Peter und Paul – ein berührendes Ereignis!
Wien (RHS): Als ich 1965 zur Kirche kam, zählte Peter in kurzer Zeit zu meinen Freunden. Als ich „GFV“-Leiter (das war damals eine Berufung mit großen Herausforderungen) wurde, holte ich mir Peter als Ratgeber. Wir arbeiteten einige Jahre sehr erfolgreich und eng zusammen. Eines Tages bestand Peter darauf, von nun an nur noch „Paul“ genannt zu werden. Ich fand das etwas eigenartig, hatte aber keine Ahnung, was der Auslöser hätte sein können.
An einem Samstag besuchte ich meine Mutter und meinen Vater an ihrem Urlaubsort. Da wir Distriktskonferenz hatten, wollten meine Frau und ich mit einem Zug fahren, der uns zeitgerecht nach Wien bringen sollte. Mein Vater und ich suchten sehr gewissenhaft am Fahrplan, wann dieser Zug abfahren würde. Wir waren rechtzeitig am Bahnhof. Aber der Zug kam nicht. Mein Vater und ich waren trotz unserer Gewissenhaftigkeit blind gewesen und übersahen, dass heute Samstag war. Ja, wir hätten den früheren Zug nehmen müssen. Grete und ich stiegen dann in den späteren Zug ein. Damals ging noch der Schaffner durch die Waggons, um Fahrkarten zu verkaufen. Der Schaffner kam und ich konnte es nicht glauben – wenn ich nicht gewusst hätte, dass Paul in einer Druckerei arbeitete, hätte ich ihn jetzt mit „Servus Paul“ begrüßt. Die Ähnlichkeit war erstaunlich! Während des Kaufes der Karten drängte mich der Geist: „Sag es ihm, sag es ihm, dass du einen Freund hast, der ihm sehr ähnlich ist!“ Nun – träge wie ich war, ignorierte ich diese Einflüsterung und dachte: „Das interessiert den ja überhaupt nicht!“
Der Schaffner ging. Er war offensichtlich ein ehrlicher Mann. Er kam nämlich zurück, weil er sich um einen Schilling verrechnet hatte, und gab ihn uns zurück. Und wieder drängte mich der Geist. Diesmal heftiger. „Sag es ihm, sag es ihm doch!“ Stur und dumm wie ich war, verdrängte ich dieses Gefühl nochmals, und der Schaffner ging wieder. Aber er kam ein drittes Mal zurück, um uns auf eine kleine Ungereimtheit im Fahrplan hinzuweisen.
Ja, da endlich war der Geist so heftig, dass ich dem Schaffner sagte, dass ich mit jemandem gut befreundet sei, der ihm sehr ähnlich sieht. Da geschah etwas Ungewöhnliches! Der Mann begann zu weinen. Er erzählte uns, dass Paul sein Zwillingsbruder sei. Er sei Peter, und er habe schon versucht, mit Paul Kontakt aufzunehmen. Aber Paul habe immer wieder abgeblockt. Da war meiner Frau und mir klar, dass wir die Werkzeuge sein sollten, um die beiden zusammenzuführen.
Nach dieser eindringlichen Demonstration des Geistes war nun Paul bereit, den Kontakt aufzunehmen. Der Kontakt zwischen Peter und Paul entwickelte sich dann zu einer wertvollen Freundschaft.
Auch für mich war das ein bedeutender Tag! Mir wurde bewusst, warum mein sehr gewissenhafter Vater und ich uns beim Fahrplanlesen „irren“ mussten. Für mich war dieses Ereignis eine besondere Aufforderung: Sei demütiger und vertraue dem Herrn, wenn er dir etwas sagen möchte!