Innere Stärke entwickeln
Wie können wir uns so zur Wahrheit bekehren, so voll Glauben und voller Gottvertrauen sein, dass wir Prüfungen durchstehen können und sogar gestärkt aus ihnen hervorgehen?
Im Namen meiner Ratgeberinnen und des Hauptausschusses der FHV danke ich den Mitgliedern der Kirche auf der ganzen Welt, ganz besonders den Schwestern, die aufgrund ihrer Glaubenstreue und Hingabe ihre Zeit und ihre Talente dafür widmen, Einzelnen und Familien überall in der Welt ein Segen zu sein.
In dem Segen, den Präsident Hinckley mir bei der Einsetzung gab, sprach er darüber, wie die FHV dienen kann. Er sagte: „Es ist eine großartige Organisation, vielleicht die größte und älteste ihrer Art auf der ganzen Welt. Es ist ihre Aufgabe, Gutes zu tun, den Bedrängten und Bedürftigen zu helfen; Ausbildung, gute Haushaltsführung und andere Fertigkeiten bei Frauen überall auf der Welt zu fördern.“
Als Richtschnur haben wir die Deklaration der FHV, die Versammlung Wohnen, Familie und eigene Entfaltung und das Besuchslehrprogramm. Diese Programme wurden sorgfältig zusammengestellt und werden jetzt eingesetzt, um den Schwestern zu helfen, ihre innere Stärke durch Dienen und Einigkeit zu festigen.
Um zu verdeutlichen, von welcher Art innerer Stärke ich spreche, möchte ich Ihnen von Susanna Stone Lloyd erzählen, die mit 26 Jahren 1856 England verließ, um allein nach Utah zu reisen. Sie war das einzige Mitglied der Kirche aus ihrer Familie. Susanna schloss sich der Willie-Handkarrengruppe an. Wie so viele andere Pioniere ertrug sie lebensbedrohlichen Hunger, Krankheiten und Erschöpfung.
Nach ihrer Ankunft im Salzseetal borgte sich Susanna einen Spiegel, um sich zurechtzumachen. Sie erzählt, was sie trotz all ihrer Bemühungen sehen musste: „Ich werde nie vergessen, wie ich aussah. Manche meiner alten Freunde haben mich nicht erkannt.“ Nachdem sie ihren eigenen Spiegel einem Indianer für ein Stück Büffelfleisch überlassen hatte, hatte sie wenig Zeit damit verbracht, sich selbst anzuschauen. Jetzt erkannte sie ihr eigenes Spiegelbild nicht mehr. Sie war ein anderer Mensch geworden, innerlich wie äußerlich. Auf ihrer Reise über felsige Gebirgskämme und während großem Ungemach entwickelte sie eine tiefe Überzeugung. Ihr Glaube war erprobt und ihre Bekehrung gefestigt worden. Sie war auf eine Art und Weise geläutert worden, die auch der beste Spiegel nicht zeigen konnte. Susanna hatte um Stärke gebetet und sie gefunden – tief in ihrer Seele.
Über diese innere Stärke möchte ich sprechen. Wie können wir uns so zur Wahrheit bekehren, so voll Glauben und voller Gottvertrauen sein, dass wir Prüfungen durchstehen können und sogar gestärkt aus ihnen hervorgehen?
Man muss nicht erst alt werden, um herauszufinden, dass das Leben selten so läuft, wie man es sich vorstellt. Jeder erlebt Unglück und Bedrängnisse. Kennen Sie irgendjemanden, der nicht gern etwas an sich oder seinen Lebensumständen ändern würde? Und trotzdem bin ich sicher, dass Sie viele kennen, die im Glauben vorangehen. Sie werden von diesen Menschen angezogen und durch sie inspiriert und durch ihr Beispiel sogar gestärkt.
In den letzten fünf Jahren bin ich in Afrika und in Spanien mit Schwestern zusammengekommen, die auf ihre Weise Pioniere sind. Ich war von ihrer inneren Stärke beeindruckt und wurde durch ihre tiefen Zeugnisse inspiriert. Diese Schwestern leben gemäß den Wahrheiten, die in der Deklaration der FHV bekräftigt werden.
Die Deklaration erinnert uns daran, wer wir wirklich sind und warum wir das tun, was wir tun. Je mehr wir uns an diese Weisungen halten, desto mehr innere Stärke werden wir haben. Wir reflektieren das, was wir glauben. Fasten, Beten und Schriftstudium wirken sich auf unsere Beziehung zum Erretter aus. Ich möchte noch zwei weitere Möglichkeiten hervorheben, wie wir innere Stärke entwickeln können:
Dienen
Wenn wir wahrhaft bekehrt sind, wenden wir unseren Blick von uns auf andere. Im Dienen können wir innere Stärke finden. Nichts freut den Widersacher mehr, als wenn wir uns durch selbstsüchtige Sorgen und Begierden ablenken lassen. Doch wir wissen es besser. Dienen hilft uns, auf dem rechten Weg zu bleiben.
Bei Frauenkonferenzen, in den Versammlungen Wohnen, Familie und eigene Entfaltung und vor allem bei Ihnen zu Hause bin ich durch Ihr Dienen inspiriert worden.
Vor wenigen Wochen rief mich der Präsident des Gebietes Europa Mitte an. Er sagte, dass die Mitglieder und Missionare in Albanien und Moldawien sehr frören, und fragte, ob die FHV vielleicht Decken habe, die sie dorthin schicken könne. Stellen Sie sich meine Freude vor, als ich vom Humanitären Dienst erfuhr, dass wir 1,000 Decken spenden konnten. In nur wenigen Tagen waren sie verpackt und verschickt. Der Missionspräsident schrieb: „Die Mitglieder waren gerührt, dass andere Mitglieder an sie gedacht haben.“ Danke für Ihren selbstlosen Einsatz!
Schwestern, schauen Sie sich die vorgeschlagenen Themen für die Versammlung Wohnen, Familie und eigene Entfaltung genau an und finden Sie Wege, wie geistige Stärke gefördert, Fertigkeiten entwickelt, das Zuhause und die Familie gestärkt und der Dienst des Evangeliums geleistet werden können. Wenn wir das tun, sind wir weniger mit unseren eigenen Problemen beschäftigt und entwickeln mehr Gottvertrauen.
Einigkeit
Eine weitere Möglichkeit, innere Stärke zu entwickeln, ist, sich um Einigkeit in unseren Familien, Pfählen, Gemeinden und Führungsgremien zu bemühen. Der Herr hat gesagt:“Und wenn ihr nicht eins seid, dann seid ihr nicht mein.“
Einigkeit in Absicht, Gedanken und Empfindungen ist eine erhöhende Eigenschaft. Wenn wir unsere Unterschiede außer Acht lassen und die Stärken des anderen schätzen, können wir Großes bewirken. Der Prophet Joseph Smith hat gemahnt: „Legt kein strenges Maß an, wenn ihr die Tugend eurer Mitmenschen in Betracht zieht … Eure Seele muss sich füreinander erweitern. … “ Derartige Großzügigkeit des Geistes bewirkt größere Einigkeit.
Ich habe Pfähle und Gemeinden besucht, die einig sind. Die Leitungen der Hilfsorganisationen unterstützen sich gegenseitig und stimmen ihre Arbeit aufeinander ab. Sie unterstützen ihre Priestertumsführer und streben gemeinsam danach, Familien zu Christus zu bringen. Während das Reich Gottes voranschreitet, müssen wir uns in dem Bestreben vereinigen, Seelen zu erretten.
Als Präsidentschaft der FHV sind wir für den neuen Schwerpunkt beim Besuchslehren dankbar. Die neuen Botschaften halten die Schwestern dazu an, etwas über einen Evangeliumsgrundsatz aus den heiligen Schriften und den Lehren der Ersten Präsidentschaft oder anderer Generalautoritäten vorzulesen. Sie können dann Einsichten und Erlebnisse darüber austauschen, wie sie gesegnet worden sind, weil sie diesen Grundsatz befolgt haben.
Schwestern, wenn Sie sich an diese Vorgaben halten, werden Sie größere Einigkeit mit Ihrer Mitarbeiterin und den Frauen, die Sie belehren, verspüren. Sie werden in geistiger Hinsicht gestärkt.
Wie unsere Lebensumstände auch aussehen mögen: Wer von uns kann es sich leisten, sein Leben vor den Spiegeln des Selbstmitleids und der Entmutigung zu verschwenden? Wie uns der Apostel Paulus ermahnt, müssen wir uns von Zeit zu Zeit „selbst prüfen“. Wir alle müssen umkehren, Schwächen erkennen und näher zu Christus kommen. Wie Susanna müssen wir vielleicht Opfer bringen, um Zeiten des Schmerzes, der Trauer und der Entmutigung ertragen zu können. Doch wenn wir dies tun, werden wir gottgegebene Stärken entdecken, die wir andernfalls vielleicht nie bemerken würden.
Präsident Joseph F. Smith sprach voller Bewunderung über die innere Stärke der Pionierfrauen. Er sagte: „Der Tod bedeutete ihnen nichts. Mühen waren nichts. Kälte, Regen oder Hitze bedeuteten ihnen nichts. Sie kannten und empfanden und wünschten sich nur den Triumph des Gottesreichs und der Wahrheit, die der Herr ihnen gegeben hatte.“ Und dann fragte er mit der ganzen Ernsthaftigkeit eines Propheten Gottes: „Und wo sind diese Frauen heute?“
Ich bin heute hier, um Ihnen zu bezeugen, dass es überall auf der Welt solche Frauen in der Frauenhilfsvereinigung gibt. Ich bin unsagbar dankbar für die Gelegenheit, die ich habe, in der heutigen Zeit Frauen zu treffen, die „in der Erkenntnis der Wahrheit stark geworden sind.“ Ich weiß von ganzem Herzen, dass der Herr „Schwaches … stark werden lassen“ kann. Ich weiß, dass dies sein Werk und sein Reich ist. Ich weiß, dass wir alle durch die Entscheidungen, die wir für unser Leben treffen, den Erretter widerspiegeln können. Im Namen Jesu Christi. Amen.