Stimmen von Heiligen der Letzten Tage
Licht bedeutet mir sehr viel
Ich bin mit den seit ihrer Geburt blinden Schwestern meines Vaters aufgewachsen. Die eine Tante hat, wie ich, Mitte Februar Geburtstag und Tante Lotte sagte immer, wenn Anneliese Geburtstag hat, dann merke ich, dass die Tage länger werden. Irgendwie spürte oder merkte sie dieses hellere Licht.
Ich habe als Kind oft ausprobiert, wie es ist, nichts zu sehen. Wenn ich den Flur in der Wohnung meiner Großmutter entlangging, machte ich die Augen zu und spürte, da steht der Schrank, da geht es zur Toilette – und das nicht, weil ich es schon wusste. Ich konnte es spüren, weil sich an der Temperatur oder dem Schall meiner Umgebung etwas veränderte.
Durch diese Erfahrungen war es mir sehr wichtig, dass ich sehen konnte. Meine Umgebung versuche ich immer mit wachem Geist und offenen Augen zu erfassen. Daher kam dann auch mein Wunsch, Fotografin zu warden – ich wollte und will noch immer alles festhalten, was mir meine Umgebung bietet. Ich lernte während meiner Ausbildungszeit, Licht mit Lampen und auch mit Tageslicht richtig einzusetzen.
Alles sieht anders aus durch helleres Licht. Die Gebäude erhalten eine ganz andere Struktur, und die Farben leuchten stärker. Wie schön ist es, durch den Wald zu gehen und die Baumstämme und Zweige im Gegenlicht zu erleben! Mit meinen Fotos erhalte ich mir die Erinnerung an wunderbare Erlebnisse mit dem Licht.
Als Joseph Smith sich in den Hain begab und Gottvater und Jesus Christus sehen konnte, standen sie in unbeschreiblicher Helle und Herrlichkeit in der Luft vor ihm. Licht ist ein Symbol für die Gottheit. Keine Pflanze und kein Tier und auch wir Menschen können nicht ohne Licht leben. In der Oper Fidelio klagt Florestan in seinem Kerker: „O Gott, welch Dunkel hier“, und er schreit nach Licht, nach dem himmlischen Licht und nach Freiheit. Auch Joseph Smith hat viel Zeit in dunklen Gefängnissen zugebracht und genauso nach Gott geschrien. Er hatte keine Angst vor der Dunkelheit, er sorgte sich um die Mitglieder.
Ich bin so dankbar, dass ich sehen kann und dass das Licht für mich so wichtig ist. Ich bin dankbar, dass ich darin auch die Liebe meines Vaters im Himmel erkennen kann.