2019
Alles erschien mir selbstverständlich und klar
Februar 2019


Bekehrungsgeschichte

Alles erschien mir selbstverständlich und klar

Es war Anfang der 30er Jahre. Ich besuchte in Kärnten die Volksschule und freundete mich als Katholikin mit einigen evangelischen Mädchen an. Im Religionsunterricht erfuhren wir jedoch, dass wir uns mit Menschen evangelischen Glaubens nicht abgeben sollten. Als von der Kanzel herab zugleich Nächstenliebe und Feindschaft mit den „Andersgläubigen“ gepredigt wurde, entschied ich mich für meine Freundinnen und ging nicht mehr zur Kirche. Damals war ich zwölf. Mit 16 Jahren erfuhr ich zum ersten Mal, dass es eine Bibel gab, und zwar, als ich zu Weihnachten bei meiner Freundin zu Besuch war und die Familie die Bibel zur Hand nahm, um im Lukas-Evangelium zu lesen.

Während des Krieges arbeitete ich in England, heiratete und wurde bald danach wieder geschieden. In dieser Zeit betete ich viel, der Herr möge mir helfen, mit dem Rauchen aufzuhören. Und tatsächlich nahm mich eine Freundin zu einer religiösen Veranstaltung nach Manchester mit, bei der ein bekannter Prediger sprach. Als wir uns dem Fußballplatz näherten, wo vielleicht 30.000 Leute versammelt waren, hörte man schon von weitem, wie das Lied „How Great Thou Art“ (Wie groß bist du!) gesungen wurde. Doch wir bekamen keinen Sitzplatz, erst im letzten Augenblick fanden wir ganz hinten einen Stehplatz.

Der Prediger sprach über alles Mögliche, doch ein Satz traf mich wie ein Schlag: „Gott möchte von dir keine Zigarettenschachtel, sondern er möchte dein Herz!“ Ich spürte: Das hat er zu mir gesagt! Von diesem Tag an habe ich nie wieder eine Zigarette angerührt und nicht einmal daran gedacht. Für mich war das ein Wunder, das meinen Glauben an Gott sehr gestärkt hat. Ich weiß, wie es ist, von einer Minute auf die andere ein neuer Mensch zu sein. Ich ging damals in jede Kirche, die räumlich nahe war, und in England gab es viele verschiedene Kirchen, darunter Methodisten, Baptisten und so weiter. Es war mir egal, wenn ich nur Predigten über Jesus Christus hörte.

Nach dem Krieg kehrte ich zurück nach Österreich und arbeitete in der Hotellerie. Als ich eines Tages in einem Hotel in Innsbruck die Tischwäsche kontrollierte, kamen zwei junge Männer zur Tür herein und fragten mich: „Glauben Sie an Jesus Christus?“ Ich antwortete: „Selbstverständlich!“ Sie erzählten mir daraufhin, dass sie aus Amerika kamen und das wiederhergestellte Evangelium verkündigten. Als sie mir von Joseph Smith erzählten, hat mich diese Geschichte so interessiert, dass ich sie bat, ein anderes Mal wiederzukommen. Wir trafen uns bei mir zuhause und später im Innsbrucker Gemeindehaus, das damals gerade neu erbaut und eingeweiht worden war. Wie erstaunt war ich über die wunderschönen Kirchenräume und vor allem, dass hier alles so sauber und ordentlich war! Ich fühlte mich auf Anhieb wohl in dieser Umgebung, und die Botschaft der Missionare hat mich sehr interessiert.

Eines Tages sagten die beiden: „Können wir in drei Wochen Ihre Taufe ansetzen?“ Ich war überrascht, auch hatte ich das Buch Mormon noch nicht gelesen. Aber dennoch erschien mir alles, was sie sagten, selbstverständlich und klar. Es gab nichts, von dem ich sagen konnte: Das glaube ich nicht. Und so sagte ich Ja und wurde getauft.