So fern und doch so nah
Braunschweig (JW): Gegenwärtig herrscht eine Zeit der Prüfung, wie sie schon in den Schriften vorhergesagt worden ist. Die Coronapandemie erfasste das Leben weltweit und bestimmt dieses weitgehend. Dies betrifft nicht nur die Schule und Arbeit, sondern ganz besonders für Mitglieder der Kirche den Bereich des religiösen Lebens. Ein Besuch in den Versammlungen ist nicht mehr selbstverständlich und auch der regelmäßige Tempelbesuch fehlt. Die Pfahltreffen finden online statt, Tempel- und Jugendfahrten fallen aus. Dies hinterlässt Spuren, denn die Sehnsucht nach Gemeinschaft ist stark wie nie zuvor.
Im Psalm 100:2 heißt es: „Dient dem Herrn mit Freude! Kommt vor sein Antlitz mit Jubel!“ (Einheitsübersetzung 1980.) Inspiriert durch diese Schriftstelle haben sich die Mitglieder der Gemeinde Braunschweig entschieden, die Online-Mitgliederversammlung am Sonntag mit Jubel zu begehen. Jeden Sonntag war eine Familie in der Gemeinde bereit, jeweils ein Anfangslied, ein Schluss- und ein Abendmahlslied als Video aufzunehmen. Die Lieder wurden dann während der Versammlung für alle online abgespielt, sodass jeder zuhause mitsingen konnte.
Die Gemeindechorleiterin, Schwester Elizabeth Coughanour, unterlegte die Videos jede Woche mit den Liedtexten, damit es für die Mitglieder einfacher war, den Liedern zu folgen und mitzusingen. Es wurde sogar die Übersetzung in englischer Sprache angeboten. Zusätzlich dazu bereitete der Gemeindeorganist jede Woche ein neues Vorspiel vor, das vor Beginn des Gottesdienstes entweder an der Orgel oder dem Klavier gespielt wurde, sodass eine geistigere Einstimmung auf die Versammlung möglich war. Häufiger bereiteten verschiedene Mitglieder der Gemeinde musikalische Einlagen vor, um den Heiligen Geist einzuladen und so die Versammlung zu bereichern. Eine Schwester hatte sogar ein Lied über die Schöpfung selbst komponiert und mit ihrer Schwester für die Versammlung aufgezeichnet. Im Epheserbrief 5:18-20 heißt es: „Lasst euch vom Geist erfüllen! Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn! Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn!“ (Einheitsübersetzung 1980.)
Als nun die Gemeindekonferenz im März 2021 nahte, wurde das Gefühl der physischen Trennung besonders deutlich. Man konnte nicht, wie sonst üblich, beieinandersitzen und den Geist und die Gemeinschaft spüren. Um ein Gefühl der Zusammengehörigkeit aufzubauen, entwickelte sich schließlich die Idee, als Gemeinde zusammen zu singen, und zwar nicht „Familie neben Familie“ in der Kapelle, sondern eben „Zuhause neben Zuhause“ auf dem Bildschirm.
Das Gesangbuchlied „Alle Wege machst du schön“ wurde ausgewählt – ein Lied voller Hoffnung und Trost! Es erinnerte daran, dass in jeder Stunde des Lebens die Sonne in unserem Herzen lachen kann, wenn wir Jesus Christus zu unserem Begleiter wählen.
Woche für Woche, Schritt für Schritt ergänzte eine Aufnahme die nächste. Das Video wuchs und wuchs, Strophe für Strophe sangen die verschiedenen Familien für ihren Herrn. Schwester Coughanour stellte ein wunderbares Gesamtvideo zusammen. Im Refrain in der letzten Strophe waren wir schließlich wieder vereinigt, ob Alleinstehende, Familien, Kinder oder Paare. So fern und doch so nah!
Dieses Gemeindeprojekt hat die Mitglieder und Freunde einander nähergebracht, die Macht der Kirchenlieder war dazu ein Schlüssel. Die Braunschweiger „Gemeindemusikvideo“-Datenbank mit den Beiträgen der Mitglieder füllt sich Sonntag für Sonntag! Eines ist den Mitgliedern gewiss – wenn sie sich eines Tages wieder in die Arme nehmen können, dann werden sie dies gestärkt tun durch das gute Wort Gottes, aber auch durch seine wunderbare Gabe der Musik.