Stimmen von Heiligen der Letzten Tage
Auf zur nächsten Markierung ...
Darmstadt (AM): Vor kurzem haben wir als Familie eine Wanderung gemacht. Wir wählten einen schönen Weg mit abwechslungsreichen Landschaften, vielfältiger Natur, schattigen Wäldern und sonnigen Höhen aus. Wir packten ein Picknick und nahmen Wasser und Decken mit. Wir waren vorbereitet. Es ging fröhlich und mit guter Laune los. Das hielt ungefähr eine halbe Stunde an, bis unser Jüngster realisierte, dass die Wanderung nicht schon so gut wie vorbei war, sondern erst begonnen hatte.
Plötzlich wurde er müde und wollte am liebsten keinen Schritt weitergehen. Es kam ihm zu lang und zu schwierig vor. In der Hoffnung, dass er nahe hinter uns bleiben würde, liefen wir zunächst einfach weiter. Der Abstand wurde jedoch immer größer. Jetzt wollte er erst recht aufhören zu laufen. Es erschien ihm, als ob er uns niemals wieder einholen würde. Wir wussten nicht, wie wir ihn motivieren könnten. Dann sprang seine Schwester in die Bresche. Sie lief den Weg zu ihm zurück und tröstete ihn. Liebevoll ermutigte sie ihn, weiterzugehen. Sie zeigte ihm die Markierungen, die uns den geplanten Weg wiesen. „Meinst du, du kannst die nächste Markierung finden?“, fragte sie ihn. So half sie ihm, weiterzugehen, von Markierung zu Markierung. Innerhalb kurzer Zeit gingen die beiden Geschwister vorneweg, nach der nächsten Wegmarkierung Ausschau haltend. Den Rest des Weges waren sie uns sogar zumeist ein paar Schritte voraus und führten uns anhand der Markierungen sicher ans Ziel.
Als ich diese Woche König Benjamins Rede las, erinnerte ich mich an unsere Wanderung. „Ihr werdet [eure Kinder] vielmehr lehren, auf den Wegen der Wahrheit und Ernsthaftigkeit zu wandeln; ihr werdet sie lehren, einander zu lieben und einander zu dienen. Und auch ihr selbst werdet denen beistehen, die eures Beistands bedürfen.“ (Mosia 4:15,16.)
Mir gefällt der Gedanke sehr, dass wir einander beistehen können. Wenn jemand das Gefühl hat, dass er auf dem Weg des Evangeliums zurückbleibe oder dass der Weg zu lang und zu schwer sei, können wir derjenige sein, der liebevoll aufmuntert und dazu ermutigt, das nächste Stück des Weges zu gehen, bis zur nächsten Markierung. Vielleicht haben wir selbst auch Zeiten erlebt, in denen wir mit Liebe und Geduld eine Zeit lang unterstützt wurden oder es gebraucht hätten.
Elder Holland hat bei der Generalkonferenz eine zurückgekehrte Missionarin zitiert. Sie sagte: „Wir sind nicht so weit gekommen, um jetzt stehenzubleiben.“ Wenn wir so weit gekommen sind, können wir einander unterstützen, um gemeinsam weiterzugehen. Wunderbare neue Horizonte warten auf uns, wenn wir den Weg des Herrn treu beschreiten. Und noch schöner ist es, jemanden abzuholen und auf diesem Weg mitzunehmen.