2020
Ich habe vieles von meiner Mission erwartet, aber nicht das
August 2020


Ich habe vieles von meiner Mission erwartet, aber nicht das

Darmstadt (AM): Ich glaube, die COVID-19-Pandemie hat das Leben aller Menschen beeinträchtigt. So war es auch bei mir und meinem Mitarbeiter in der Guatemala-Mission Guatemala-Stadt Ost.

Als ich das erste Mal von diesem neuen Virus hörte, dachte ich mir erst mal nichts dabei. Es war der 17. Februar 2020, und in Deutschland gab es damals nur 16 bestätigte Fälle. Das alles war so weit weg, und ich hätte mir niemals vorstellen können, welche Auswirkungen das auf mich haben würde. Dann ging aber alles ganz schnell.

Nach nur drei Wochen forderte uns unser Missionspräsident auf, einen Vorrat an den nötigsten Dingen anzulegen für den Fall, dass wir in Quarantäne müssten. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keinen Erkrankten in Guatemala, also machten wir uns noch keine großen Sorgen. Die Missionsarbeit ging normal weiter.

Woche für Woche teilte mir meine Familie dann die neuen Zahlen aus Deutschland und der ganzen Welt mit. Das Virus verbreitete sich zügig. Plötzlich überschlugen sich die Dinge. Die Kirchenversammlungen fanden nicht mehr statt, was es wesentlich schwieriger machte, den Menschen, die wir unterwiesen, bei ihrem weiteren Fortschritt zu helfen. Dann wurden wir tatsächlich in Quarantäne geschickt und hatten so nun nicht mehr die Erlaubnis, jemanden zu unterrichten. Wir machten uns viele Sorgen um die Freunde der Kirche.

Ich hatte von anderen Missionaren in anderen Teilen der Welt mitbekommen, dass diese ihre Interessenten mithilfe ihrer Smartphones weiterhin unterwiesen. Wir hatten kein Smartphone, und so riefen wir einfach täglich an und lasen zum Beispiel mit unseren Interessenten das Buch Mormon über das Telefon.

Nach nur einer weiteren Woche kam die Nachricht, dass alle nicht einheimischen Missionare aus ganz Guatemala herausgeholt und nach Hause geschickt werden würden. Sechs Wochen, nachdem ich das erste Mal von Corona gehört hatte, war ich nach einer abenteuerlichen Rückreise von 63 Stunden Dauer zuhause bei meiner Familie.

Am selben Abend noch wurde ich als Vollzeitmissionar entlassen und konnte somit meine Mission nicht ganz beenden. Ich versuche weiterhin, mit den Menschen in Guatemala in Kontakt zu bleiben und auch von zuhause aus mitzuhelfen, dass andere die Segnungen des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi in ihrem Leben haben können.