2018
Geistlich dienen, wie der Erretter es tat
Dezember 2018


Geistlich dienen, wie der Erretter es tat

Wenn du anderen nach besten Kräften hilfst, öffnet der Erretter dir die Augen, damit du mit Liebe und Mitgefühl sehen kannst.

ministering with elderly woman

Wir haben alle schon einmal mitbekommen, dass ein Freund einen harten Tag hatte, jemand einsam war oder in der Schule gehänselt wurde. Vielleicht hast du von jemandem in deiner Gemeinde oder in deinem Zweig gehört, der ernste Probleme hat. Was kannst du dann tun?

Manchmal weiß man nicht recht, wie man helfen kann. Es mag viel einfacher erscheinen, darauf zu warten, dass ein anderer etwas unternimmt, aber du kannst viel tun – und sei es nur, dass du den Menschen in deinem Umfeld zeigst, wie wichtig sie dir sind. Solche Gelegenheiten bieten sich überall, und jedes Mal, wenn man anderen Liebe, Fürsorge und Interesse entgegenbringt, ist das eine Form des geistlichen Dienens.

Dein geistlicher Dienst

Betreuung. Dieses Wort hast du in letzter Zeit wahrscheinlich öfter in der Kirche gehört. In der Vergangenheit haben wir gewöhnlich über den geistlichen Dienst des Erretters oder der Propheten und Apostel gesprochen, aber hast du dich jemals gefragt, ob du anderen geistlich dienen kannst?

Anderen geistlich dienen bedeutet, sie zu lieben, sich um sie zu kümmern und das zu tun, was der Erretter tun würde, wenn er heute unter uns leben würde. Ein geistlicher Dienst dieser Art ist das Betreuen. Dadurch helfen wir anderen, die Liebe des himmlischen Vaters zu spüren und ihre geistigen und zeitlichen Bedürfnisse zu erfüllen.

Jesus ist „nicht gekommen …, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen“ (Matthäus 20:28). Er diente, als er „umherzog [und] Gutes tat“ (Apostelgeschichte 10:38). Als seine Jünger haben wir den Auftrag, seinem Beispiel nachzueifern. Wir sollen geistlich dienen!

Aber man muss kein riesiges Dienstprojekt organisieren, um für andere da zu sein. M. Russell Ballard, Amtierender Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, hat gesagt: „Manche Gelegenheiten zum Dienen erhalten wir durch bestimmte Aufgaben – in der Familie, in unseren Berufungen oder bei der Mitwirkung in wohltätigen Organisationen. …

Viele Gelegenheiten zu dienen ergeben sich ganz zwanglos und ohne Auftrag – wenn wir uns Menschen zuwenden, denen wir auf unserem Lebensweg begegnen.“1

Christliches Dienen geschieht oft täglich durch kleine Taten, die von Herzen kommen.

Einer nach dem anderen

Als der Erretter den Nephiten erschien, forderte er sie auf, zu ihm zu kommen und die Wundmale in seiner Seite und in seinen Händen und Füßen zu berühren. „Und dies taten sie und gingen einer nach dem anderen hin, bis sie alle hingegangen waren.“ (3 Nephi 11:15; Hervorhebung hinzugefügt.)

Dann bat er sie, jeden zu ihm zu bringen, der krank, verletzt oder „in irgendeiner Weise bedrängt [war]; und er heilte sie, jeden einzelnen, wie sie zu ihm hingebracht wurden“ (3 Nephi 17:7,9; Hervorhebung hinzugefügt). Danach „nahm [er] ihre kleinen Kinder, eines nach dem anderen, und segnete sie und betete für sie zum Vater“ (3 Nephi 17:21; Hervorhebung hinzugefügt).

Christ blesses the Nephites

Christus erscheint den Nephiten, Gemälde von Minerva K. Teichert

Das war keine kleine Gruppe. Laut den heiligen Schriften waren dort ungefähr 2500 Menschen versammelt (siehe 3 Nephi 17:25). Der Erretter nahm sich dennoch Zeit, jeden Einzelnen zu heilen, zu trösten, zu ermutigen und ihm Liebe zu erweisen.

Elder Ronald A. Rasband vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „[Es] findet sich hier eine sehr tiefgreifende und liebevolle Botschaft. Jesus Christus dient uns und liebt uns alle, einen nach dem anderen.“2 Die Liebe, die Jesus dem Einzelnen erweist, zeigt uns, worum es beim geistlichen Dienen und damit auch beim Betreuen geht.

Augen, die sehen

Der Erretter half seinen Mitmenschen. Jean B. Bingham, Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, hat ausgeführt: „Er lächelte andere … an, redete und ging mit ihnen, hörte ihnen zu, nahm sich Zeit für sie, ermutigte, lehrte und speiste sie und vergab ihnen. Er diente Angehörigen und Freunden, Nachbarn und Fremden gleichermaßen, und er lud Bekannte sowie geliebte Menschen ein, sich an den reichen Segnungen seines Evangeliums zu erfreuen.“3

Jesus Christus hatte Augen, die die Bedürfnisse eines jeden seiner Mitmenschen sahen, und er wandte sich ihnen allen zu! Wir können seinem Beispiel folgen und uns ebenfalls denen zuwenden, die unsere Hilfe brauchen.

Der Erretter ist allerdings vollkommen. Wie können wir denn die Bedürfnisse anderer sehen und ihnen so dienen, wie er es tut? Präsident Ballard hat gesagt: „Bitten Sie den Vater im Himmel an jedem neuen Tag beim Morgengebet, Sie so zu führen, dass Sie eine Gelegenheit erkennen, etwas für eines seiner kostbaren Kinder zu tun. Halten Sie dann den ganzen Tag über mit gläubigem und von Liebe erfülltem Herzen nach jemandem Ausschau, dem Sie helfen können. … Wenn Sie es so halten, wird Ihr geistiges Feingefühl geschärft und Sie werden Gelegenheiten zu dienen entdecken, die Sie nie zuvor für möglich gehalten hätten.“4

Den Eingebungen des Geistes folgen

Stell dir folgendes Szenario vor: Du siehst eine Freundin in der Schule, die etwas bekümmert aussieht. Du hast das Gefühl, dass du etwas für sie tun sollst, aber du machst dir Sorgen, dass du sie nerven könntest oder dass es ihr oder dir unangenehm sein könnte. Als Nächstes fragst du dich, ob es überhaupt eine Eingebung des Geistes war oder der Gedanke nur von dir kam.

Manchmal ist es schwierig, zu erkennen, ob man gerade die Eingebung des Geistes erhält, auf jemanden zuzugehen, oder ob das einfach unsere eigenen Gedanken sind. Doch Mormon hat uns erklärt, wie man Eingebungen des Geistes erkennt: „Das, was von Gott ist, lädt ein und lockt, beständig Gutes zu tun; darum ist alles, was einlädt und lockt, Gutes zu tun und Gott zu lieben und ihm zu dienen, von Gott eingegeben.“ (Moroni 7:13.)

Präsident Thomas S. Monson (1927–2018) hat gesagt: „Wenn wir aufmerksam und wachsam sind und nach den Eingebungen handeln, die wir bekommen, können wir viel Gutes bewirken.“5

Jeder kann geistlich dienen

Auf der Frühjahrs-Generalkonferenz 2018 hat Präsident Russell M. Nelson verkündet: „Der Herr hat wichtige Anpassungen an der Art und Weise vorgenommen, wie wir uns umeinander kümmern. Schwestern und Brüder – Alt und Jung – werden in einer neuen, heiligeren Weise füreinander da sein.“6 Dazu gehört, dass wir als Betreuungspaar anderen geistlich dienen, aber wir dienen einander nicht nur am Sonntag oder bei gemeinsamen Aktivitäten geistlich. Es ist auch keine Aufgabe, die nur mit bestimmten Berufungen einhergeht. Jeder kann geistlich dienen. Und zwar jederzeit.

shaking hands

Bei unserer Taufe versprechen wir, dass wir „willens [sind], einer des anderen Last zu tragen, damit sie leicht sei, ja, und willens [sind], mit den Trauernden zu trauern, ja, und diejenigen zu trösten, die des Trostes bedürfen“ (Mosia 18:8,9). Anderen geistlich zu dienen ist ein Teil dessen, was wir versprochen haben.

Bonnie L. Oscarson, ehemalige Präsidentin der Jungen Damen, hat gesagt: „Der Herr möchte, dass ihr euch unter Gleichaltrigen umschaut und dann so dient, wie er es tun würde.“7 Wenn du das tust, wird der Herr dir die Augen öffnen, damit du voller Liebe und Mitgefühl erkennst, wie du anderen dienen kannst. Er wird dich nicht rätseln lassen, was du tun sollst. Er wird dir zeigen, wie du deinen Mitmenschen am besten helfen kannst.

Geistlich dienen bringt Segnungen

Präsident Nelson hat gesagt: „Wir als seine Diener [nehmen] uns des Einzelnen an, so wie der Herr es getan hat.“8 Dies ist nicht nur anderen ein Segen, sondern auch uns.

Elder Dieter F. Uchtdorf vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt: „Wenn wir anderen mit Herz und Hand christliche Liebe erweisen, geschieht etwas Wundervolles mit uns. Unser eigener Geist wird geheilt, geläutert und gestärkt. Wir spüren mehr Frieden, werden glücklicher und empfänglicher für die Einflüsterungen des Heiligen Geistes.“9

Jesus Christus hat uns den Weg zu einem schöneren, erfüllenderen Leben gezeigt. Anderen so zu dienen, wie er es tut, wird wahres Glück und inneren Frieden und Freude in dein Leben bringen.

Anmerkungen

  1. M. Russell Ballard, „Kostbare Gaben von Gott“, Liahona, Mai 2018, Seite 10f.

  2. Ronald A. Rasband, „Einer nach dem anderen“, Liahona, Januar 2001, Seite 36f.

  3. Jean B. Bingham, „Anderen dienen, wie der Erretter es tut“, Liahona, Mai 2018, Seite 104

  4. M. Russell Ballard, „Widmen wir uns eifrig einer guten Sache“, Liahona, November 2012, Seite 31

  5. Thomas S. Monson, „Drei Ziele als Wegweiser“, Liahona, November 2007, Seite 120

  6. Russell M. Nelson, „Gehet tapfer vorwärts“, Liahona, Mai 2018, Seite 118

  7. Bonnie L. Oscarson, „Die Nöte vor unseren Augen“, Liahona, November 2017, Seite 26

  8. Russell M. Nelson, „Anderen mit der Macht und Vollmacht Gottes dienen“, Liahona, Mai 2018, Seite 69

  9. Dieter F. Uchtdorf, „Ihr seid meine Hände“, Liahona, Mai 2010, Seite 75