2019
Was die Marine brauchte – und wir als Familie
Juni 2019


Nur online: Junge Erwachsene

Was die Marine brauchte – und wir als Familie

Der Verfasser lebt in Virginia.

Wir dachten, wir hätten den perfekten Plan, wann wir Kinder bekommen wollten, doch dann änderte sich etwas, worauf wir keinen Einfluss hatten.

Die Familienplanung ist wahrscheinlich für die meisten Paare keine einfache Sache. Es gibt Unzähliges, was man dabei beachten muss, und im Alltag ist so viel los. Selbst wenn man der Meinung ist, man habe einen guten Plan aufgestellt, kann ein kleines Detail alles aus der Bahn werfen.

Unsere Familie ist eine „Militärfamilie“. Ich bin in der US-Marine und alles, was wir tun, richtet sich danach, „was die Marine braucht“. Wir ziehen dorthin, wo die Marine uns haben möchte und wann sie uns dort haben möchte. Vor etwa zwei Jahren bekamen meine Frau Shanna und ich unsere erste Tochter Isabelle. Es war eine große Veränderung, weil ich meine Fliegerausbildung noch absolvierte, aber im Großen und Ganzen verlief unser Leben dennoch in geregelten Bahnen. Ungefähr ein Jahr nach Isabelles Geburt hatten wir den Eindruck, dass der richtige Zeitpunkt für ein zweites Kind gekommen war. Ich stand kurz vor dem Abschluss der Fliegerausbildung und sollte bald meinem ersten Geschwader zugeteilt werden.

Wir erfuhren, dass ich dann sofort für ungefähr sieben Monate einen Militäreinsatz im Ausland antreten sollte. Also schmiedeten wir den perfekten Plan: Ich würde den Einsatz antreten, und gleich nach meiner Rückkehr wollten wir versuchen, ein weiteres Kind zu bekommen. So hätten unsere Kinder den Altersabstand, den wir uns wünschten. Außerdem stünden die Chancen gut, dass ich erst einmal eine Zeit lang wieder zuhause sein würde. Wir wandten uns damit im Gebet an Gott und hatten den Eindruck, dass dies die Richtung war, die wir einschlagen sollten.

An einem Montagmorgen erfuhr ich jedoch, dass sich das, „was die Marine brauchte“, geändert hatte und ich einem anderen Geschwader zugeteilt wurde. Ich sollte für ein Jahr fast ununterbrochen unterwegs sein und im Anschluss einen siebenmonatigen Auslandseinsatz absolvieren. Unsere Pläne wurden von einer Sekunde zur anderen umgeworfen und wir wussten nicht, was wir tun sollten. Shanna war der Meinung, dass unser Plan, so wie er war, immer noch am besten für uns wäre, doch ich sagte ihr immer wieder, dass mein Dienstplan da nicht mitspielte. Wir müssten warten, bis ich von meinem Einsatz zurück wäre, und unsere Kinder hätten einen größeren Altersabstand, als wir eigentlich wollten.

Zum Glück vertraute Shanna darauf, dass alles gutgehen würde, wenn wir einfach ein bisschen Glauben zeigten. Ich sagte ihr, dass es für mich in Ordnung sei, vergewisserte mich jedoch, dass ihr bewusst war: Wenn sie nach Plan schwanger werden würde, müsste ich dennoch kurz danach meinen Auslandseinsatz antreten und sie müsste das Baby ohne mich zur Welt bringen. Nicht nur das. Ich würde auch nicht da sein, um mit Isabelle zu helfen. Ich wusste ja, dass meine Frau stark ist, aber mir war nicht klar, wie stark sie ist.

Wir entschlossen uns also, an unserem Plan festzuhalten, und bald war meine Frau schwanger. Während Shannas Schwangerschaft war ich mindestens sechs Monate nicht da. Als sie im siebten Monat war, trat ich meinen Auslandseinsatz in der Annahme an, dass ich erst zurückkommen würde, wenn das Baby schon fünf oder sechs Monate alt wäre.

Eines Morgens um Shannas Entbindungstermin herum sollte ich früh morgens einen Einsatz fliegen, der jedoch gestrichen wurde. Ich legte mich also wieder ins Bett. Einige Stunden später wurde ich angewiesen, sofort im Büro meines Kommandanten zu erscheinen. Dort zeigte er mir eine E-Mail von Shanna, in der stand, dass die Wehen eingesetzt hätten und sie auf dem Weg ins Krankenhaus sei. Zum Glück war Shanna so geistesgegenwärtig, die E-Mail sowohl an meinen Kommandanten als auch an mich zu schreiben, denn E-Mails erreichen ihn immer schneller als mich. Der Kommandant gestattete mir, sein Telefon zu benutzen, und so konnte ich während der Geburt mit Shanna in Verbindung stehen. Alles ging diesmal schneller und einfacher als bei Isabelles Geburt. Shanna meisterte im Kreißsaal alles hervorragend. Obwohl ich nicht da war, hatte sie keinerlei Angst. Alexis wurde ohne Komplikationen geboren. Wäre mein Flug nicht gestrichen worden und hätte Shanna die E-Mail nicht an meinen Kommandanten geschickt, hätte ich alles verpasst und Alexisʼ erste Schreie nicht gehört.

Bald darauf erfuhren wir, dass mir einige Wochen Heimaturlaub gewährt wurden. Wir freuten uns beide sehr, dass ich Alexis früher als angenommen kennenlernen konnte. Es war unglaublich, aus dem Flugzeug zu steigen und zu sehen, dass meine Familie gewachsen war.

Shanna und ich haben beide eine wertvolle Lektion über Glauben gelernt und darüber, alles in die Hände des Herrn zu legen. Wir hatten einen Plan aufgestellt und hatten den Eindruck, dass er das Beste für unsere Familie und unsere Situation sei. Umstände, auf die wir keinen Einfluss hatten, änderten sich. Aber Shanna lehrte mich, dass wir an einem Plan, den der Heilige Geist uns als richtig bestätigt, festhalten sollen. Wir müssen nur gemeinsam mit dem Herrn einen Plan aufstellen und etwas Glauben zeigen. Nicht alles kam so, wie wir es erwartet hatten, doch der Herr, der uns auf unserem Weg seine „liebevolle, große Barmherzigkeit“ (1 Nephi 1:20) schenkte, hat dafür gesorgt, dass alles gutging.