Lehren der Präsidenten der Kirche
Kapitel 9


„Kapitel 9: Den Stürmen der Widrigkeiten mit Glauben trotzen“, Lehren der Präsidenten der Kirche: Thomas S. Monson, 2020

„Kapitel 9“, Lehren: Thomas S. Monson

Kapitel 9

Den Stürmen der Widrigkeiten mit Glauben trotzen

Wenn wir keine Schwierigkeiten überwinden und Probleme meistern müssten, würden wir in etwa so bleiben, wie wir sind. Wir würden unserem Ziel, dem ewigen Leben, kaum oder gar nicht näherkommen.

Aus dem Leben von Thomas S. Monson

1968 erhielt Thomas S. Monson, der zu der Zeit Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel war, den Auftrag, die Missionen der Kirche in Europa zu beaufsichtigen. Im November desselben Jahres besuchte er die Deutsche Demokratische Republik, die unter sozialistischer Herrschaft stand. Er beschrieb diese Zeit als eine Zeit der Angst, Unterdrückung und Entbehrung. Trotz dieser Prüfungen hielten die Mitglieder der Kirche an ihrem Glauben fest. „Vielen Passanten stand die Stumpfheit der Verzweiflung ins Gesicht geschrieben, aber von unseren Mitgliedern ging strahlende, herrliche Liebe aus“, erzählte er.

Präsident Monson traf die Mitglieder dort zum ersten Mal in einem alten Lagerhaus in Görlitz. Das Gebäude war noch immer „von Einschüssen aus dem Krieg übersät“, erinnerte er sich, „aber im Inneren war das ansonsten schäbige und schmuddelige Gebäude dank der Fürsorge unserer Führungsverantwortlichen hell und sauber gestaltet“.

Präsident Monson war bewegt, als die Mitglieder in der Versammlung in dieser schweren Zeit mit diesem Lied ihre Hoffnung zum Ausdruck brachten:

Macht dein Weg dich oft auch müde, zage nicht!

Einmal winkt dir doch der Friede, zage nicht!

Hier auf Erden alles Leiden

wird einst zu den schönsten Freuden,

wenn im Herbst die Ernten reifen, zage nicht!

Nein, verzagen darfst du nicht,

was auch dein Los sein mag!

In der Wahrheit hellem Licht

sehʼn wir der Zukunft schönsten Tag.

[„Macht dein Weg dich oft auch müde“, Gesangbuch, 1977, Nr. 155]

Präsident Monson sagte später darüber: „Solch einen Gesang hatte ich noch nie vernommen. … Ich habe wenige Gemeinden erlebt, die eine so große Liebe zum Evangelium gezeigt haben.“1 Die Hingabe dieser Mitglieder, die solch große Widrigkeiten durchmachen mussten, stimmte ihn demütig: „Sie hatten so wenig. Das Herz wurde mir schwer, weil sie keinen Patriarchen hatten. Sie hatten keine Gemeinden oder Pfähle, nur Zweige. Sie konnten die Segnungen des Tempels nicht empfangen – weder das Endowment noch die Siegelung. Lange Zeit war kein offizieller Besuch vom Hauptsitz der Kirche gekommen. Den Mitgliedern war es verboten, das Land zu verlassen. Doch vertrauten sie mit ganzem Herzen auf den Herrn.“2

Im Laufe der Versammlung sprach auch Präsident Monson. Über dieses Erlebnis sagte er ein paar Jahre später: „Mit Tränen in den Augen und vor Rührung erstickter Stimme machte ich den Mitgliedern eine Verheißung: ‚Wenn Sie den Geboten Gottes treu bleiben, werden Sie alle Segnungen empfangen, derer sich die Mitglieder der Kirche in anderen Ländern erfreuen.‘ Dann dämmerte mir, was ich da eigentlich gesagt hatte.“3

Als Präsident Monson an jenem Abend über die volle Tragweite dessen nachdachte, was für die Erfüllung dieser Verheißung erforderlich sein würde, kniete er im Gebet nieder und flehte: „Himmlischer Vater, ich handle in deinem Auftrag. Dies ist deine Kirche. Ich habe Worte gesagt, die nicht von mir stammen, sondern von dir und deinem Sohn. Erfülle du darum bitte die Verheißung für diese guten Menschen.“ Da gingen ihm die Worte eines Psalms durch den Kopf: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin.“ [Psalm 46:11, Schlachter-Bibel.]

Im Laufe der nächsten 20 Jahre ging die Verheißung nach und nach in Erfüllung, darunter auch, was Präsident Monson für das größte Wunder hielt: der Bau eines Tempels in Freiberg, der 1985 fertig wurde. Endlich waren diesen treuen Heiligen die Segnungen des Tempels zugänglich.

1988 durften schließlich „wieder Vollzeitmissionare einreisen und junge Ostdeutsche durften auf Mission ins Ausland gehen. Dann fiel [1989] – wie damals in Jericho – die Mauer, und die Freiheit kehrte zurück, mit allen Pflichten, die dazugehören.“4

Präsident Monson reiste oft in die DDR und betreute die Mitglieder dort. Gemeinsam stellten sie sich ihren Prüfungen voller Mut, Glauben und Gottvertrauen. Auch erlebten sie gemeinsam Wunder. Der Weg mochte lang sein und oft „alles Leiden“ mit sich bringen, dennoch verzagten sie nicht. Und schließlich sahen sie „der Zukunft schönsten Tag“, als sich die Verheißungen eines Propheten erfüllten. (Auf Seite 23 bis 28 finden Sie einen ausführlicheren Bericht.)

Freiberg-Tempel in Deutschland

Der Freiberg-Tempel in Deutschland

Lehren von Thomas S. Monson

1

Was uns in Leid und Prüfungen letzten Endes Trost schenkt, ist das Evangelium Jesu Christi

Das Leben ist eine Schule der Erfahrungen, eine Bewährungszeit. Wir ertragen unsere Bedrängnisse und überstehen unser Leid. So lernen wir. …

Man kann zweifellos davon ausgehen, dass kein Menschenleben frei von Leid und Kummer ist. Auch hat es nie eine Epoche in der Geschichte der Menschheit gegeben, die nicht ihr volles Maß an Unruhe, Niedergang und Elend gehabt hätte.

Wenn der Lebensweg plötzlich eine schlimme Wendung nimmt, ist man versucht zu fragen: „Warum gerade ich?“ Es ist gang und gäbe, sich selbst die Schuld zu geben, selbst wenn wir keinerlei Einfluss auf unsere Schwierigkeiten haben. Manchmal erstrahlt kein Licht am Ende des Tunnels, und kein Morgengrauen folgt dem Dunkel der Nacht. Wir wähnen uns umgeben von Schmerz, weil ein Herz gebrochen ist, von Enttäuschung, weil ein paar Träume geplatzt sind, und von Verzweiflung, weil die Hoffnung geschwunden ist. Wir stimmen in die flehentliche Frage aus der Bibel ein: „Gibt es denn keinen Balsam in Gilead?“ [Jeremia 8:22.] …

Allen, die verzweifelt sind, möchte ich versichern, was in den Psalmen zum Ausdruck kommt: „Wenn man am Abend auch weint, am Morgen herrscht wieder Jubel.“ [Psalm 30:6.]

Denken wir doch, wenn wir unter der Last von Schicksalsschlägen einknicken möchten, immer daran, dass andere den gleichen Weg gegangen sind, dass sie derlei ausgehalten und schließlich überwunden haben.

Es scheint für jeden von uns einen schier endlosen Vorrat an Problemen zu geben. Unser Problem besteht darin, dass wir oft eine sofortige Lösung erwarten, wobei wir vergessen, dass es häufig auch der himmlischen Tugend Geduld bedarf.

Kommt Ihnen die eine oder andere der folgenden Herausforderungen bekannt vor?

  • ein Kind mit einer Behinderung

  • der Tod eines geliebten Menschen

  • Stellenabbau

  • das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden

  • ein Kind, das auf Abwege gerät

  • geistige oder seelische Krankheit

  • Unfälle

  • Scheidung

  • Missbrauch und Misshandlung

  • ein Schuldenberg

Die Liste ist endlos. In der heutigen Welt neigt so mancher dazu, sich von demjenigen losgelöst – ja, isoliert – zu sehen, von dem doch jede gute Gabe stammt. Wir haben Angst, dass wir den Weg allein gehen. Wir fragen uns: „Wie komme ich denn damit zurecht?“ Was uns letzten Endes Trost schenkt, ist das Evangelium.

Vom Schmerzenslager, vom tränennassen Kissen hinweg werden wir von der göttlichen Zusicherung und kostbaren Verheißung himmelwärts emporgetragen: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ [Josua 1:5.]5

2

Wenn wir unser Fundament des Glaubens festigen, gibt uns das in schwierigen Zeiten Kraft

1959, nicht lange nachdem ich meinen Dienst als Präsident der Kanadischen Mission mit Sitz in Toronto in Ontario angetreten hatte, traf ich N. Eldon Tanner, einen bekannten Kanadier, der einige Monate später als Assistent des Kollegiums der Zwölf Apostel berufen werden sollte, dann ins Kollegium der Zwölf Apostel und dann als Ratgeber von vier Präsidenten der Kirche.

Als ich ihn traf, war Präsident Tanner sowohl Präsident der großen Firma Trans-Canada Pipelines Ltd. als auch Präsident des Pfahles Calgary. Er war in ganz Kanada für seine Redlichkeit bekannt. Bei diesem ersten Treffen sprachen wir unter anderem über die kalten kanadischen Winter, in denen Stürme toben, die Temperaturen sich über Wochen unter dem Gefrierpunkt halten und eisige Winde diese Temperaturen noch weiter senken. Ich fragte Präsident Tanner, warum die Straßen und Autobahnen im Westen Kanadas während solcher Winter weitgehend intakt blieben und wenig oder keine Anzeichen von Rissen oder Brüchen aufwiesen, während doch in vielen Gebieten, in denen der Winter weniger kalt und streng sei, die Straßen Risse, Brüche und Schlaglöcher bekämen.

Er sagte: „Die Antwort liegt darin, wie tief das Fundament des Straßenbelags gelegt wird. Wenn der Belag solide bleiben und nicht brüchig werden soll, müssen die unteren Tragschichten sehr tief gelegt werden. Wenn das Fundament nicht tief genug ist, kann die Oberfläche extremer Witterung nicht standhalten.“

Im Laufe der Jahre habe ich oft über dieses Gespräch und Präsident Tanners Erklärung nachgedacht, denn ich erkannte in seinen Worten eine tiefe Bedeutung für unser Leben. Einfach ausgedrückt: Wenn wir kein tiefes Fundament des Glaubens und kein solides Zeugnis von der Wahrheit haben, fällt es uns womöglich schwer, den rauen Stürmen und eisigen Winden der Widrigkeiten zu trotzen, die jedem von uns unweigerlich entgegenschlagen werden.

Das Erdenleben ist eine Zeit der Prüfung, eine Zeit, in der wir uns würdig erweisen müssen, in die Gegenwart unseres himmlischen Vaters zurückzukehren. Damit wir geprüft werden können, müssen wir mit Herausforderungen und Schwierigkeiten konfrontiert werden. Diese können uns brechen und bewirken, dass unsere Seele an der Oberfläche Risse bekommt und bröckelt – jedenfalls dann, wenn das Fundament unseres Glaubens und unser Zeugnis von der Wahrheit nicht tief in uns verankert sind.

Auf den Glauben und das Zeugnis anderer können wir nur kurz bauen. Letztlich müssen wir selbst ein stabiles und tief verankertes Fundament haben, sonst werden wir nicht imstande sein, den Stürmen des Lebens zu trotzen, die gewiss kommen. Diese Stürme können in vielerlei Form auftreten. Vielleicht erleben wir Schmerz und Kummer wegen eines Kindes, das eigenen Vorstellungen folgt und sich dafür entschieden hat, den Pfad zu verlassen, der zu ewiger Wahrheit führt, und stattdessen auf rutschigen Abhängen unterwegs ist, wo Irrtümer und Enttäuschungen lauern. Vielleicht werden wir oder ein geliebter Mensch von einer Krankheit heimgesucht, die Leid oder gar den Tod mit sich bringt. Vielleicht hinterlässt ein Unfall grausame Male in der Erinnerung oder löscht ein Leben aus. Der Tod kommt zu den Alten, die auf wankenden Beinen gehen. Sein Ruf ergeht an diejenigen, die kaum die Hälfte ihres Lebenswegs beschritten haben, und oft lässt er das Lachen kleiner Kinder verstummen. …

Wie können wir ein Fundament legen, das stabil genug ist, derartigen Wechselfällen des Lebens standzuhalten? Wie können wir uns den Glauben und das Zeugnis bewahren, die wir brauchen, um die Freude erfahren zu können, die den Glaubenstreuen verheißen ist? Wir müssen uns unablässig und beständig bemühen. Die meisten von uns haben schon Inspiration verspürt, die so eindringlich war, dass sie uns zu Tränen rührte und uns entschlossen stimmte, dem Glauben immer treu zu bleiben. Ich habe Leute sagen hören: „Wenn ich dieses Gefühl immer haben könnte, dann hätte ich nie Mühe, das zu tun, was ich tun sollte.“ Derartige Gefühle sind jedoch vergänglich. Die Inspiration, die wir [heute] verspüren, kann verblassen und dahinwelken, wenn der Montag kommt und wir wieder mit dem gewohnten Trott konfrontiert sind – Arbeit, Schule, Haushaltsführung und Familienalltag. Dergleichen kann unseren Sinn mühelos vom Heiligen auf das Weltliche lenken, von dem, was erhebt, auf das, was – wenn wir es zulassen – unser Zeugnis und unser stabiles geistiges Fundament unterhöhlt.

Natürlich leben wir nicht in einer Welt, in der wir ausschließlich Geistiges erleben; aber wir können unser Fundament des Glaubens, unser Zeugnis von der Wahrheit festigen, damit wir nicht ins Wanken geraten, nicht den Halt verlieren.6

3

Das Gebet, das Schriftstudium und das Dienen tragen zu einem festen Fundament des Glaubens bei

Wie, mögen Sie fragen, kann man am besten das Fundament erlangen und sich bewahren, das man braucht, um in der Welt, in der wir leben, in geistiger Hinsicht zu überleben? Ich möchte Ihnen drei Ratschläge mitgeben, die uns in unserem Streben helfen können.

Erstens: Festigen Sie Ihr Fundament durch das Gebet. „Der Seele Wunsch ist das Gebet, in Freude wie in Schmerz.“ („Der Seele Wunsch ist das Gebet“, Gesangbuch, Nr. 94.)

Pflegen wir im Gebet doch wirklich Zwiesprache mit unserem Vater im Himmel! Wir können mit unseren Gebeten schnell der Wiederholung verfallen und ständig Worte sagen, über die wir uns kaum oder gar keine Gedanken gemacht haben. Wenn wir uns vor Augen halten, dass jeder von uns buchstäblich ein Geistsohn, eine Geisttochter Gottes ist, fällt es uns nicht schwer, uns ihm im Gebet zu nahen. Er kennt uns; er liebt uns; er weiß, was für uns am besten ist. Sprechen wir doch aufrichtige Gebete, die eine Bedeutung haben; sprechen wir unseren Dank aus und bitten wir um das, was wir nach unserem Gefühl brauchen. Hören wir gut zu, damit wir seine Antworten erkennen, wenn sie gegeben werden. Wenn wir dies tun, werden wir gestärkt und gesegnet. Wir lernen Gott kennen und erfahren, was er sich für uns wünscht. Wenn wir ihn kennen, wenn wir seinem Willen vertrauen, dann wird unser Fundament des Glaubens gefestigt. Falls sich jemand unter uns den Rat, immer zu beten, noch nicht zu Herzen genommen hat, ist jetzt der beste Zeitpunkt, damit zu beginnen. …

Mein zweiter Ratschlag: Befassen wir uns mit den heiligen Schriften und sinnen wir Tag und Nacht darüber nach, wie der Herr uns im Buch Josua auffordert (siehe Josua 1:8). …

Wenn wir dem Schriftstudium jeden Tag Zeit widmen, festigt das zweifellos unser Fundament des Glaubens und unser Zeugnis von der Wahrheit.

Rufen Sie sich mit mir in Erinnerung, welche Freude Alma spürte, als er vom Land Gideon auf dem Weg nach Süden in das Land Manti war und die Söhne Mosias traf. Alma hatte sie eine Weile nicht gesehen und war überglücklich, als er feststellte, dass sie „noch immer seine Brüder im Herrn [waren]; ja, und sie waren in der Erkenntnis der Wahrheit stark geworden; denn sie waren Männer mit gesundem Verständnis, und sie hatten eifrig in den Schriften geforscht, um das Wort Gottes zu kennen.“ (Siehe Alma 17:1,2.)

Ein Mann liest in den heiligen Schriften

Wenn wir dem Schriftstudium jeden Tag Zeit widmen, festigt das unser Fundament des Glaubens und unser Zeugnis von der Wahrheit.

Mögen auch wir das Wort Gottes kennen und unser Leben danach ausrichten!

Mein dritter Ratschlag dazu, wie wir ein stabiles Fundament für den Glauben und das Zeugnis errichten, hat mit dem Dienen zu tun.

Eines Morgens fuhr ich auf dem Weg ins Büro an einer chemischen Reinigung vorbei, bei der ein Schild im Fenster stand. Darauf war zu lesen: „Auf den Service kommt es an.“ Diese Botschaft auf dem Schild wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Plötzlich erkannte ich, warum. Es kommt tatsächlich auf den Service an – den Dienst, den wir leisten, den Dienst für den Herrn!

Im Buch Mormon lesen wir vom großmütigen König Benjamin. Mit der wahren Demut eines inspirierten Führers spricht er darüber, dass es immer sein Wunsch war, seinem Volk zu dienen und es auf den Pfaden der Rechtschaffenheit zu führen. Dann verkündet er ihnen:

„Ich sage euch, dass ich nicht damit zu prahlen wünsche, wenn ich zu euch sage, dass ich meine Tage damit verbracht habe, euch zu dienen, denn damit habe ich Gott gedient.

Und siehe, ich sage euch dies, damit ihr Weisheit lernt, damit ihr lernt: Wenn ihr euren Mitmenschen dient, dann dient ihr eurem Gott.“ (Mosia 2:16,17.)

Das ist der Dienst, auf den es ankommt, der Dienst, zu dem wir alle berufen sind: der Dienst für den Herrn Jesus Christus.

Auf Ihrem Lebensweg werden Sie feststellen, dass Sie nicht der einzige Reisende sind. Es sind noch andere unterwegs, die Ihre Hilfe brauchen. Da muss Füßen Halt gegeben, eine Hand ergriffen, einem Verstand Mut zugesprochen, ein Herz inspiriert, eine Seele errettet werden. …

Mögen wir bei unserem Bemühen, ein stabiles Fundament für unser Leben zu legen, an diese herrliche Verheißung Gottes denken:

Nur Mut, ich bin bei dir, o fürchte dich nicht,

denn ich bin dein Gott, der auf dein Wohl erpicht.

Ich stärke dich hilfreich und gebe dir Halt,

ich trage dich in meiner allmächtgen Hand.

(„How Firm a Foundation“, Hymns, Nr. 85)7

Wenn wir den Vater im Himmel durch inständiges, aufrichtiges Beten und ernsthaftes, ausgiebiges Schriftstudium suchen, wird unser Zeugnis fest werden und tiefe Wurzeln schlagen. Wir werden erkennen, dass Gott uns liebt. Wir werden begreifen, dass wir niemals allein sind. Ich verheiße Ihnen: Wenn Sie eines Tages über die schwierigen Zeiten in Ihrem Leben nachdenken, werden Sie erkennen, dass Gott Ihnen stets zur Seite stand.8

4

Wenn wir uns in schwierigen Zeiten an den Vater im Himmel wenden, gibt er uns Kraft und hilft uns, dazuzulernen und Fortschritt zu machen

Wir neigen dazu, unser eigenes Unglück durch das verzerrte Prisma des Pessimismus zu betrachten. Wir fühlen uns verlassen, untröstlich, allein. Sollten Sie sich in einer solchen Situation befinden, bitte ich Sie inständig, sich glaubensvoll an unseren himmlischen Vater zu wenden. Er wird Sie aufrichten und Sie führen. Nicht immer wird er Ihre Bedrängnisse von Ihnen nehmen, aber er wird Sie trösten und in Liebe durch jeden Sturm führen, dem Sie ausgesetzt sind.9

[Der Herr] hilft uns in Zeiten der Not. Wir werden mit Schwierigkeiten konfrontiert – mit unerwarteten Problemen, die wir uns gewiss nicht selbst aussuchen. Dagegen ist niemand von uns gefeit. Wir sind hier auf Erden, um dazuzulernen und mehr zu werden wie unser Vater, und oft sind solche schwierigen Zeiten die lehrreichsten, so schmerzlich die Lektionen auch sein mögen. Unser Leben kann jedoch auch voller Freude sein, wenn wir die Lehren des Evangeliums Jesu Christi befolgen.10

Unser Vater im Himmel, der uns so vieles schenkt, worüber wir uns freuen können, weiß ebenso, dass wir lernen und wachsen und stärker werden, wenn wir uns den Schwierigkeiten, die wir bestehen müssen, stellen und sie überstehen. Wir wissen, dass es Zeiten gibt, in denen uns das Herz zerbricht, in denen wir trauern und in denen wir vielleicht bis an unsere Grenzen geprüft werden. Doch solche Schwierigkeiten helfen uns, uns zum Besseren zu wandeln, unser Leben neu auszurichten, so, wie der Vater im Himmel es uns lehrt, und ein anderer Mensch zu werden – besser als wir vorher waren, mit mehr Verständnis, mehr Mitgefühl und mit einem stärkeren Zeugnis als zuvor.

Das soll unser Ziel sein: Wir sollen aushalten und ausharren, ja, aber auch geistig mehr geläutert werden, während wir uns durch Sonnenschein und Schatten unseren Weg bahnen. Wenn wir keine Schwierigkeiten überwinden und Probleme meistern müssten, würden wir in etwa so bleiben, wie wir sind. Wir würden unserem Ziel, dem ewigen Leben, kaum oder gar nicht näherkommen. Ein Dichter hat diesen Gedanken mit folgenden Worten ausgedrückt:

Ein gut Holz entsteht von allein wohl kaum,

je stärker der Wind, desto stärker der Baum.

Je mehr Platz zum Wachsen, desto größer die Werke,

je ärger der Sturm, desto größer die Stärke.

Regen und Schnee, Kälte und Sonnenschein

lassen bei Bäumen wie Menschen ein gut Holz gedeihn.

[Douglas Malloch, „Good Timber“, in: Sterling W. Sill, Making the Most of Yourself, 1971, Seite 23]

Nur der Meister weiß, wie tief unser Kummer reicht, unser Schmerz und unser Leid. Nur er bietet uns in schwierigen Zeiten ewigen Frieden an. Nur er berührt unsere gequälte Seele mit seinen tröstenden Worten:

„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.

Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.

Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ [Matthäus 11:28-30.]

Ob in den besten Zeiten oder in den schlimmsten Zeiten – er ist bei uns. Er hat versprochen, dass sich daran nie etwas ändern wird.

Christus hält die Hand eines Mannes

Nur der Meister weiß, wie tief unser Kummer reicht, unser Schmerz und unser Leid. Nur er bietet uns in schwierigen Zeiten ewigen Frieden an.

Meine Brüder und Schwestern, möge unsere Verpflichtung gegenüber dem Vater im Himmel nicht dem Auf und Ab der Jahre oder den Krisen in unserem Leben folgen. Wir sollten nicht erst auf Schwierigkeiten stoßen müssen, damit wir uns an ihn erinnern, und wir sollten nicht zur Demut getrieben werden, ehe wir ihm unseren Glauben und unser Vertrauen schenken.

Mögen wir immer bestrebt sein, dem himmlischen Vater nahe zu sein. Um das zu erreichen, müssen wir jeden Tag zu ihm beten und ihm jeden Tag zuhören. Wir brauchen ihn wahrhaftig allezeit, ob bei Sonnenschein oder bei Regen. Mögen wir uns immer an seiner Verheißung festhalten: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ [Josua 1:5.]

Mit der ganzen Kraft meiner Seele bezeuge ich, dass Gott lebt und uns liebt, dass sein einziggezeugter Sohn für uns gelebt hat und gestorben ist und dass das Evangelium Jesu Christi das strahlende Licht ist, das die Dunkelheit in unserem Leben durchdringt. Möge dies immer so sein. Darum bete ich[.]11

Anregungen für Studium und Unterricht

Fragen

  • Präsident Monson erklärt, das Evangelium schenke uns in Leid und Prüfungen Trost (siehe Abschnitt 1). Wie hat Ihnen das Evangelium in schwierigen Zeiten schon Trost und Kraft gegeben? Wie können wir die Liebe des himmlischen Vaters und unseres Erretters verspüren, wenn wir geprüft werden?

  • Lesen Sie, was Präsident Monson in Abschnitt 2 über ein Gespräch mit Präsident N. Eldon Tanner berichtet. Weshalb müssen wir unser Fundament des Glaubens unablässig und beständig festigen? Warum sind Herausforderungen und Schwierigkeiten wohl ein notwendiger Teil des Erdenlebens?

  • Lesen Sie Präsident Monsons drei Ratschläge dazu, wie man ein festes Fundament des Glaubens errichtet (siehe Abschnitt 3). Inwiefern hat das Gebet Ihren Glauben schon gestärkt? Inwiefern hat das Schriftstudium Ihr Zeugnis gestärkt? Inwiefern hat der Dienst am Nächsten Ihr Fundament gefestigt?

  • Welche Aussagen aus Abschnitt 4 geben Ihnen in den Prüfungen, die Sie gerade durchmachen, Hoffnung und Kraft? Wie hat der Herr Ihnen schon in schwierigen Zeiten geholfen? Was müssen wir tun, um den Trost und die Kraft zu erhalten, die der Herr uns geben möchte? Inwiefern sind Sie durch schwierige Zeiten schon „geistig geläutert“ worden?

Einschlägige Schriftstellen

Jakobus 2:14-26; Offenbarung 21:1-4; 2 Nephi 31:19,20; Mosia 23:21,22; Alma 32:21, 26-43; Lehre und Bündnisse 121:7-9; 122:5-9

Unterrichtshilfe

„Legen Sie den Lernenden ans Herz, die Eindrücke, die sie während des Evangeliumsstudiums vom Heiligen Geist bekommen, aufzuschreiben. … Der Geist [wird] ihnen manchmal … etwas mitteilen …, was gar nicht ausgesprochen wird.“ (Auf die Weise des Erretters lehren, 2016, Seite 30.)