Carls Weihnachtsgeschenk
Die Verfasserin lebt in Colorado.
Carl schaute sich in der Scheune um und hatte plötzlich einen Einfall.
„Geh, erfreu alle Leute, mach glücklich sie heute, und wirke mit Herz und mit Hand.“ (Gesangbuch, Nr. 150)
Zitternd schob Carl sein Fahrrad und kämpfte dabei gegen den Wind an. „Ich kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und mich aufzuwärmen“, dachte er. „Und dann kann ich endlich die Weihnachtsgeschenke auspacken!“
Er war an diesem Morgen besonders früh aufgestanden, um Zeitungen auszutragen. Als er sein Fahrrad den steilen Hügel hinaufschob, dachte er an die selbstgemachten Weihnachtszimtschnecken seiner Mutter. Sie würden himmlisch schmecken! Er konnte die süße Sahnecreme förmlich schon schmecken.
Sahne! Carl ließ die Schultern hängen. Er hatte vergessen, die Kühe zu melken und die anderen Aufgaben zu erledigen, die ihm aufgetragen waren. Selbst an Weihnachten.
Carl stellte sein Fahrrad vor dem Haus ab. Sein Bruder und er hatten einen Wettstreit gemacht: Wer ist zuerst mit dem Zeitungsaustragen fertig? Er konnte das Fahrrad seines Bruders nicht sehen, also hatte er gewonnen!
Das Dumme am Gewinnen war nur, dass er jetzt auf seinen Bruder warten musste, bis sie die Geschenke auspacken konnten. Danach mussten sie wieder nach draußen gehen und ihre Aufgaben erledigen. Carl wünschte sich, er könne einfach im Haus bleiben und Weihnachten genießen.
„Ich könnte meine Aufgaben aber auch jetzt erledigen“, dachte Carl. „Dann muss ich nicht noch einmal raus in die Kälte.“ Er eilte zur Scheune.
Als er sich einen Eimer schnappte und sich hinsetzte, um die Kühe zu melken, sah er sich um. Es gab noch so viel zu tun. Da kam ihm eine Idee. Wenn er alle Aufgaben alleine erledigte, konnte er seine Familie überraschen und sie könnten den Weihnachtsmorgen gemeinsam verbringen. Das wäre doch das allerschönste Weihnachtsgeschenk!
Carl beeilte sich und melkte die Kühe. Er fegte die Scheune, fütterte die Hühner und sammelte die Eier ein. Er lächelte beim Gedanken daran, wie sehr sich seine Familie freuen würde.
Carl ging zurück ins Haus. Er schaute durch einen Türspalt hinein, um zu sehen, ob jemand da war. Dann schlich er sich in die Küche. Er hatte gerade die Milch und die Eier in den Kühlschrank gestellt, als seine Mutter hereinkam.
„Ach gut, dass du wieder hier bist“, sagte Mama und umarmte ihn. „Wir haben uns schon gefragt, wo du bist.“
Sie half ihm, seine Jacke auszuziehen. Als seine Geschwister ihn sahen, riefen sie freudig: „Carl ist zu Hause! Machen wir die Geschenke auf!“ Alle drängten sich um den Christbaum und warteten darauf, dass Papa die Geschenke verteilte. Carl schaute vergnügt zu, als jeder begeistert zeigte, was er bekommen hatte.
„Nun ist es aber Zeit, uns an die Arbeit zu machen“, sagte Papa. „Davor sollten wir aber noch einen Saft trinken und Zimtschnecken essen.“
Papa ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Er hielt kurz inne und sagte dann verblüfft:
„Na so was! Die Milchkanne ist schon voll und die Eier sind auch schon eingesammelt worden! Wer hat das wohl gemacht?“
Papa kam zurück ins Wohnzimmer. Carl versuchte nach besten Kräften, ein Lächeln zu unterdrücken.
„Weißt du etwas darüber, Carl?“, fragte Papa, der ebenfalls lächeln musste. „Es sieht so aus, als wären all unsere Aufgaben schon erledigt.“
„Frohe Weihnachten!“, rief Carl.
Papa legte den Arm um ihn. „Danke, mein Sohn. Das war sehr aufmerksam von dir. Das ist wahrscheinlich unser bisher schönstes Weihnachtsfest!“
Carl grinste. Er wusste schon jetzt, dass es sein schönstes Weihnachtsfest war.