2019
Blumen und finanzielle Sicherheit
Juni 2019


Segnungen der Eigenständigkeit

Blumen und finanzielle Sicherheit

Die Verfasserin lebt in Arkansas.

Der Herr hat mich befähigt und viel mehr aus mir gemacht, als ich je alleine erreicht hätte.

overturned tractor

Illustration von David Green

Dass ich mein Studium nie abgeschlossen hatte, hat mich schon immer gestört. Ich war mir bewusst, dass ich nicht darauf vorbereitet war, meine Familie finanziell zu versorgen, falls meinem Mann etwas zustoßen sollte.

Dann geschah das Unvorstellbare. Ich erhielt einen erschütternden Anruf, der mein Leben aus den Fugen brachte.

„Ruf den Notarzt!“, rief mein Mann voller Verzweiflung. „Ich stecke unter dem Traktor fest!“

Ich alarmierte den Notruf und fuhr dann in Rekordzeit zu dem Stück Land, das mein Mann gerade rodete. Auf der Schotterstraße zu unserem Grundstück in Pea Ridge in Arkansas fuhr ich an einer lange Reihe Rettungsfahrzeuge vorbei. Barry war am Leben, doch er steckte tatsächlich unter dem umgekippten Traktor fest.

Mit hydraulischem Rettungsgerät hoben die Nothelfer den Traktor an und zogen Barry hervor. Es sah so aus, als ob seine von Dieselkraftstoff umspülten Beine an mehreren Stellen gebrochen wären. Schnellstens wurde er zu einer Unfallklinik gebracht, wo er zuerst einen Priestertumssegen erhielt, bevor seine Beine geröntgt wurden.

Überraschenderweise hatte er sich keinen einzigen Knochen gebrochen, doch ein Bein hatte durch den Dieselkraftstoff schwere Verbrennungen erlitten. Der Unfall hatte auch zu einer Nierenvergiftung geführt. Barrys Leben hing am seidenen Faden.

Nach fünf angespannten Tagen im Krankenhaus sanken endlich die Giftstoffwerte. Darauf folgten Monate mit Verbandswechseln, Hauttransplantationen, Operationen und HBO-Therapie. Sobald es ihm gut genug ging, nahm Barry von zuhause aus seine Tätigkeit als Verkäufer wieder auf.

„Niemand wollte mich einstellen“

Dieses Erlebnis rüttelte mich wach. Die nächsten paar Jahre dachte ich darüber nach, was ich im Falle von Barrys frühzeitigem Tod beruflich tun könnte. Ich engagierte mich ehrenamtlich, nahm an Workshops teil und bewarb mich mehrfach um Teilzeitjobs. Aber ich hatte keine brauchbaren Fertigkeiten, und niemand wollte mich einstellen.

Wir wohnen auf einer Farm mit genügend Weideland für ein paar Tiere, und so recherchierte ich Landwirtschaft als Lebensgrundlage. Eines Tages hatte ich dann eine Idee: Blumen. Nachdem ich Informationen gesammelt hatte, beschloss ich, mich als Blumenzüchterin zu versuchen. Ich ging zu einer Konferenz für Blumenzüchter und stellte mich darauf ein, auf dem Weideland eine Reihenkultur anzulegen. Im November 2016 meldete ich mich in der Kirche zu einem Kurs zur Eigenständigkeitsförderung an, um zu lernen, wie ich ein eigenes Unternehmen gründen und aufbauen konnte.

Unser eigener Blumenladen

Der zwölfwöchige Kurs war genau das, was ich brauchte. Ich hatte bereits einen groben Geschäftsplan und viele tolle Ideen, doch ich war nicht gut organisiert. In dem Kurs wurden Ideen zur Sprache gebracht, an die ich selbst gar nicht gedacht hatte. Ich setzte alle davon um. Während des erstens Jahres, in dem ich Blumen züchtete und verkaufte, kamen die Vorschläge und Grundsätze, die ich in dem Kurs gelernt hatte, zum Tragen:

  • Ich nahm einen Geschäftskredit mit niedrigen Zinsen auf.

  • Ich baute mein Unternehmen aus und verkaufte zusätzlich auf Wochenmärkten und an Blumenläden.

  • Als Erweiterung meiner Dienstleistungen fanden mehrere Veranstaltungen auf unserer Farm statt.

Ende 2017, nach meinem ersten Jahr als Blumenzüchterin, wurde mir klar, dass es zu viel Zeit in Anspruch nahm, meine Blumen an Blumenläden zu verkaufen. „Warum eröffne ich nicht einfach selbst einen Blumenladen?“, fragte ich mich. Der Blumenladen am Ort hatte zugemacht und das Gebäude war heruntergekommen. Mein Mann und ich kauften es, setzten es instand und eröffneten einen Blumenladen, in dem wir auch Kunst und Handwerk aus der Umgebung verkauften. Außerdem konnte man bei mir Pflanzen mieten oder sich die Innenraumbepflanzung entwerfen lassen.

Ich verkaufe meine Blumen in unserem Laden und in Cafés, Boutiquen und einem Kiosk am nahegelegenen Flughafen. Jeden Tag ernte ich, was ich brauche.

Wir sind dem Herrn wichtig

Ich habe ein Zeugnis davon, dass mein Unternehmen dem Herrn wichtig ist. Er hat mir geholfen, finanziell eigenständig zu werden und gleichzeitig Teilzeitjobs zu schaffen – sowohl für mehrere Frauen, die flexible Arbeitszeiten brauchen, als auch für Studenten, die ihr Studium finanzieren müssen. Eine unserer Töchter verwaltet die Blumenfarm, und zwei unserer Söhne kümmern sich um einen Großteil der Arbeit auf der Farm, darunter auch den Bau eines Gewächshauses. Barry hilft am Abend und am Wochenende und leistet die schwere körperliche Arbeit.

Wir alle unterstützen einander und arbeiten zusammen. Das hat sich für jeden von uns als Segen erwiesen. Ich habe viel zu tun, doch mir bleibt trotzdem genügend Zeit für meine Familie, meine Berufungen in der Kirche, meine Pflichten bei der Betreuung und für ehrenamtliche Tätigkeiten.

Es erfüllt mich mit großer Zufriedenheit, wenn ich einen Samen aussäe oder eine Blumenzwiebel pflanze und bei jedem Schritt dabei bin, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich einem Kunden eine Blume überreiche. Ich bin davon überzeugt, dass der Herr mich befähigt und viel mehr aus mir gemacht hat, als ich je alleine erreicht hätte.