Lehren der Präsidenten der Kirche
Kapitel 7


„Kapitel 7: Freude an der Reise finden“, Lehren der Präsidenten der Kirche: Thomas S. Monson, 2020

„Kapitel 7“, Lehren: Thomas S. Monson

Kapitel 7

Freude an der Reise finden

Mögen wir das Leben genießen, wie es sich ergibt, Freude an der Reise finden und unseren Freunden und Angehörigen Liebe schenken.

Aus dem Leben von Thomas S. Monson

Thomas S. Monsons Kindheit war von Abenteuern geprägt. In der Schule lernte er am liebsten etwas über die Natur und über Geografie. Mit Freunden und Familie lernte er angeln, jagen und schwimmen und erforschte die Welt rings um sich.

Als Führer der Kirche vermittelte er oft Grundsätze des Evangeliums mithilfe von Begebenheiten aus seiner Kindheit. Einmal berichtete er von einem Spielzeugboot, das er mit zehn Jahren angefertigt hatte, und bezog dies auf die Reise durchs Leben:

„Meine Freunde und ich nahmen unsere Taschenmesser zur Hand und schnitzten damit aus weichem Weidenholz kleine Spielzeugboote. Diese bekamen jeweils ein dreieckiges Baumwolltuch als Segel, ehe jeder von uns sein plumpes Wasserfahrzeug für ein Wettrennen im Provo River, der eine recht starke Strömung hatte, zu Wasser ließ. Wir liefen am Flussufer entlang und beobachteten, wie die Bötchen in der starken Strömung manchmal heftig durchgeschaukelt wurden, aber auch ruhig dahinglitten, sobald sie in tieferes Wasser kamen.

Während eines solchen Wettrennens bemerkten wir, dass ein Boot all die anderen auf dem Weg zur festgelegten Ziellinie anführte. Plötzlich trug die Strömung es zu nahe an einen großen Strudel heran, und das Boot neigte sich seitwärts und kenterte. Unaufhörlich drehte es sich im Kreis herum und gelangte nicht wieder in die Hauptströmung zurück. Schließlich blieb es abrupt in all dem Treibgut, das es umgab, stecken, festgehalten vom Klammergriff wuchernder grüner Algen.

Die Spielzeugboote unserer Kindheit hatten keinen Kiel, der ihnen Stabilität verliehen hätte, kein Ruder, um sie zu steuern, und auch keine Antriebskraft. Sie konnten nur flussabwärts schwimmen – den Weg des geringsten Widerstands.

Anders als die Spielzeugboote sind wir mit göttlichen Eigenschaften ausgestattet worden, die uns auf der Reise leiten. Wir kommen nicht in die Welt, um uns in den unruhigen Strömungen des Lebens treiben zu lassen, sondern mit einem Denkvermögen, Vernunftbegabung und der Fähigkeit, etwas zu leisten.

Der Vater im Himmel hat uns nicht auf unsere Reise durch die Ewigkeit geschickt, ohne uns die Mittel an die Hand zu geben, mit denen wir von ihm die Führung bekommen können, die uns sicher nach Hause bringt. Ich spreche vom Gebet. Ich spreche von den Einflüsterungen der sanften, leisen Stimme, und ich lasse auch nicht die heiligen Schriften außer Acht, in denen wir das Wort des Herrn und die Worte der Propheten zu unserer Verfügung haben, damit wir es über die Ziellinie schaffen können.“1

Präsident Monson erklärte, gezielte Anstrengung sei erforderlich, um Freude an der Reise finden zu können. Er forderte uns dazu auf, jeden Tag sinnvollen Beschäftigungen nachzugehen, die Freude bringen. „Sie werden kein glückliches Leben finden“, sagte er. „Sie müssen es selbst erschaffen.“2 Er beleuchtete ferner eine Sichtweise auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft: „Die Vergangenheit liegt hinter Ihnen – lernen Sie daraus; die Zukunft liegt vor Ihnen – machen Sie sich dafür bereit; die Gegenwart ist jetzt – leben Sie darin.“3

Ein Junge spielt mit einem Spielzeugboot

Die Spielzeugboote unserer Kindheit hatten keinen Kiel, der ihnen Stabilität verliehen hätte, kein Ruder, um sie zu steuern, und auch keine Antriebskraft. Anders als die Spielzeugboote sind wir mit göttlichen Eigenschaften ausgestattet worden, die uns auf der Reise leiten.

Lehren von Thomas S. Monson

1

Wir finden Freude, wenn wir das tun, worauf es am meisten ankommt

Manchmal lassen wir zu, dass unsere Gedanken an die Zukunft uns zu viel vom Heute wegnehmen. Von der Vergangenheit zu träumen und sich nach der Zukunft zu sehnen, mag uns trösten, aber trotzdem müssen wir in der Gegenwart leben. Der heutige Tag bietet uns Chancen, und wir müssen sie nutzen. … Wenn das Heute erfüllt sein soll, müssen wir das tun, was am wichtigsten ist. Schieben wir nicht das auf, worauf es am meisten ankommt.4

Sicher hat jeder schon einmal den bekannten Spruch gehört: „Nichts ist so beständig wie der Wandel.“

Unser Leben lang müssen wir mit Veränderungen zurechtkommen. Manche sind uns willkommen, manche nicht. Manche Veränderungen im Leben treten unvermittelt ein, so wie der unerwartete Tod eines geliebten Menschen, eine unvorhergesehene Erkrankung, der Verlust von Besitz, an dem wir gehangen haben. Die meisten Veränderungen jedoch stellen sich unmerklich und ganz allmählich ein. …

Tag für Tag, Minute für Minute, Sekunde für Sekunde [gehen] wir von dort, wo wir waren, dorthin [weiter], wo wir jetzt sind. … Die Zeit steht niemals still, sie muss beständig fortschreiten, und mit diesem Fortschritt kommt der Wandel.

Einzig und allein jetzt haben wir die Chance, auf Erden zu leben – hier und heute. Je länger wir leben, desto klarer erkennen wir, dass das Leben kurz ist. Gelegenheiten kommen und gehen. Ich glaube, zu den bedeutsamsten Lektionen, die wir während dieses kurzen Aufenthalts auf der Erde lernen müssen, gehören die, die uns lehren, zwischen dem Wichtigen und dem Unwichtigen zu unterscheiden. Ich bitte Sie, das Wichtigste nicht an sich vorübergleiten zu lassen, während Sie Pläne für eine Zukunft schmieden, in der Sie für alles Zeit haben, was Sie machen möchten. Die gibt es nicht; das ist eine Illusion. Finden Sie lieber an der Reise selbst Gefallen – und zwar jetzt!

[Mir] haben es … Musicals angetan, und eines meiner Lieblingsmusicals hat der amerikanische Komponist Meredith Willson geschrieben. Es heißt The Music Man. Professor Harold Hill, eine der Hauptfiguren in diesem Werk, spricht eine Warnung aus, die ich an Sie weitergeben möchte. Er sagt: „Wenn du immer nur an das Morgen denkst, bleibt dir nichts als ein schrecklich leeres Gestern.“ [Meredith Willson und Franklin Lacey, The Music Man, 1957.]

Meine Brüder und Schwestern, es gibt kein Morgen, das der Erinnerung wert wäre, wenn wir heute nichts tun. …

Vor vielen Jahren schrieb Arthur Gordon in einer landesweit erscheinenden Zeitschrift (ich zitiere):

„Als ich etwa dreizehn war und mein Bruder zehn, versprach uns Vater, mit uns in den Zirkus zu gehen. Aber beim Mittagessen erhielt er einen Anruf: Er werde wegen einer dringenden geschäftlichen Angelegenheit in der Stadt gebraucht. Wir machten uns schon auf die Enttäuschung gefasst. Da hörten wir ihn am Telefon sagen: ‚Nein, ich kann nicht kommen. Es muss eben warten.‘

Als er an den Tisch zurückkam, lächelte meine Mutter. ,Du weißt schon, dass der Zirkus immer wieder kommt‘, sagte sie.

‚Ich weiß‘, sagte mein Vater, ‚aber die Kindheit nicht.‘“ [Arthur Gordon, A Touch of Wonder, 1974, Seite 77f.]

Wenn Sie Kinder haben, die nun erwachsen und aus dem Haus sind, haben auch Sie wahrscheinlich schon manchmal schmerzhaft den Verlust verspürt und erkannt, dass Sie diese Phase des Lebens nicht so sehr geschätzt haben, wie Sie sollten. Natürlich gibt es kein Zurück, sondern nur immer ein Voran. Statt in der Vergangenheit zu verweilen, sollten wir aus der Gegenwart, aus dem, was hier und heute ist, das Beste machen, und unser Möglichstes dafür tun, in Zukunft schöne Erinnerungen zu haben.

Wenn Sie noch dabei sind, Kinder großzuziehen, bedenken Sie, dass es mit den kleinen Fingerabdrücken, die sich auf beinahe jeder frisch geputzten Oberfläche zeigen, den überall im Haus verstreuten Spielsachen, den großen Wäschebergen, die man in Angriff nehmen muss, allzu bald vorbei sein wird und dass Sie sie – zu Ihrer Überraschung – schmerzlich vermissen werden.5

Die Zeit ist ein Geschenk, ein Schatz, den man nicht für die Zukunft auf die Seite legen, sondern den man in der Gegenwart klug nutzen sollte.6

2

Das Planen, das Arbeiten und das Erschaffen führen zu tiefer Zufriedenheit

Elder Monte J. Brough [ehemaliger Generalautorität-Siebziger] erzählte einmal von einem Sommer in Randolph in Utah, wo er als Kind lebte. Er und sein jüngerer Bruder Max hatten beschlossen, in einem großen Baum im Garten ein Baumhaus zu bauen. Sie schmiedeten Pläne für das schönste Kunstwerk ihres Lebens. Sie sammelten in der ganzen Nachbarschaft Baumaterial und trugen es auf den Baum. Da war eine Stelle, wo zwei Äste den idealen Platz für das Baumhaus boten. Es war nicht leicht, und sie waren begierig, ihr Werk zu beenden. Die Vorstellung von dem fertigen Baumhaus trieb sie immer wieder an, ihr Projekt fertigzustellen.

Den ganzen Sommer arbeiteten sie daran und im Herbst, kurz bevor das neue Schuljahr begann, war das Haus endlich fertig. Elder Brough erzählte, dass er das Gefühl der Freude und Zufriedenheit nie vergessen wird, das sie empfanden, als sie schließlich die Frucht ihrer Arbeit genießen konnten. Sie saßen im Baumhaus, schauten sich ein paar Minuten lang um, kletterten wieder den Baum hinunter – und kehrten nie zurück. Das vollendete Projekt, so schön es auch war, war nicht einmal einen Tag lang interessant genug. Mit anderen Worten: Das Planen, das Sammeln, das Bauen und das Arbeiten – und nicht das fertige Projekt – führten zu der tiefen Zufriedenheit und Freude, die sie spürten.7

Vorstellungskraft ohne Arbeit ist Tagträumerei. Arbeit ohne Vorstellungskraft ist Plackerei. Doch gemeinsam führen Vorstellungskraft und Arbeit gewiss zum Erfolg.8

Gott fordert uns mit dem Rohmaterial und macht es uns nicht mit dem Endprodukt bequem. Die Bilder sind noch nicht gemalt, die Lieder noch nicht gesungen und die Probleme noch nicht gelöst, damit wir die Freude und Herrlichkeit des Erschaffens erleben mögen.9

3

Auch in den Herausforderungen des Lebens können wir guten Mutes sein

Keiner von uns kommt ohne Probleme und Herausforderungen durchs Leben, manchmal auch nicht ohne Unglück und Schicksalsschläge. Schließlich sind wir vor allem auch hier, um zu lernen und durch solche Erfahrungen zu wachsen. Wir wissen, dass es Zeiten gibt, in denen wir leiden, in denen wir trauern und in denen wir bekümmert sind. Aber es heißt: „Adam fiel, damit Menschen sein können, und Menschen sind, damit sie Freude haben können.“ [2 Nephi 2:25.]

Wie können wir trotz allem, was uns widerfahren mag, Freude haben? Dazu steht in den heiligen Schriften: „Darum seid guten Mutes und fürchtet euch nicht, denn ich, der Herr, bin mit euch und werde euch beistehen.“ [Lehre und Bündnisse 68:6.]

In der Geschichte der Kirche in dieser, der Evangeliumszeit der Fülle gibt es zahlreiche Erfahrungen derer, die zu kämpfen hatten und doch standhaft und guten Mutes blieben, weil sie das Evangelium Jesu Christi zum Mittelpunkt ihres Lebens machten. Diese Einstellung lässt uns alles überstehen, was auf uns zukommen mag. Sie beseitigt die Schwierigkeiten nicht, aber versetzt uns in die Lage, uns den Herausforderungen zu stellen, sie direkt anzugehen und siegreich daraus hervorzugehen.

Man kann gar nicht all die Beispiele von Menschen aufzählen, die vor Schwierigkeiten standen, jedoch nicht aufgaben und schließlich obsiegten, weil ihnen ihr Glaube an das Evangelium und an den Erlöser die nötige Kraft gab. [Ich erzähle] ein Beispiel aus meiner Familie, eine bewegende Geschichte, die mich immer angespornt hat.

Foto der Familie Condie

Präsident Monsons Mutter, Gladys Monson geb. Condie, und ihre Geschwister; Gladys ist die zweite von links

Meine Urgroßeltern mütterlicherseits, Gibson und Cecelia Sharp Condie, lebten in Clackmannan in Schottland. Ihre Angehörigen arbeiteten im Kohlebergbau. Sie waren mit der Welt im Reinen, umgeben von Verwandten und Freunden und wohnten in recht angenehmen Verhältnissen in einem Land, das sie liebten. Dann hörten sie die Botschaft der Missionare der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an und bekehrten sich mit ganzer Seele. Sie vernahmen den Ruf, sich in Zion zu sammeln, und wussten, dass sie diesem Ruf folgen mussten.

Um das Jahr 1848 verkauften sie ihre Habe und bereiteten sich auf die gefährliche Reise über den weiten Atlantischen Ozean vor. Mit fünf kleinen Kindern gingen sie an Bord eines Segelschiffs, ihr ganzer Besitz passte in eine winzige Truhe. Sie fuhren knapp fünftausend Kilometer über das Meer – acht lange, beschwerliche Wochen auf der tückischen See, in denen sie Ausschau hielten und warteten, bei schlechtem Essen, schlechtem Wasser und ohne jede Hilfe außerhalb des kleinen Schiffes.

Inmitten dieser Umstände, die die Seele bedrückten, wurde einer ihrer kleinen Söhne krank. Es gab keinen Arzt, keinen Laden, wo man Medizin hätte kaufen können, um sein Leid zu lindern. Sie wachten, sie beteten, sie warteten und sie weinten, während sich sein Zustand von Tag zu Tag verschlechterte. Als er schließlich für immer die Augen schloss, zerriss es ihnen das Herz. Ihr Kummer wurde noch dadurch vermehrt, dass das Seerecht eingehalten werden musste. Der kleine Körper wurde in ein Segeltuch gewickelt, mit einem Gewicht beschwert und seinem nassen Grab übergeben. Als sie weitersegelten, wussten nur die Eltern, wie erdrückend dieser Schmerz für ihr wundes Herz war. [Nach Thomas A. Condie, „History of Gibson and Cecelia Sharp Condie“, 1937; unveröffentlicht.] Doch mit einem Glauben, der aus ihrer tiefen Überzeugung von der Wahrheit und ihrer Liebe zum Herrn erwachsen war, setzten Gibson und Cecelia ihren Weg fort. Sie fanden Trost in den Worten des Herrn: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.“ [Johannes 16:33.]

Wie dankbar bin ich doch für Vorfahren, die den Glauben besaßen, Heim und Herd zurückzulassen und nach Zion zu reisen, die Opfer gebracht haben, die ich mir kaum vorstellen kann. Ich danke meinem himmlischen Vater für das Beispiel an Glauben, an Mut und an Entschlossenheit, das Gibson und Cecelia Sharp Condie mir und allen ihren Nachkommen gegeben haben. …

In den heiligen Schriften lesen wir: „Siehe, die Rechtschaffenen, die Heiligen des Heiligen Israels, sie, die an [ihn] geglaubt haben, sie, die das Kreuz der Welt ertragen … haben, sie werden das Reich Gottes ererben, … und ihre Freude wird voll sein immerdar.“ [2 Nephi 9:18.]

Ich bezeuge Ihnen, dass die uns verheißenen Segnungen unermesslich sind. Sturmwolken mögen sich zusammenziehen, Regen mag auf uns herabprasseln, doch unsere Kenntnis vom Evangelium und unsere Liebe zum himmlischen Vater und zu unserem Erlöser werden uns trösten, stützen und Freude ins Herz bringen, wenn wir untadelig wandeln und die Gebote halten. Nichts in dieser Welt kann uns dann besiegen.

Meine lieben Brüder und Schwestern, fürchten Sie sich nicht. Seien Sie guten Mutes. Die Zukunft ist so hoffnungsvoll wie Ihr Glaube.10

4

Wahre Freude entsteht, wenn man seinen Mitmenschen Liebe erweist und für sie da ist

Wer ein gutes Leben an Vergnügen und Sicherheit misst, legt einen falschen Maßstab an. Das Leben in Fülle besteht nicht aus Luxus im Überfluss. Es gibt sich nicht mit kommerziell produziertem Vergnügen zufrieden, … das fälschlicherweise als Freude und Glück verstanden wird. …

Um wahres Glück zu finden, müssen wir unseren Blick von innen nach außen kehren. Niemand versteht, was es wirklich heißt, zu leben, solange er nicht sein Ego dem Dienst an seinen Mitmenschen unterwirft. Der Dienst am Nächsten ist eng verwandt mit Pflicht – wer sie erfüllt, erlangt wahre Freude.11

Belastungen bringt das Leben immer mit sich, ganz gleich, wie wir leben. Wir müssen mit ihnen zurechtkommen, so gut wir können. Wir dürfen aber nicht zulassen, dass sie sich dem in den Weg stellen, was am wichtigsten ist – und von dem, was am wichtigsten ist, sind unsere Mitmenschen fast immer mit betroffen. Oftmals meinen wir, sie wüssten ganz bestimmt, wie lieb wir sie haben. Wir sollten das aber nicht vermuten, wir sollten es sie wissen lassen. William Shakespeare schrieb: „Nicht liebt, wer nimmer offenbart die Liebe.“ [Zwei Herren aus Verona, 1. Akt, 2. Szene, Zeile 31.] Wir werden es nie bedauern, wenn wir etwas Nettes sagen oder Zuneigung zeigen. Wir werden es vielmehr bedauern, wenn wir dergleichen in den Beziehungen, die uns am meisten bedeuten, unterlassen.

Schreiben Sie dem Freund, den Sie vernachlässigt haben, nehmen Sie Ihr Kind in den Arm, nehmen Sie Ihre Eltern in den Arm, sagen Sie öfter: „Ich liebe dich!“, bedanken Sie sich immer. Nehmen Sie ein Problem, das zu lösen ist, nie wichtiger als einen Menschen, der zu lieben ist.12 Freunde ziehen fort, Kinder werden erwachsen, und die, die man liebt, sterben. Es ist sehr einfach, andere als selbstverständlich zu betrachten, bis sie eines Tages aus unserem Leben verschwunden sind und wir uns sagen: „Was wäre, wenn …?“, oder: „Hätte ich doch …!“ Wie Harriett Beecher Stowe schrieb: „Die bittersten Tränen, die an einem Grab vergossen werden, gelten dem, was nicht gesagt und nicht getan wurde.“ [In: Gorton Carruth und Eugene Erlich, Hg., The Harper Book of American Quotations, 1988, Seite 173.]

In den Sechzigerjahren, im Vietnamkrieg, wurde der Flieger Jay Hess, ein Mitglied der Kirche, über Nordvietnam abgeschossen. Zwei Jahre lang hatten seine Angehörigen keine Ahnung, ob er noch lebte. Diejenigen, die ihn nach Hanoi verschleppt hatten, erlaubten ihm schließlich, nach Hause zu schreiben, aber er musste sich auf höchstens 25 Wörter beschränken. Was würden Sie oder ich unseren Angehörigen mitteilen, wenn wir in dieser Lage wären – nachdem wir sie über zwei Jahre nicht gesehen haben und nicht wissen, ob wir sie jemals wiedersehen werden? Weil er seinen Angehörigen etwas mitteilen wollte, was sie erkennen ließe, dass es von ihm stammte, und auch, um ihnen einen guten Rat zu geben, schrieb Bruder Hess (ich zitiere): „Folgendes ist wichtig: eine Eheschließung im Tempel, eine Mission, eine Ausbildung. Geht voran, setzt euch Ziele, schreibt alles auf, macht zweimal im Jahr Familienfotos.“ [Privatkorrespondenz.]

Mögen wir das Leben genießen, wie es sich ergibt, Freude an der Reise finden und unseren Freunden und Angehörigen Liebe schenken. Es kommt der Tag, an dem es kein Morgen mehr für uns gibt.13

Eine Mutter nimmt ihren Sohn in den Arm

Wir werden es nie bedauern, wenn wir etwas Nettes sagen oder Zuneigung zeigen.

Nehmen wir uns doch vor, dass wir ab heute ein liebevolles Herz haben wollen. Gehen wir die zweite Meile und nehmen wir uns derer an, die einsam oder bedrückt sind oder sonst in irgendeiner Weise leiden. Sorgen wir dafür, dass „ein Herz [getröstet] und ein Schmerz [gelindert]“ wird [„Hab ich Gutes am heutigen Tag getan?“, Gesangbuch, Nr. 150]. Mögen wir so leben, dass wir, wenn wir abberufen werden, nichts Schwerwiegendes bedauern müssen und nichts unerledigt geblieben ist, sondern wir mit dem Apostel Paulus sagen können: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt.“ [2 Timotheus 4:7.]14

Anregungen für Studium und Unterricht

Fragen

  • Präsident Monson betont, dass man zwischen dem Wichtigen und dem Unwichtigen unterscheiden muss (siehe Abschnitt 1). Wie gelingt uns das? Wie können wir die Neigung überwinden, das aufzuschieben, worauf es am meisten ankommt? Welche Gefahren birgt es, „in der Vergangenheit zu verweilen“? Auf welche Weise können wir „Freude an der Reise [durchs Leben] finden“?

  • Lesen Sie Präsident Monsons Bericht über Elder Monte J. Brough und dessen Bruder (siehe Abschnitt 2). Weshalb erfüllt es uns wohl genauso mit Zufriedenheit, auf etwas hinzuarbeiten, wie das Ergebnis zu sehen? Wie haben Arbeit, Mühe und das Erschaffen Ihnen schon Freude gebracht?

  • Denken Sie darüber nach, was Präsident Monson in Abschnitt 3 über die Herausforderungen des Lebens sagt. Was lernen wir aus der Geschichte seiner Urgroßeltern? Wie können wir trotz Widrigkeiten Freude finden? Wie hat Ihnen der Glaube an den Erretter in schwierigen Zeiten geholfen?

  • Präsident Monson erklärt, man müsse anderen Liebe erweisen und anderen dienen, um wahres Glück zu finden (siehe Abschnitt 4). Wann haben Sie schon erlebt, welche Freude damit einhergeht, wenn man für andere da ist? Präsident Monson führt in Abschnitt 4 Beispiele an, wie wir anderen dienen können. Gehen Sie diese durch. Was davon wollen Sie tun? Wozu fühlen Sie sich inspiriert?

Einschlägige Schriftstellen

Johannes 16:20-22; Hebräer 12:1,2; 1 Nephi 8:5-12; 11:25; Alma 27:16-18; Mose 5:10

Unterrichtshilfe

„Um den Geist in Ihren Unterricht einzuladen, ermuntern Sie andere, ihr persönliches Zeugnis von dem Grundsatz zu geben, der gerade besprochen wird. Bitten Sie [jemanden aus der Familie oder] die Unterrichtsteilnehmer einfach, ihre Gedanken zu dem Evangeliumsgrundsatz zu äußern oder von ihren Erfahrungen damit zu berichten.“ (Auf die Weise des Erretters lehren, 2016, Seite 11.)

Anmerkungen

  1. „Unser Leben – ein Wettlauf“, Liahona, Mai 2012, Seite 92

  2. „Faces and Attitudes“, New Era, September 1977, Seite 49; Hervorhebung hinzugefügt

  3. Frühjahrs-Generalkonferenz 1989

  4. „Schätze von ewigem Wert“, Liahona, April 2008, Seite 5

  5. Siehe „Freude an der Reise finden“, Liahona, November 2008, Seite 84ff.

  6. Herbst-Generalkonferenz 2000

  7. „Auf Schatzsuche“, Liahona, Mai 2003, Seite 21

  8. Teachings of Thomas S. Monson, Hg. Lynne F. Cannegieter, 2011, Seite 332; zitiert mit freundlicher Genehmigung der Deseret Book Company

  9. Teachings of Thomas S. Monson, Seite 76

  10. Siehe „Seien Sie guten Mutes“, Liahona, Mai 2009, Seite 89f., 92

  11. „In Quest of the Abundant Life“, Ensign, März 1988, Seite 2, 5

  12. In einigen anderen Ansprachen und Artikeln schrieb Präsident Monson die Aussage „Nehmen Sie ein Problem, das zu lösen ist, nie wichtiger als einen Menschen, der zu lieben ist“ Barbara Johnson zu (siehe „Quotable Quotes“, Reader’s Digest, Januar 1997, Seite 161; siehe beispielsweise Thomas S. Monson, „Love at Home – Counsel from Our Prophet“, Ensign, August 2011, Anmerkung 2).

  13. „Freude an der Reise finden“, Seite 85f.

  14. Siehe „Mögen wir so leben“, Liahona, August 2008, Seite 7