Belehrbar sein
Wenn wir belehrbar sind, können die volle Kraft und alle Segnungen des Sühnopfers in unserem Leben wirksam werden.
Ein wahrer Jünger des Herrn ist belehrbar. Mit wenigen Worten vermittelt Abraham uns viel darüber, warum er so sehr gesegnet wurde. Er hatte „den Wunsch, Belehrung zu empfangen und die Gebote Gottes zu halten“.1 Der Wunsch, Belehrung zu empfangen, erfordert mehr als die Bereitschaft zuzuhören, denn erst wenn der Drang nach Unterweisung uns stärker motiviert als der bequeme Wunsch, so zu bleiben, wie wir sind, werden wir belehrbar.
Präsident Brigham Young hat gelehrt: Unsere „erste und vornehmste Pflicht besteht darin, den Herrn zu suchen, bis wir den Weg zur Verständigung zwischen Gott und unserer Seele geöffnet haben“.2 Kurz nach seinem Tod erschien der Prophet Joseph Smith dem Brigham Young im Traum und unterwies ihn: „Sagt den Menschen, sie sollen demütig und treu sein und darauf achten, dass sie den Geist des Herrn behalten, dann führt er sie recht. Sie sollen darauf achten, dass sie sich nicht von der sanften, leisen Stimme abwenden; sie wird sie lehren, was sie tun und wohin sie gehen sollen; sie wird die Frucht des Gottesreichs hervorbringen.“3
Wie können wir erreichen, dass die Macht der göttlichen Unterweisung für uns wirksam wird? Zuerst müssen wir bereit sein, uns unterweisen zu lassen. Während viele von Natur aus nach Rechtschaffenheit hungern und dürsten, müssen andere erst gezwungen werden, demütig zu sein.4 Manch einer würde, statt der Unterweisung zu folgen und sich zu ändern, lieber einfach die Regeln ändern. Naaman wollte gewiss seinen Aussatz loswerden, er ging aber zornig fort, als ihm der Bote des Propheten sagte, er solle sich einfach sieben Mal im Jordan waschen. Das war lästig und viel zu einfach, und außerdem fand er die Flüsse in seinem Land besser als den Jordan. Dennoch wurde sein Aussatz geheilt, als er auf seine Diener hörte, seine Meinung änderte und handelte, „wie ihm der Gottesmann befohlen hatte“.5 Ihm wurde deutlich gezeigt, dass es in Israel einen Propheten und einen Gott gab. Auch wir müssen erkennen, dass Gott durch Gesetze herrscht und dass seine Weisheit größer ist als die unsrige.6 SogarMose stellte, nachdem er die Majestät Gottes und das, was seine Hände geschaffen haben, gesehen hatte, fest, „dass der Mensch nichts ist, und das hätte [er] nie gedacht“.7
Zweitens müssen wir unseren Verstand und unser Herz bereitmachen. Wir erreichen dies durch gebeterfülltes Nachdenken und viel Mühsal im Geist.8 Diese Mühsal bedeutet Anstrengung. Man muss etwas tun, nämlich in den heiligen Schriften forschen und ihnen gehorchen. Wenn wir uns gedemütigt und den Stolz von uns getan haben, wird unser Herz weich und dann können wir uns auf den Rat und die Unterweisung vom Himmel konzentrieren. Lamonis Vater, der mächtige König der Lamaniten, änderte auf genau diese Weise seine Sichtweise und streckte sich sogar auf die Erde nieder, um zu zeigen, dass er fest entschlossen war, Gott zu erkennen. Er rief: „Ich will alle meine Sünden ablegen, um dich zu erkennen und zu wissen, dass ich von den Toten auferweckt und am letzten Tag errettet werde.“9
Drittens müssen wir die Unterweisung, die wir erhalten, befolgen. Alma hat gesagt, dass wir mit seinen Worten einen Versuch machen und zu einem kleinen Teil Glauben ausüben sollen.10 Nephi erklärte schlicht: „Ich will hingehen und … tun.“11 Welch wunderbar fügsame Einstellung er doch erkennen ließ, denn er hörte auf den Rat seines Vaters und holte die Messingplatten und gehorchte auch, als ihm gesagt wurde, wo er jagen sollte und als der Herr ihm gebot, ein Schiff zu bauen.12 Jedes Mal machte er vertrauensvoll weiter und ging vorwärts, ohne im Voraus zu wissen, was er tun sollte13 und wie es wohl ausgehen mochte. Da wir uns aber frei entscheiden können, wird das Leben manchmal eine schwierige Reise, auf der wir Herz und Verstand den göttlichen Wahrheiten zuwenden müssen. Dennoch ist es so, wie Präsident Thomas S. Monson gesagt hat: „Der Herr erwartet, dass wir denken. Er erwartet, dass wir handeln. Er erwartet, dass wir arbeiten.“14
Belehrbar werden ist ein Vorgang, bei dem wir Zeile um Zeile lernen. Bei diesem Vorgang wandeln wir Gedanken und Gefühle in Taten um. Unser Lohn ist jedoch groß, wenn wir auf diese Weise Glauben üben und so eine Verbindung zum Herrn aufbauen. Der Herr hat gesagt: „Gesegnet sind, die auf meine Lehren hören und meinem Rat ihr Ohr leihen; denn sie werden Weisheit lernen.“15 Er hat auch gesagt: „Und jeder, der auf die Stimme des Geistes hört, kommt hin zu Gott, nämlich dem Vater.“16
Vor einigen Jahren fragte ich meinen Schwiegervater, einen erfahrenen Bischof, warum er in der Hemdtasche immer eine Karteikarte bei sich hatte. Er antwortete, er empfinge manchmal Eingebungen. Dann hole er gerne die Karte heraus und schreibe diese Eindrücke nieder, wann immer er sie habe. Und dann bemühe er sich, so schnell wie möglich danach zu handeln. Es stimmt mich demütig, wenn ich bedenke, dass die sanfte, leise Stimme immer für uns da ist, um uns zu lehren, was wir tun und wohin wir gehen sollen. Der Herr sagt uns, dass oft noch weitere Eingebungen kommen, wenn wir den ersten Folge leisten. Befolgen wir sie nicht, nehmen sie letztlich ab.
Wenn wir belehrbar sind, erlangen wir ein noch größeres Zeugnis davon, dass der himmlische Vater um uns besorgt ist. Wir erlangen die feste Gewissheit, dass unser Lebensweg seinem Willen entspricht.17 Wir haben sogar Gründe, gut zu sein, Gründe, uns sittlich zu verhalten, und Anlass, unser Verhalten zu ändern. Wenn wir belehrbar sind, können die volle Kraft und alle Segnungen des Sühnopfers in unserem Leben wirksam werden. Wir werden empfänglich für die Eingebungen des Heiligen Geistes, so dass die rechtschaffenen Grundsätze, die uns die Propheten lehren, und die Wahrheit aus der Erde Christus wirklich in den Mittelpunkt unseres Lebens rücken können.18 Wir werden zu seinen wahren Jüngern.
Dadurch, dass wir diese Wahrheiten von ganzem Herzen lieben, entsteht eine Verbundenheit zwischen uns und der Quelle der Wahrheit selbst, „denn Intelligenz hält fest an Intelligenz; Weisheit empfängt Weisheit; Wahrheit nimmt Wahrheit an und Tugend liebt Tugend.“19 So werden wir feststellen, dass wir das, was wir am meisten schätzen und was uns am wertvollsten ist, vom Herrn selbst gelernt haben.
Ich bezeuge, dass wir dank dem Propheten Joseph Smith unzählige Offenbarungen der Wahrheit empfangen haben, die vom Sühnopfer Jesu Christi Zeugnis ablegen. Wenn wir belehrbar sind, werden wir diese Offenbarungen, die auch heute durch unsere lebenden Apostel, Propheten, Seher und Offenbarer ergehen, deutlicher wahrnehmen und an ihnen festhalten. Im Namen Jesu Christi. Amen.