„Kapitel 17: Merkmale einer glücklichen Familie“, Lehren der Präsidenten der Kirche: Thomas S. Monson, 2020
„Kapitel 17“, Lehren: Thomas S. Monson
Kapitel 17
Merkmale einer glücklichen Familie
Wenn wir uns wirklich Mühe geben, kann unser Zuhause ein Stück Himmel auf Erden sein.
Aus dem Leben von Thomas S. Monson
Präsident Thomas S. Monson sagte einmal über seine prägenden frühen Lebensjahre: „Manches, womit man aufwächst, dringt einem tief ins Herz, wenn man noch jung ist.“1 Für ihn war mit das Wichtigste, dass er lernte, wie man eine glückliche Familie schafft – nämlich durch Eigenschaften und Werte wie Dienst am Nächsten, Arbeit und Mitgefühl. Ebendies sah er täglich bei seinen Eltern und weiteren Angehörigen.
Präsident Monsons Vater war beispielhaft für andere da und zeigte Liebe. Präsident Monson sagte über ihn: „Ich weiß noch, dass er seine wenige freie Zeit seinem verkrüppelten Onkel, seinen betagten Tanten und seiner Familie gewidmet hat. Er war in der Sonntagsschulleitung der Gemeinde und nahm sich immer gern der Kinder an. Wie der Herr war er Kindern sehr zugetan. Ich habe aus seinem Mund nie ein Wort der Kritik an anderen gehört.“2
Präsident Monson berichtete ferner, wie er sich die Arbeitsmoral seines Vaters aneignete: „Als ich 14 Jahre alt war, hatte ich … meinen ersten Nebenjob in der Druckerei, die [mein Vater] leitete. Nach meinem 14. Geburtstag hat es nur wenige Tage gegeben, an denen ich nicht gearbeitet habe, außer am Sonntag. Wenn man schon früh lernt, zu arbeiten, behält man die Gewohnheit bei. Am glücklichsten bin ich, wenn ich zu tun habe.“3
Auch der gute Einfluss von Präsident Monsons Mutter war enorm. Oft berichtete er von der schwierigen Lage während der Weltwirtschaftskrise und wie sich seine Mutter um Menschen in Not kümmerte:
„Da wir bloß ein, zwei Straßen von den Eisenbahnschienen entfernt wohnten, kamen häufig arbeitslose Männer, die kein Geld für Essen hatten, aus dem Zug zu unserem Haus und baten um etwas Essen. Sie waren immer höflich. Sie boten an, für das Essen zu arbeiten. Mir hat sich unauslöschlich das Bild eingeprägt, wie ein magerer und hungriger Mann mit dem Hut in der Hand an unserer Küchentür stand und um Essen bettelte.
Mutter hieß einen solchen Besucher immer willkommen und führte ihn an die Spüle, damit er sich waschen konnte, während sie ihm etwas zu essen machte. Sie war nie geizig, was die Qualität oder die Menge betraf; der Besucher aß genau das gleiche Mittagessen wie mein Vater. Während er das Essen verschlang, nahm Mutter die Gelegenheit wahr und legte ihm ans Herz, nach Hause zu seiner Familie zurückzukehren. Wenn er vom Tisch aufstand, war er an Körper und Geist gestärkt worden. Diese Männer bedankten sich immer. Und die Tränen in ihren Augen sprachen leise von der Dankbarkeit in ihrem Herzen.“4
Präsident Monson erklärte, seine Mutter habe ihn „durch ihr Leben und ihr Handeln gelehrt, was in der [Bibel] steht. Sie sorgte jeden Tag für die Armen, die Kranken, die Bedürftigen, und das werde ich niemals vergessen.“5
Wenn es darum ging, ein stabiles Zuhause zu schaffen, zitierte Präsident Monson oft, wozu der Herr beim Bau des Kirtland-Tempels angewiesen hatte: „Errichtet … ein Haus des Betens, ein Haus des Fastens, ein Haus des Glaubens, ein Haus des Lernens, ein Haus der Herrlichkeit, ein Haus der Ordnung, ein Haus Gottes.“ (Lehre und Bündnisse 88:119.) Einmal fragte er: „Wo in der Welt findet man einen besseren Bauplan für das Zuhause, für die Familie – für sich selbst?“ Ein Zuhause, das nach diesem Bauplan errichtet wird, fuhr er fort, „entspricht den Bauvorschriften, die wir im Matthäusevangelium finden – ein Haus, das auf Fels gebaut ist (siehe Matthäus 7:24,25). Es hält den Regenschauern des Unglücks, den Fluten des Widerstands und den Winden des Zweifels, die in unserer schwierigen Welt allgegenwärtig sind, stand.“6
Lehren von Thomas S. Monson
1
Ein glückliches Zuhause entsteht aus Liebe, Opferbereitschaft und Respekt
Glücklich wird man nicht durch übermäßigen Luxus, nicht durch das, was sich die Welt unter Vergnügen vorstellt. Wir dürfen es auch nicht an fernen Orten mit fremd klingenden Namen suchen. Glücklich wird man zuhause.7
Ein Zuhause ist mehr als ein Haus. Ein Haus besteht aus Holz, Ziegeln und Steinen. Ein Zuhause entsteht aus Liebe, Opferbereitschaft und Respekt. Ein Haus kann ein Zuhause sein, und ein Zuhause kann wie der Himmel sein.8
Wir machen unser Haus zu einem Zuhause und bei uns zuhause kann es wie im Himmel sein, wenn wir den Erretter in den Mittelpunkt unseres Lebens rücken und seinem Beispiel an Liebe und Hilfsbereitschaft spürbar nacheifern.9
Mögen wir … in unserer eigenen Familie freundlich und liebevoll miteinander umgehen. Unser Zuhause muss mehr sein als eine Zufluchtsstätte. Es soll auch ein Ort sein, wo Gottes Geist wohnen kann, wo der Sturm vor der Tür bleibt, wo Liebe herrscht und Frieden wohnt.10
So oft meinen wir irrigerweise, dass unsere Kinder mehr Dinge brauchen, während sie eigentlich möchten, dass wir mehr Zeit mit ihnen verbringen.11
Glücklich sind die Menschen, die einander aufrichtig achten. … In einer Familie, in der man sich gegenseitig achtet, finden sich die Kinder nicht im gefürchteten „Nimmerland“ wieder, wo sich nie und nimmer jemand um sie sorgt, wo sie nie und nimmer die rechte Führung ihrer Eltern erhalten.12
Wir erinnern uns alle an das Zuhause unserer Kindheit. Interessanterweise machen wir uns aber keine Gedanken darüber, ob das Haus groß oder klein, die Nachbarschaft ansehnlich oder heruntergekommen war. Vielmehr schwelgen wir in den Erinnerungen daran, was wir mit unserer Familie erlebt haben. Die Familie ist das Versuchslabor des Lebens, und was wir dort lernen, bestimmt in hohem Maße, was wir tun, wenn wir auf eigenen Füßen stehen. …
Wir tragen die Verantwortung für das Zuhause, das wir schaffen. Wir müssen beim Bau weise vorgehen, denn die Ewigkeit ist keine kurze Reise. Es gibt Ruhe und Sturm, Licht und Schatten, Freude und Kummer. Wenn wir uns aber wirklich Mühe geben, kann unser Zuhause ein Stück Himmel auf Erden sein. Unsere Gedanken, unsere Taten und unser Leben beeinflussen nicht nur den Erfolg, den wir auf Erden haben, sondern weisen auch den Weg zu unseren ewigen Zielen.
1995 haben die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel eine Proklamation an die Welt über die Familie herausgegeben. In der Proklamation steht unter anderem: „Ein glückliches Familienleben kann am ehesten erreicht werden, wenn die Lehren des Herrn Jesus Christus seine Grundlage sind. Erfolgreiche Ehen und Familien gründen und sichern ihren Bestand auf den Prinzipien Glaube, Gebet, Umkehr, Vergebungsbereitschaft, gegenseitige Achtung, Liebe, Mitgefühl, Arbeit und sinnvolle Freizeitgestaltung.“ [Die Familie – eine Proklamation an die Welt, ChurchofJesusChrist.org.]
Eine glückliche Familie hat viele Gesichter. Es gibt große Familien mit Vater, Mutter, Brüdern und Schwestern, die liebevoll zusammenleben. In anderen Familien erzieht jemand ein, zwei Kinder allein; wieder andere Familien bestehen aus nur einer Person. Es gibt jedoch Merkmale, die eine glückliche Familie kennzeichnen, aus wie vielen Personen sie sich auch zusammensetzen mag oder wie man diese bezeichnen könnte. Ich nenne sie „Merkmale einer glücklichen Familie“. Das sind:
1.) das Gebet als Gewohnheit
2.) eine Bibliothek des Lernens
3.) ein Vermächtnis der Liebe
4.) der reiche Schatz des Zeugnisses13
2
Wir müssen uns in der Familie das Gebet zur Gewohnheit machen
Den Eltern unter Ihnen sage ich: … Rufen Sie den himmlischen Vater um Hilfe an, wenn Sie sich Tag für Tag darum kümmern, was [Ihre Kinder] brauchen, und sich den Herausforderungen stellen, die die Elternschaft so mit sich bringt. Sie müssen sich bei der Erziehung auf mehr stützen als auf Ihre eigene Weisheit.14
„Der Seele Wunsch ist das Gebet in Freude wie in Schmerz.“ [Gesangbuch, Nr. 94.] Das Gebet ist das wichtigste Merkmal einer glücklichen Familie – es ist für alles und jeden anwendbar und wirkt sich überaus positiv aus. Wenn die Eltern dem Gebet ihres Kindes zuhören, nahen auch sie sich Gott. Unsere Kleinen, die ja vor kurzem noch beim himmlischen Vater waren, sprechen mit ihm ohne Hemmungen über ihre Gefühle und Wünsche und darüber, wofür sie dankbar sind.
Das Familiengebet ist das wirksamste Mittel gegen Sünde und daher die verlässlichste Quelle der Freude und des Glücks. Wie das alte Sprichwort sagt: „Betet die Familie zusammen, so bleibt sie auch zusammen.“ …
Meine Frau Frances und ich sind seit 53 Jahren verheiratet. Unsere Eheschließung fand im Salt-Lake-Tempel statt. Der Amtierende, Benjamin Bowring, gab uns damals den folgenden Rat: „Darf ich Ihnen Jungvermählten ein Rezept mitgeben, das sicherstellt, dass keine Meinungsverschiedenheit länger als einen Tag dauert? Knien Sie jeden Abend am Bett zum Gebet nieder. An einem Abend sprechen Sie, Bruder Monson, auf Knien das Gebet; am nächsten Abend sprechen Sie, Schwester Monson, auf Knien das Gebet. Ich kann Ihnen versichern, dass jedes Missverständnis, das im Laufe des Tages aufgekommen ist, beim Beten vergeht. Man kann einfach nicht miteinander beten und dabei ungute Gefühle füreinander hegen.“
Als ich … in den Rat der Zwölf Apostel berufen wurde, befragte mich Präsident David O. McKay, der neunte Präsident der Kirche, zu meiner Familie. Ich erzählte ihm von diesem Rezept und bezeugte ihm, dass es wahr sei. Er lehnte sich in seinem großen Ledersessel zurück und sagte lächelnd: „Das Rezept, das bei Ihnen so gut wirkt, ist auch meiner Familie und Ehe seit jeher ein Segen.“15
3
Unser Zuhause soll eine Bibliothek des Lernens sein
Das zweite Merkmal einer glücklichen Familie entdeckt man, wenn das Zuhause eine Bibliothek des Lernens ist. … Eine ganz wichtige Rolle dabei spielen gute Bücher. …
Lesen gehört zu den wahren Freuden des Lebens. In unserem Zeitalter der Massenkultur, wo so viel gekürzt, abgewandelt, verdorben, verstümmelt und unvollständig wiedergegeben wird, ist es eine Labsal für die Seele und inspirierend, wenn man sich ungestört einem guten Buch widmen kann.
Auch kleine Kinder haben Freude an Büchern und mögen es sehr gern, wenn die Eltern ihnen vorlesen.
Der Herr hat uns geraten: „Sucht Worte der Weisheit aus den besten Büchern; trachtet nach Wissen, ja, durch Studium und auch durch Glauben.“ [Lehre und Bündnisse 88:118.]
Die heiligen Schriften bilden für uns und unsere Kinder die Bibliothek des Lernens.
Vor mehreren Jahren haben wir mit unseren Enkelkindern die Druckerei der Kirche besichtigt. Da sahen wir … das Buch Mormon vom Band laufen – gedruckt, gebunden und geschnitten, bereit zum Lesen. Ich sagte meinen Enkelkindern: „Der Drucker hat gesagt, ihr dürft euch jeder ein Buch Mormon nehmen. Es gehört dann euch. Sucht euch ein Buch aus, und es gehört euch!“
Jedes Kind nahm ein lesefertiges Buch Mormon und erklärte, wie sehr es ihm am Herzen lag.
Ich weiß nicht mehr, was an dem Tag noch alles geschah, aber ich werde niemals die aufrichtigen Worte vergessen, mit denen die Kinder ihre Wertschätzung für das Buch Mormon zum Ausdruck brachten – Worte, die ihnen tief aus dem Herzen kamen.
Wir Eltern müssen uns vor Augen halten, dass unser Leben in unserer Familienbibliothek für unsere Kinder das wertvollste Buch sein kann. Ist unser Beispiel wirklich nachahmenswert? Leben wir so, dass unser Sohn oder unsere Tochter sagen kann: „Ich möchte so werden wie mein Vater“ oder „Ich möchte so werden wie meine Mutter“? Im Gegensatz zu den Büchern in den Regalen einer Bibliothek, deren Einband den Inhalt verbirgt, können wir unser Leben nicht verbergen. Eltern, wir sind wahrlich wie ein offenes Buch.16
4
Wir sollen als Familie ein Vermächtnis der Liebe schaffen
Das dritte Merkmal einer glücklichen Familie ist das Vermächtnis der Liebe. …
Während die Kinder still das Beispiel ihrer Eltern in sich aufnehmen, lernen sie scheinbar unbedeutende Lektionen über die Liebe. Mein Vater, von Beruf Drucker, arbeitete praktisch jeden Tag seines Lebens lange und fleißig. Ich bin sicher, er wäre am Sabbat gerne einfach zuhause geblieben. Doch stattdessen besuchte er ältere Angehörige und munterte sie auf.
Da war ein Onkel, der durch seine Arthritis so stark verkrüppelt war, dass er weder laufen noch für sich sorgen konnte. Am Sonntagnachmittag sagte mein Vater oft: „Komm, Tommy, fahren wir mit Onkel Elias ein bisschen spazieren.“ Also stiegen wir in unseren alten 1928er Oldsmobile und fuhren [in Salt Lake City] in westlicher Richtung zu meinem Onkel. Ich wartete im Auto, während mein Vater ins Haus ging. Kurz darauf kam er wieder heraus. Behutsam trug er meinen verkrüppelten Onkel, als ob dieser aus Porzellan wäre. Ich hielt die Tür auf und sah zu, wie mein Vater Onkel Elias sachte und liebevoll auf den Vordersitz setzte, damit er die Aussicht genießen konnte. Ich hingegen setzte mich auf die Rückbank.
Die Fahrt dauerte nicht lange und es wurde auch nicht viel gesprochen, und doch war ein Vermächtnis der Liebe zu spüren! Mein Vater las mir nie etwas über den barmherzigen Samariter aus der Bibel vor. Er nahm mich lieber mit, wenn er mit Onkel Elias in dem alten Oldsmobile auf dem Weg nach Jericho unterwegs war.17
Einige der besten Gelegenheiten, Liebe zu erweisen, bieten sich in den eigenen vier Wänden. Die Liebe muss im Mittelpunkt des Familienlebens stehen, und doch ist es oft nicht so. Zuweilen gibt es zu große Ungeduld, zu viel Streit, zu viele Wortgefechte, zu viele Tränen. Präsident Gordon B. Hinckley fragte einmal traurig: „Wie kommt es, dass [diejenigen], die wir [am meisten] lieben, so oft das Ziel scharfer Worte sind? Wie kommt es, dass [unsere] Äußerungen … wie Dolche bis ins Mark dringen?“ Die Antwort auf diese Fragen mag für jeden anders lauten, unter dem Strich spielen die Gründe jedoch keine Rolle. Wenn wir das Gebot halten wollen, einander zu lieben, müssen wir einander mit Güte und Respekt begegnen.
Natürlich ist bisweilen auch die eine oder andere Strafe geboten. Wir wollen jedoch stets an den Rat aus dem Buch Lehre und Bündnisse denken, dass wir demjenigen, den wir zurechtweisen mussten, anschließend vermehrt Liebe erweisen [siehe Lehre und Bündnisse 121:43].18
Möge Ihr Zuhause von Liebe und Höflichkeit und vom Geist des Herrn erfüllt sein. Lieben Sie Ihre Familie. Sollte es bei Ihnen Unstimmigkeiten oder Auseinandersetzungen geben, legen Sie sie bitte jetzt bei.19
Leben wir beispielhaft nach dem Vermächtnis der Liebe? Wie sieht es bei uns zuhause aus? Bernadine Healy hat einmal in einer Rede vor Universitätsabsolventen gesagt: „Als Ärztin, die die tiefempfundensten Augenblicke im Leben vieler Menschen, auch ihre letzten Augenblicke, miterleben durfte, möchte ich Ihnen ein Geheimnis verraten. Wenn jemand den Tod vor Augen hat, denkt er nicht an den akademischen Grad, den er erworben hat, an die Stellung, die er innehatte, oder an den Reichtum, den er aufgehäuft hat. Am Ende zählen nur noch die Menschen, die man geliebt hat und von denen man geliebt worden ist. Diese gegenseitige Liebe ist das Ein und Alles, und sie ist ein guter Maßstab dafür, was für ein Leben man geführt hat. Sie ist die kostbarste Gabe.“ [„On Light and Worth: Lessons from Medicine“, Rede bei der Abschlussfeier am Vassar College, 29. Mai 1994, Seite 10, Rubrik „Special Collections“.]20
5
Ein reicher Schatz des Zeugnisses muss in unserer Familie spürbar sein
Das vierte Merkmal einer glücklichen Familie ist der reiche Schatz des Zeugnisses. Präsident David O. McKay hat festgestellt: „Die beste Möglichkeit, in der Kirche zu unterrichten, hat man in der Familie.“ [In: Priesthood Home Teaching Handbook, überarbeitete Fassung, 1967, Seite II.] „Eine wahre Mormonenfamilie ist so beschaffen, dass Christus, sollte er ihr Haus betreten, gern bleiben und verweilen würde.“ [Gospel Ideals, 1953, Seite 169.]
Was tun wir dafür, dass unsere Familie dieser Beschreibung entspricht? Es reicht nicht aus, dass nur die Eltern ein festes Zeugnis haben. Die Kinder können sich nicht ewig auf die Überzeugung der Eltern stützen.
Präsident Heber J. Grant hat verkündet: „Es ist unsere Pflicht, unsere Kinder in ihrer Jugend zu unterweisen. … Ich mag wissen, dass das Evangelium wahr ist, ebenso meine Frau. Aber ich sage Ihnen: Unsere Kinder wissen nicht, dass das Evangelium wahr ist, wenn sie sich nicht damit befassen und selbst ein Zeugnis erlangen.“ [Frühjahrs-Generalkonferenz 1902.]
Die Liebe zum Erretter, die Ehrfurcht vor seinem Namen und gegenseitige Achtung bereiten den fruchtbaren Boden, auf dem ein Zeugnis wachsen kann.
Das Evangelium lernen, Zeugnis geben, die Familie führen – das ist selten einfach, wenn überhaupt. Schlaglöcher, Wellengang und auch die Turbulenzen unserer Zeit sind charakteristisch für die Reise durchs Leben.
Vor einigen Jahren besuchte ich die Mitglieder und Missionare in Australien und sah ein großartiges Beispiel dafür, wie der reiche Schatz des Zeugnisses einer Familie Segen bringen und sie heiligen kann. Horace D. Ensign, der Missionspräsident, und ich flogen die weite Strecke von Sydney nach Darwin, wo ich den ersten Spatenstich für das erste Gemeindehaus in der Stadt vornehmen sollte. Der Flug wurde durch eine planmäßige Zwischenlandung in Mount Isa, einem Bergbauort, unterbrochen. Als wir das kleine Flughafengebäude dort betraten, kam eine Frau mit ihren beiden kleinen Kindern auf uns zu. Sie sagte: „Ich bin Judith Louden, ein Mitglied der Kirche. Das hier sind meine beiden Kinder. Wir dachten schon, Sie würden diesen Flug nehmen, und sind hergekommen, um uns vielleicht während Ihres kurzen Aufenthalts ein wenig mit Ihnen zu unterhalten.“ Sie erklärte, ihr Mann sei kein Mitglied der Kirche und sie und ihre Kinder seien die einzigen Mitglieder weit und breit. Wir tauschten ein paar Erfahrungen aus und gaben einander Zeugnis.
Die Zeit verging. Als wir wieder an Bord gehen wollten, sah Schwester Louden sehr einsam und verlassen aus. „Sie dürfen noch nicht gehen“, flehte sie. „Ich vermisse die Kirche so sehr.“ Plötzlich kam durch den Lautsprecher die Durchsage, der Abflug werde sich aus technischen Gründen um eine halbe Stunde verzögern. Schwester Louden flüsterte: „Mein Gebet ist soeben erhört worden.“ Dann fragte sie uns, wie sie das Interesse ihres Mannes für das Evangelium wecken könne. Wir rieten ihr, ihn in den wöchentlichen PV-Unterricht zuhause einzubeziehen und ihm ein lebendiges Zeugnis vom Evangelium zu sein. Ich sagte, wir würden ihr ein Abonnement der Kinderzeitschrift der Kirche und weiteres Lehrmaterial für den Unterricht zuhause zuschicken. Wir forderten sie auch auf, niemals aufzugeben, was ihren Mann betraf.
Dann verließen wir Mount Isa, und ich bin nie wieder dorthin zurückgekehrt. Ich denke jedoch immer gern an diese herzensgute Mutter und ihre Kinder zurück und daran, wie sie sich mit Tränen in den Augen und voller Dankbarkeit verabschiedet haben.
Einige Jahre darauf sprach ich in einer Priestertumsführerschaftsversammlung in Brisbane in Australien und hob hervor, wie wichtig es ist, dass die Kinder zuhause im Evangelium unterwiesen werden und dass wir selbst nach dem Evangelium leben und ein gutes Vorbild sind. Dabei erzählte ich den Brüdern auch von Schwester Louden und davon, wie sehr mich ihr Glaube und ihre Entschlossenheit beeindruckt hatten. Zum Schluss sagte ich: „Ich werde wohl nie erfahren, ob sich Schwester Loudens Mann jemals der Kirche angeschlossen hat, aber bestimmt hätte ihm niemand ein besseres Beispiel geben können als seine Frau.“
Da hob einer der Priestertumsführer die Hand, stand auf und sagte: „Bruder Monson, ich bin Richard Louden. Die Frau, von der Sie erzählt haben, ist meine Frau. Die Kinder [und hier zitterte seine Stimme] sind unsere Kinder. Wir sind jetzt eine ewige Familie – zum Teil dank der Ausdauer und der Geduld meiner lieben Frau. Ihr habe ich das alles zu verdanken.“ Niemand sprach ein Wort. Die Stille wurde nur gelegentlich durch ein leises Schniefen oder gedämpftes Schluchzen unterbrochen, und es floss manche Träne.
Brüder und Schwestern, nehmen wir uns fest vor – wie unsere Lebensumstände auch aussehen mögen –, unser Haus zu einem glücklichen Zuhause zu machen. Öffnen wir die Fenster unseres Herzens weit, damit jeder in der Familie sich angenommen und wahrhaft zuhause fühlen kann. Öffnen wir auch die Tür unserer Seele, damit Christus, der uns so teuer ist, eintreten kann. Denken Sie an seine Verheißung: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn einer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten.“ [Offenbarung 3:20.]
Wie willkommen wird er sich doch fühlen, wie sehr wird unser Leben doch von Freude erfüllt sein, wenn die Merkmale einer glücklichen Familie ihn zum Verweilen einladen.21
Anregungen für Studium und Unterricht
Fragen
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Präsident Monson betont: „Glücklich wird man zuhause.“ (Abschnitt 1.) Wie schafft man es, dass man zuhause noch mehr Glück empfindet? Wie können wir Christus in unserer Familie noch mehr in den Mittelpunkt rücken? Wie können wir in der Familie aufrichtige gegenseitige Achtung fördern?
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Warum ist das Gebet wichtig, um eine glückliche Familie zu schaffen? (Siehe Abschnitt 2.) Inwiefern sind Sie schon durch das Familiengebet gesegnet worden? Inwiefern wird ein Ehepaar gesegnet, wenn es zusammen betet?
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Inwiefern soll das Zuhause zu einer „Bibliothek des Lernens“ werden (Abschnitt 3)? Wie können Eltern ihren Kindern helfen, gerne zu lernen? Wie können wir unser Schriftstudium verbessern?
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Wie schaffen wir in der Familie „ein Vermächtnis der Liebe“ (Abschnitt 4)? Was haben Sie als Kind von Ihrer Mutter, Ihrem Vater oder anderen in Bezug auf Liebe gelernt? Wie gelingt es uns, daheim weniger zu streiten?
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Wie können Eltern ihren Kindern helfen, ein starkes Zeugnis vom Evangelium zu erlangen? (Siehe Abschnitt 5.) Wie können wir der Pflicht, unsere Kinder zu unterweisen, besser nachkommen? Was lernen wir aus der Geschichte von Judith Louden und ihrem Mann Richard?
Einschlägige Schriftstellen
Deuteronomyium 11:19; Kolosser 3:19-21; Mosia 4:14,15; 3 Nephi 18:21; 4 Nephi 1:15; Lehre und Bündnisse 68:25-28; 93:40-50; Mose 5:1-5, 10-12
Unterrichtshilfe
„Halten Sie sich vor Augen, dass man nicht [von jetzt auf gleich] Glauben entwickelt und Christus ähnlicher wird. Fordern Sie Ihre Schüler auf, im Einklang mit wahrer Lehre zu handeln. Damit helfen Sie ihnen, die Lernerfahrung auf ihr Zuhause und auf ihr tägliches Leben auszuweiten.“ (Auf die Weise des Erretters lehren, 2016, Seite 35.)