Unseren Mitmenschen ein großer Segen sein
Ich bete darum, dass ihr wundervollen jungen Männer nicht nur würdig seid, dienende Engel zu empfangen, sondern dass ihr … für andere selbst ein dienender Engel werdet.
Als junger Mann von siebenundzwanzig Jahren wurde Wilford Woodruff am 5. November 1834 zum Priester ordiniert. Acht Tage darauf trat er eine zweijährige Mission in den Südstaaten der USA an.1 Eines Abends fanden er und sein Mitarbeiter Unterkunft bei einer Familie, die sie auf dem bloßen Fußboden schlafen ließ, was er „nach sechzig Meilen Fußmarsch ohne Essen ziemlich hart“ fand.2
Am nächsten Tag gingen sie zwölf Meilen durch den Regen, bis sie zum Haus eines Mannes kamen, der dort in Missouri zum Pöbel gehört hatte. Bruder Woodruff berichtete: „Die Familie wollte sich gerade an den Frühstückstisch setzen, als wir hereinkamen. Es war damals in Missouri üblich, dass man zum Essen eingeladen wurde, auch wenn die Leute einem feindlich gesinnt waren; er bat uns also zum Frühstück herein, und wir waren dankbar für die Einladung. Er wusste, dass wir Mormonen waren, und sobald wir begonnen hatten zu essen, begann er, auf die Mormonen zu schimpfen und sie mit Flüchen zu belegen. Er hatte eine große Platte mit Speck und Eiern und reichlich Brot auf dem Tisch, und seine Flüche hielten uns nicht vom Essen ab, denn je schlimmer er fluchte, desto eifriger langten wir zu, bis wir satt waren; dann standen wir auf, nahmen den Hut und dankten ihm für das Frühstück. Seine letzten Worte, die wir hörten, waren immer noch Flüche. Ich bin sicher, der Herr wird ihn für unser Frühstück belohnen.“3
Gegen Ende des ersten Jahres auf Mission berichtete Wilford Woodruff, er sei „dreitausendzweihundertachtundvierzig Meilen weit gereist, habe einhundertundsiebzig Versammlungen abgehalten [und] dreiundvierzig Menschen getauft.“4
Auf seine erste Mission in den Südstaaten der USA folgten zwei kurze Missionen auf den Fox-Inseln vor Maine5 und dann zwei Missionen in England.6 Während seiner späteren Mission in England sagte er 1840, er habe „dank der Segnungen Gottes“ innerhalb von acht Monaten über eintausendachthundert Menschen zur Kirche gebracht.7
Wilford Woodruff hielt sich an diese Verheißung aus dem Buch Mormon: „So hat Gott ein Mittel vorgesehen, wie der Mensch durch den Glauben mächtige Wundertaten vollbringen kann, und so wird er für seine Mitmenschen zu einem großen Segen.“8 Meine jungen Brüder im Aaronischen Priestertum, ich möchte euch daran erinnern, dass der Vater im Himmel nicht nur möchte, dass ihr gut seid, sondern dass ihr auch zu etwas nütze seid, dass ihr euren Mitmenschen dient und ihnen ein Segen und Nutzen seid.
Wir lesen im Evangelium nach Lukas: „Jesus aber wuchs heran, und seine Weisheit nahm zu, und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.“9 In dem Maße, wie wir in unserem irdischen Streben nach Vollkommenheit dem Erretter immer ähnlicher werden, sollten auch wir heranwachsen, an Weisheit zunehmen und bei Gott und den Menschen Gefallen finden.
Wenn die Aktivitäten der Priestertumskollegien und die gemeinsamen Aktivitäten mit den Jungen Damen im Jugendkomitee der Bischofschaft10 sorgfältig und gebeterfüllt geplant und besprochen werden, so helfen sie jedem Jungen und jedem Mädchen, an Weisheit zuzunehmen, da sie die heiligen Schriften und die Worte der lebenden Propheten mehr schätzen lernen und sich an den Jugendaktivitäten beteiligen, die auf das ausgerichtet sind, was tugendhaft und liebenswert ist, was „guten Klang hat und lobenswert“ ist.11
Die gemeinsame Beratung im Jugendkomitee der Bischofschaft sorgt dafür, dass eine ganze Generation zukünftiger Führungskräfte, die lernt, in Räten effektiv zusammen zu arbeiten, sinnvoll geschult wird.
Ihr jungen Männer werdet heranwachsen und physisch stark werden – bei Volkstänzen, Sport und gutem, freundschaftlichem, fairem sportlichem Wettbewerb. Ihr werdet bei Gott Gefallen finden, indem ihr euch in der genealogischen Forschung betätigt, euch im Tempel für eure verstorbenen Vorfahren taufen lasst, treue Heimlehrer werdet, häufig das Gemeindehaus putzt, Pflegeheime besucht und mithelft, euer Gemeinwesen zu verschönern. So werdet ihr beispielhaft diesem Rat von König Benjamin nacheifern: „Wenn ihr euren Mitmenschen dient, allein dann dient ihr eurem Gott.“12 Ein weiser Jugendführer wird weniger Nachdruck auf Geldsammelaktionen und viel größeren Nachdruck auf solche Aktivitäten legen, bei denen ihr selbstlos euren Mitmenschen dient.
Ihr jungen Männer werdet bei den Menschen Gefallen finden und besser auf Mission, Ehe und Beruf vorbereitet sein, indem ihr euch mit verschiedenen Berufen befasst und durch Ansprachen, die Mitwirkung bei Einaktern und Talenteabenden mehr Selbstbewusstsein entwickelt.
Unsere Jugendaktivitäten sollten unseren Glaubenssatz widerspiegeln, dass „Menschen sind, damit sie Freude haben können“13, und wir sollten bereit sein, andere in diese Freude einzubeziehen. Vor kurzem lernte ich eine Frau aus dem Osten kennen, die jetzt im Salzseetal lebt. Sie ist ein engagiertes Mitglied einer anderen christlichen Kirche, und ich fragte sie, wie es ihr gefällt, mitten unter Heiligen der Letzten Tage zu leben. Sie meinte: „Mein Mann und ich haben uns ganz gut eingelebt, aber ich mache mir Gedanken um unsere Tochter im Teenageralter. Jeden Mittwochabend gehen gegen sieben Uhr etliche Mädchen aus der Nachbarschaft an unserem Haus vorbei; sie gehen irgendwohin und haben unsere vierzehnjährige Tochter noch nie gefragt, ob sie Lust hat mitzukommen.“
Ich sagte: „Heute ist Ihr Glückstag, darum kann ich mich nämlich kümmern.“ Sie nannte mir bereitwillig den Namen und die Anschrift ihrer Tochter, und wir setzten uns sowohl mit dem Pfahlpräsidenten als auch dem Leiter des Seminars in Verbindung.
Unsere Freunde und Nachbarn sind die Kinder des liebenden Vaters im Himmel, der sich wünscht, dass alle zu ihm zurückkehren. Können wir zufrieden sein, wenn am Sonntagmorgen nicht alle Mitglieder unseres Kollegiums anwesend sind? Gewiss können wir uns den weniger Aktiven und den Menschen widmen, die einen anderen Glauben haben, und sie herzlich zu unseren JM- und JD-Aktivitäten, zum Seminar, zur Sonntagsschule und zur Abendmahlsversammlung einladen.
Als der auferstandene Johannes der Täufer Joseph Smith und Oliver Cowdery die Hände auflegte und ihnen das Aaronische Priestertum übertrug, erhielten sie auch „die Schlüssel des Dienstes von Engeln“14 – so wie ihr bei eurer Ordinierung. Ich bete darum, dass ihr wundervollen jungen Männer nicht nur würdig seid, dienende Engel zu empfangen, sondern dass ihr, wie der junge Wilford Woodruff, für andere selbst ein dienender Engel werdet, indem ihr euren Glauben übt und mächtige Wunder wirkt und so euren Mitmenschen sehr von Nutzen seid.
Der Satan will euch den Glauben rauben und eure Priestertumsmacht, mit der ihr mächtige Wunder wirken könnt, mindern, aber der liebende himmlische Vater hat euch in seiner Vorsehung zum Schutz die Gabe des Heiligen Geistes geschenkt. Im ersten Kapitel des Buches Mormon erfahren wir, dass Lehi, als er in den heiligen Schriften las, „vom Geist des Herrn erfüllt“ wurde.15 Nephi verheißt uns an einer späteren Stelle: „Weidet euch an den Worte von Christus. … Die Worte von Christus werden euch alles sagen, was ihr tun sollt.“16
Ihr steht vielleicht vor Entscheidungen bezüglich einer Mission, eurer Berufswahl und dann der Ehe. Wenn ihr in den heiligen Schriften lest und um Weisung betet, findet ihr die Antwort vielleicht nicht schwarz auf weiß vor euch, aber ihr werdet beim Lesen deutliche Eingebungen spüren, und der Heilige Geist wird – wie verheißen – „euch alles zeigen, was ihr tun sollt“.17
Der Satan will, dass ihr eure Entscheidungsfreiheit für alle möglichen Formen von Suchtverhalten hergebt, aber der liebende himmlische Vater hat euch durch seinen Propheten Jesaja verheißen, dass er euch, wenn ihr eure körperlichen Begierden durch aufrichtiges Fasten zügelt, hilft, „die Fesseln des Unrechts zu lösen“ und „jedes Joch zu zerbrechen“.18 Erhebt doch durch das Fasten Anspruch auf diese Verheißung. Wer sich heiligen will, muss sich dafür anstrengen. Indem wir fasten, schaffen wir in uns mehr Raum für die Fülle des Evangeliums.
Schriftstudium und Fasten, bei dem wir vorher und nachher beten, können wirklich dazu beitragen, dass „alles Dunkle dann vergeht“.19 Das gesamte Leben des Propheten Joseph Smith beweist die Macht des Betens und die Erfüllung der Verheißung des Herrn: „Wenn du bittest, wirst du Offenbarung um Offenbarung … empfangen.“20 Eine wichtige Offenbarung, die ihr empfangen werdet, betrifft Einsichten dazu, wie ihr anderen, die sich verirrt haben, am besten helfen könnt. Dabei tun wir gut daran, diesen weisen Rat von Präsident Hinckley im Auge zu behalten: „Der Heilige Geist gibt Zeugnis von der Wahrheit, er kann Menschen in dem unterweisen, was sie einander nicht lehren können.“21
Präsident Gordon B. Hinckley hält gute Freunde für einen wichtigen Schlüssel dazu, wie wir neue Mitglieder aktiv erhalten und die weniger Aktiven zurückgewinnen können. Robert Browning hat so wundervoll beschrieben, warum das so ist:
Wär ich erwählt wie ihr,
würd ich mit Liebe mich umgeben und,
wie mit einem Wall, mit Freunden;
nie könnt‘ ich dann noch irre gehn, wenn
liebe Freunde, denen ich am Herzen liege,
so gütig über meine Wege wachen.22
Als Präsident der Kirche erklärte Wilford Woodruff in hohem Alter: „Wenn jemand seine Berufung groß macht, kommt es nicht darauf an, ob er Priester oder Apostel ist. Ein Priester hat die Schlüssel des Dienstes der Engel inne. Niemals, ob als Apostel, als Siebziger oder als Ältester, habe ich den Schutz des Herrn mehr mit mir gehabt als im Amt des Priesters. Der Herr hat mir damals durch Visionen, durch Offenbarungen und durch den Heiligen Geist vieles offenbart, was vor mir lag.“23
Meine lieben jungen Brüder, ich bete, dass wir alle durch unseren Glauben die Macht unseres Priestertums so nutzen, dass wir mächtige Wunder wirken, indem wir das Evangelium verkünden und unseren Mitmenschen dienen und ihnen so ein großer Segen sind. Im Namen Jesu Christi. Amen.