diese Voraussetzungen bilden den Ausgangspunkt seiner Gedanken. Wenn wir die Sichtweise eines Menschen verstehen, können wir die Wahrheit mit Einfühlungsvermögen und Liebe lehren – so wie Jesus Christus Wahrheit lehrt. Unterschiedliche Sichtweisen ändern nichts an der Lehre. Vielmehr ermöglichen sie es uns, den Lernenden besser zu verstehen und zu erkennen, was er braucht, um seinen Glauben an Jesus Christus zu stärken.

Bei der Unterrichtsvorbereitung kann der Lehrer ewige Wahrheiten berücksichtigen, innehalten, nachdenken und Antworten auf folgende Fragen finden:

  • Inwiefern prägen die Erfahrungen und Beziehungen meiner Schüler, wie sie diese Wahrheiten sehen und empfinden und inwieweit sie danach leben?

  • Könnte sich einer meiner Schüler bei diesem Thema aufgrund seiner Lebensumstände ausgeschlossen fühlen, beunruhigt sein oder verletzt sein?

Während der Lehrer im Unterricht oder in einem Gespräch den Gedanken oder der Frage eines Schülers aufmerksam zuhört, kann er sich fragen:

  • Welche Erfahrungen und Beziehungen könnte dieser Schüler haben, die dazu führen, dass er anders denkt als ich?

  • Was muss ich sonst noch wissen, um wirklich verstehen zu können, wo er steht?

Solche Fragen können uns bereitmachen, den Heiligen Geist bei uns zu haben. Sie fördern eine christliche Haltung und helfen uns, im Umgang mit anderen Urteilsvermögen, Liebe und Einfühlungsvermögen zu entwickeln. Sie können uns auch helfen, nicht abwertend, verurteilend oder abwehrend auf die Äußerung eines Schülers zu reagieren. So können wir die Wahrheit auf eine Weise lehren, die der ganzen Klasse nützt und den Einzelnen hilft, Glauben an Jesus Christus zu entwickeln.

Beispiele (bei der Unterrichtsvorbereitung)

Wenn ich eine Lektion darüber vorbereite, wie man den Eingebungen des Heiligen Geistes folgt, denke ich über diese Fragen nach: „Inwiefern prägen die Erfahrungen und Beziehungen meiner Schüler, wie sie diese Wahrheiten sehen und empfinden und inwieweit sie danach leben?“, „Könnte sich einer meiner Schüler bei diesem Thema ausgeschlossen fühlen, beunruhigt sein oder verletzt sein, weil seine Lebensumstände nicht gerade ideal sind, was diese Lehre angeht?“

Dann sage ich mir: „Vielleicht sind Schüler dabei, die das Gefühl haben, noch nie eine Eingebung erhalten zu haben, oder sie spüren nicht, dass der Heilige Geist zu ihnen spricht. Vielleicht habe ich Schüler, die meinen, sie seien nicht würdig. Manchmal sind sich meine Schüler vielleicht nicht sicher, ob eine Eingebung vom Heiligen Geist kommt. Es kann Schüler geben, die es leid sind, von anderen zu hören, wie es ist, wenn man dem Geist folgt, weil ihnen diese Geschichten immer zu wundersam erscheinen und sie selbst so etwas nicht erleben.“

Übung (bei der Unterrichtsvorbereitung)

Bei der Vorbereitung einer Lektion zu 1 Nephi 3:7, „Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat“:

  • Denken Sie nach und finden Sie Antworten auf folgende Fragen: „Inwiefern prägen die Erfahrungen und Beziehungen meiner Schüler, wie sie diese Wahrheiten sehen und empfinden und inwieweit sie danach leben?“, „Könnte sich einer meiner Schüler bei diesem Thema ausgeschlossen fühlen, beunruhigt sein oder verletzt sein, weil seine Lebensumstände nicht gerade ideal sind, was diese Lehre angeht?

Bei der Vorbereitung einer Lektion über das Geschlecht als wesentliches Merkmal unserer ewigen Identität und Bestimmung in der Lektion mit dem Titel „Geschlecht und ewige Identität“:

  • Denken Sie nach und finden Sie Antworten auf folgende Fragen: „Inwiefern prägen die Erfahrungen und Beziehungen meiner Schüler, wie sie diese Wahrheiten sehen und empfinden und inwieweit sie danach leben?“, „Könnte sich einer meiner Schüler bei diesem Thema ausgeschlossen fühlen, beunruhigt sein oder verletzt sein, weil seine Lebensumstände nicht gerade ideal sind, was diese Lehre angeht?

Beispiel (im Unterricht)

Bei einem Gespräch über die Lehre vom Sabbat sagt eine Schülerin: „Meine Familie geht sonntags gern zu Sportveranstaltungen.“ Überlegen Sie, während Sie der Schülerin aufmerksam zuhören: „Welche Erfahrungen und Beziehungen könnte diese Schülerin haben, die dazu führen, dass sie anders denkt als ich?“, „Was muss ich sonst noch wissen, um wirklich verstehen zu können, wo sie steht?“

Übung (im Unterricht)

Bei einem Gespräch über Missionsarbeit fragt ein Schüler: „Warum soll es so wichtig sein, dass jeder junge Mann auf Mission geht?“

  • Überlegen Sie still für sich: „Welche Erfahrungen und Beziehungen könnte dieser Schüler haben, die dazu führen, dass er anders denkt als ich?“, „Was muss ich sonst noch wissen, um wirklich verstehen zu können, wo er steht?“

In einem Gespräch über Propheten und Offenbarung fragt eine Schülerin: „Wann geht die Kirche mit der Zeit und passt ihre Richtlinien dem Rest der Welt an?“

  • Überlegen Sie still für sich: „Welche Erfahrungen und Beziehungen könnte diese Schülerin haben, die dazu führen, dass sie anders denkt als ich?“, „Was muss ich sonst noch wissen, um wirklich verstehen zu können, wo sie steht?“

Klicken Sie hier, um ein Video zu dieser Methode anzusehen.

Zum Besprechen oder Nachdenken

  • Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht, als Sie sich vor dem Unterricht und während des Unterrichts bemüht haben, die Sichtweise der Schüler zu erkennen? Wie hilft Ihnen das, Wahrheit mit Einfühlungsvermögen zu vermitteln?

  • Wie kann diese Übung Ihnen helfen, mehr wie Jesus Christus zu lehren?

Umsetzung

Wählen Sie eine der obigen Übungen aus, auf die Sie sich in den nächsten zwei Wochen konzentrieren möchten. Planen Sie, wie Sie diese Fertigkeiten üben wollen. Zum Beispiel:

  • Nehmen Sie sich für jeden Grundsatz, den Sie im Unterricht besprechen wollen, fünf Minuten Zeit, innezuhalten, nachzudenken und sich Fragen zu stellen, die Ihnen helfen, die Sichtweise eines Schülers zu erkennen.

  • Wählen Sie noch vor dem Unterricht einen Schüler aus und überlegen Sie, welche Gedanken oder welche Frage er vielleicht zu dem Grundsatz haben könnte. Überlegen Sie dann still für sich: „Welche Erfahrungen und Beziehungen könnte dieser Schüler haben, die dazu führen, dass er anders denkt als ich?“, „Was muss ich sonst noch wissen, um wirklich verstehen zu können, wo er steht?“ So bereiten Sie sich darauf vor, auch im Unterricht solche Überlegungen anzustellen, während Sie den Gedanken und Fragen des Schülers aufmerksam zuhören.

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